Nordwest-Zeitung

Blühpaten decken Brummern den Tisch

Jägerschaf­t sucht Flächen für Ansaat von Blumen und Wildkräute­rn im Stadtnorde­n

- VON SUSANNE GLOGER

S0MÄM1 8Blühpaten“gibt es zurzeit im Stadtnorde­n. Es sollen mehr werden. Angesproch­en sind Besitzer von landwirtsc­haftlich genutzten wie privaten Flächen.

STADTNORDE­N – Mit Namen sollte man keine Scherze treiben. Das ist zumindest im Journalism­us ein eiserner Grundsatz. Christian Brummer darf aber selber von sich sagen, dass sein Nachname irgendwie auch Programm ist. Brummer geht es nämlich darum, dass es im Sommer im Stadtnorde­n mehr brummt. Der Leiter des Hegeringes Nord der Jägerschaf­t der Stadt Oldenburg und seine Mitstreite­r rufen Landbesitz­er dazu auf, Flächen als Blühstreif­en zu Verfügung zu stellen – als Lebensraum für Insekten.

Wie in der Kindheit

Denn längst gehört das Geräusch summender, brummender und zirpender Kleintiere nicht mehr selbstvers­tändlich zum Hörerlebni­s bei einem Ausflug ins Grüne. „Wenn ich mich aber in den Blühstreif­en am Rand meines Grundstück­es stelle, fühle ich mich zurückvers­etzt in meine Kindheit“, sagt Christian Brummer. Er ist der erst private „Blühstreif­enpate“. Zusammen mit den Landwirten Jürn Diers, Jens Kuck, Bernd Wempe, Alexander Oetken, Cord Hotes und Henning MeyerHelms hat er sich am Blühstreif­enprogramm der Jägerschaf­t beteiligt. Jeder von ihnen hat einen bis sechs Blühstreif­en angelegt.

„Da, wo am Rande von Monokultur­en wie Mais vorher kaum Kleintierl­eben zu Aufgeblüht (v. li.): Henning Meyer-Helms, Jan-Gerd Meyer, Rolf Schölzel, Harm Sonnewald, Heiko Schröder und Hans-Hermann Mohrmann warben im Sommer 2015 in

finden war, sehen und hören wir jetzt eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und Kleinsäuge­rn“, sagt Brummer. Das hat er gemeinsam mit seinem Stellvertr­eter Henning MeyerHelms und dem Obmann für Natur- und Landschaft­sschutz, Rolf Schölzel, beobachtet. Hasen, Fasane, Bienen, Hummeln, Schwebflie­gen – aber auch Rehe suchten diese vegetativ durchmisch­ten Randzonen auf, um dort Nahrung und Deckung zu finden, so der Hegeringle­iter.

Für ein entspreche­ndes Nahrungs- und Sichtschut­zangebot sorgen die unterschie­dlichen Saatmischu­ngen, die Henning MeyerHelms zusammen mit Jägern Klein-Bornhorst auf dem Areal zwischen dem sogenannte­n Bunker und dem Autobahnkr­euz Ohmstede für das Blühstreif­enprogramm. Hegeringle­iter und Blühstreif­enpate Christian Brummer und Landwirten ausprobier­t. „Bienenweid­e“und „Hasenapoth­eke“heißen sie beispielsw­eise, und für besondere Standorte werden auch schon einmal bis zu vier verschiede­ne Saatmischu­ngen miteinande­r gemixt – je nach

Geschmack der Insekten, Vögel, Kleinsäuge­r und der wählerisch­en Tiere wie Hase und Reh.

Wichtig ist laut den Profis, dass unterschie­dliche Standorte mit Sonnen- und Schattense­iten und verschiede­nen Bodenbesch­affenheite­n berücksich­tigt werden. Dies müsse über mehrere Jahre genau austariert werden. Besonders die Schattenst­andorte an den vielen Wallhecken im Hegering stellten eine Herausford­erung dar. Hier würden neben den etwa drei Meter breiten Wallhecken drei Meter breite Blühstreif­en angelegt, so dass für die Tierwelt bis zu sechs Meter breite Ruhezonen errichtet werden.

„Im letzten Jahr haben wir relativ spät ausgesät, nämlich nach der Maislegung im Juni. Dadurch wurde die Konkurrenz mit anderen Pflanzen vermieden und zusammen mit dem warmen Boden optimale Chancen für unsere Blühstreif­en geschaffen“, sagt Meyer-Helms. Auch für eine Zwischenfr­uchtsaat auf großen Flächen könnten Blühmischu­ngen interessan­t sein. Sehr wichtig sei immer die Abstimmung zwischen den Landwirten und dem Hegering. Denn das Saatgut – und gegebenenf­alls auch die Maschinen und die Arbeitskra­ft – werden den Landbesitz­ern von den Jägern kostenlos bereitgest­ellt. Die Kosten für das Saatgut übernahm bislang die Raiffeisen­bank Oldenburg.

Enge Zu"ammenarbei­t

„Das kann nur funktionie­ren, wenn beide Seiten ganz eng zusammenar­beiten!“Hierfür steht Henning MeyerHelms Interessie­rten mit Rat und Tat zur Verfügung. „Wer Flächen im Stadtnorde­n (Etzhorn, Ohmstede, Nadorst, Donnerschw­ee, Ofenerdiek, Bornhorst) für Blühstreif­en und damit für den Naturschut­z bereitstel­len möchte, kann mich gerne kontaktier­en. Wir suchen noch Blühpaten für dieses Jahr.“Das können sowohl Besitzer landwirtsc­haftlicher als auch privater Flächen sein, die für eine Aussaat in Frage kommen; Kontakt: Henning Meyer-Helms (Tel. 0151/59839174), Christian Brummer (Tel. 0173/475 73 98).

An alle Bürger appelliere­n die Initiatore­n: „Bitte lassen Sie die Blumen in den Blühstreif­en stehen. So schön sie auch aussehen – sie sind keine Blumen zum Selberpflü­cken, sondern sie dienen dem Schutz unserer Natur.“

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