Müstak auf der Bühne
Orhan Müstak spielt in „Dreck“im „Theater hof/19“
Vielen Fernsehzuschauern ist der Oldenburger Orhan Müstak noch aus der Sat1Serie „Danni Lowinski“bekannt. Im April steht er mit dem Stück „Dreck“im „Theater hof/19“auf der Bühne
Der in der Wesermarsch aufgewachsene Müstak kam über die Jugendkulturarbeit zum Schauspiel. Zuletzt war er mit dem Ohnsorg-Theater auf Tournee.
OLDENBURG – „erc bin Araber, kein Kurde. Nicht gefoltert.“Dieser Satz aus „Dreck“traf den Kurden Orhan Müstak wie ein Schlag. „In zwei Worten wurde beiläufig thematisiert, was in meiner Heimat passiert“, erklärt er. „Was meinem Vater, meinem Großvater und meinem Onkel widerfahren ist.“Das war 2010 an der Hochschule für Theater und Musik in Rostock. Seitdem wurde das Stück von Robert Schneider auf vielen Bühnen gespielt. In zwei Wochen wird „Dreck“im „Theater hof/19“, Bahnhofstraße 19, aufgeführt (siehe Kasten).
In dem Stück geht es um das Schicksal eines arabischen Zuwanderers, der in der Gesellschaft ankommen will und schließlich daran zerbricht, immer wieder an ihren Rand gedrängt zu werden. „Da tun sich immer auch Parallelen zur eigenen Geschichte auf“, sagt Orhan Müstak. Von häufigen Kontrollen in der Bahn bis zum Schweigen der „Neutralen“hat Alltagsrassismus auch für ihn viele Facetten.
1995 kam der heute 33-Jährige Müstak mit seiner Familie nach Deutschland. Nach einer Odyssee durch mehrere Asylheime wuchs er in Berne auf. Über die Jugendkulturarbeit kam er zum Theater und sammelte erste Erfahrungen in Gruppen in Lemwerder und Oldenburg. Von 2007 bis 2011 studierte er in Rostock Schauspiel. Neben Engagements in Dortmund und Freiburg war Müstak auch in Filmen und Fernsehproduktionen zu sehen. In der Sat1-Serie „Danni Lowinski“spielte er zwei Staffeln lang Orkan Topal, einen Schlüsseldienstmitarbeiter mit kleinkriminellem Hintergrund. „Irgendwie wird man im Fernsehen doch auf kriminelle oder halbseidene Ausländerrollen festgelegt“, sagt Müstak. „Aber ich bin äußerlich eben auch kein Herbert oder Hannes. Und wenn wir nicht die Ausländer spielen, wer soll es dann tun?“
Dass es auch anders geht, spürte Orhan Müstak in Freiburg, wo er unter anderem erfolgreich „Michael Kohlhaas“und „Werther“spielte. Auch privat sieht er seine Integration gelungener als die des Arabers Sad, den er in „Dreck“spielt. „Ich bin manchmal noch deutscher als meine Frau“, findet Müstak. „Zum Beispiel weil ich Abmachungen und Vereinbarungen immer schriftlich haben will.“
Zuletzt war Orhan Müstak mit dem Ohnsorg-Theater in dem Stück „Plattdüütsch för Anfängers“auf Tournee. Im Mai tritt er in Hamburg bei einem Theaterfestival auf und im Herbst stehen Auftritte an der Volksbühne in Basel auf dem Plan. Dazwischen will er mit „Dreck“, dem Stück, das ihm am Herzen liegt, weitere Bühnen für Auftritte und Engagements gewinnen. „Ich will das Stück aber bewusst nicht auf großen Bühnen spielen“, betont er. „Für die Intensität dieses Stückes ist die Nähe zum Zuschauer besonders wichtig.“Gerne würde er es vor allem auch für Schülergruppen und Schulklassen spielen. „Sonst kommen die Schüler immer nur ins Theater, wenn man gerade den Stoff für die Abi-Prüfung spielt“, sagt Müstak schmunzelnd. Orhan Müstak vor dem Plakat für „Dreck“beim „Theater hof/19“. Am 13. April hat das Stück dort Premiere.