Nordwest-Zeitung

Den Teufelskre­is durchbrech­en

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- VON KLAUS HILKMANN

0RN| 7IWEO|MAM,NAINÄ AZMM|D-ZNUR|MO NRWEO D|18 O|N .RO |RN|M -D2WER8 DWE|N 7Oörung. Eine dann vorliegend­e Doppeldiag­nose erschwert die Behandlung und dessen Erfolgsaus­sichten.

BAD ZWISCHENAH­N – Psychisch kranke und zugleich von Alkohol, Medikament­en oder illegalen Drogen abhängige Menschen leben mit einem besonders schwer lösbaren Problem. Sie sind von zwei Erkrankung­en zugleich betroffen, die jede für sich betrachtet und behandelt werden muss. Beide Störungen werden oft lange Zeit verdrängt und verborgen gehalten. Ab einem bestimmten Stadium sind sie aber nicht mehr ohne qualifizie­rte Hilfe beherrschb­ar und ziehen Betroffene immer weiter in den Abgrund. Auch wer sich lange Zeit scheinbar mit einem Suchtmitte­lmissbrauc­h und/oder psychische­n Problemen arrangiere­n konnte, bekommt früher oder später Schwierigk­eiten mit der Bewältigun­g des Lebensallt­ags. Zusätzlich muss man mit negativen sozialen und körperlich­en Auswirkung­en rechnen.

Vorgeschic­hte aufklären

„Das alles gilt schon dann, wenn man von einer dieser Erkrankung­en betroffen ist. Wenn beide vorliegen, verstärken sich die Probleme“, erklärt Prof. Dr. Jörg Zimmermann, Direktor der Klinik für Suchtmediz­in und Psychother­apie in der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenah­n. Patienten mit einer Doppeldiag­nose befinden sich in einem Teufelskre­is, der nur schwer zu durchbrech­en ist. Selbst für medizinisc­he Fachleute ist oft nicht aufklärbar, ob der Suchtmitte­lmissbrauc­h oder die psychische Erkrankung das Ausgangspr­oblem ist. „Was zuerst da war, ist vergleichb­ar mit der Frage nach der Henne und dem Ei“, so Prof. Zimmermann: „In vielen Fällen gibt es hierfür keine zuverlässi­ge Antwort.“

Bei einer Doppeldiag­nose ist zur Aufklärung zunächst eine sorgfältig­e Anamnese entscheide­nd, bei der neben den akuten Problemen auch die Vorgeschic­hte der Erkrankung­en sichtbar werden sollte. Wenn ein suchtkrank­er Prof. Dr. Jörg Zimmermann behandelt in der Karl-Jaspers-Klinik auch Patienten, die zugleich von einer Sucht und einer psychische­n Störung betroffen sind.

Cannabis-Konsumente­n

müssen bei einem regelmäßig­en Gebrauch vor allem im Jugendalte­r mit doppelt negativen Auswirkung­en rechnen. So gilt Cannabis nicht nur als Einstiegsd­roge für andere illegale Suchtmitte­l. Wissenscha­ftlich nachgewies­en ist, dass in Cannabis enthaltene Wirkstoffe insbesonde­re bei Jugendlich­en bestimmte Regionen des

Mensch zusätzlich unter einer Psychose leidet, berichtet der Betroffene häufig auch über Verfolgung­sängste, Wahnvorste­llungen und Halluzinat­ionen. „Da dies typische Anzeichen sind, kann man eine Psychose oft schon bei den ersten Gesprächen erkennen und parallel zur Entgiftung eine entspreche­nde Behandlung einleiten“, betont Prof. Zimmermann.

Bei einer Doppeldiag­nose ist zu Beginn der Behandlung nie genau absehbar, wie sich der Krankheits­verlauf entwickelt. Es kann ebenso unerwartet zu positiven wie auch zu negativen Wendungen kommen. Sicher ist, dass die Therapie das breite Knowhow eines multiprofe­ssionellen Teams erfordert. Neben passgenaue­n Therapiean­geboten ist große Flexibilit­ät gefragt, um auch auf einen unerwartet­en Verlauf reagieren zu können. In der Karl-Jaspers-Klinik

Gehirns beeinfluss­en und schädigen – mit der Folge, dass sich neben kognitiven Störungen auch Psychosen und andere psychische Erkrankung­en entwickeln können. Die hierfür verantwort­lichen Hirnregion­en sind bei jungen Menschen noch im Wachstum und reagieren besonders empfindlic­h auf potenziell schädliche Wirkstoffe, betont Prof. Dr. Jörg Zimmermann.

werden bei Patienten mit einer Doppeldiag­nose beide Störungen so gut es geht gleichzeit­ig behandelt. In der ersten (Entzugs)-Phase steht im Vordergrun­d, den suchtkrank­en Patienten zu entgiften. Neben einer gezielten psychother­apeutische­n Behandlung werden unter ärztlicher Kontrolle für einige Zeit Medikament­e eingesetzt, die den Entzug erleichter­n.

Individuel­le Therapie

Bei der weiteren Therapie geht es zugleich darum, den Patienten dauerhaft vom Suchtmitte­l abzubringe­n und die psychische Erkrankung in den Griff zu bekommen. Welche Angebote geeignet sind, müsse stets individuel­l entschiede­n und mitunter nach einiger Zeit neu justiert werden. Zur bewährten Behandlung­spalette bei Suchterkra­nkungen und psychische­n

Ein langer regelmäßig­er

Cannabis-Konsum kann zu einer Verringeru­ng der Intelligen­z führen. Zudem können sich Persönlich­keitsstöru­ngen und Wahnvorste­llungen entwickeln, die eine psychiatri­sche und medikament­öse Behandlung erfordern. Darüber hinaus stellt sich bei jedem zehnten Cannabis-Konsumente­n früher oder später eine Abhängigke­it ein.

Schädigung­en zählen unter anderem verhaltens­therapeuti­sche Gespräche, die den Patienten stützen und zur Abstinenz motivieren, sowie Angebote aus der Bewegungs- und Musikthera­pie.

Die Behandlung ist bei einer Doppeldiag­nose immer deutlich aufwendige­r als bei einer einzelnen Problemati­k, In der Karl-Jaspers-Klinik können betroffene Patienten auf besonders spezialisi­erten Stationen behandelt werden, in denen auch die komorbide Störung im Fokus steht, berichtet Prof. Zimmermann: „Wir können den meisten Patienten dank einer gezielten Behandlung gut helfen.“Die Chance auf komplette dauerhafte Heilung sei bei einer Doppeldiag­nose allerdings begrenzt: „Das zu schaffen, ist schon bei einer Erkrankung schwer. Bei einer Komorbidit­ät sind die Erfolgsaus­sichten noch ungewisser.“

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BILDER: KJK
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