Kroos’ Rundumschlag dient als Weckruf
Mittelfeldstar kanzelt Mitspieler nach 0:1 gegen Brasilien ab
BERLIN – Toni Kroos rechnete mit der B-Elf des Weltmeisters kühl und in genervtem Tonfall ab. „Wir hatten einige Spieler auf dem Platz, die die Möglichkeit hatten, sich zu zeigen auf diesem Niveau“, sagte der Mittelfeldchef dem ernüchternden 0:1 (0:1) im letzten WMdeutFußball-NatioHärtetest der schen nalmannschaft gegen Brasilien: „Das haben sie nicht getan.“Das saß.
Was Bundestrainer Joachim Löw am DiensBertagabend im liner Olympiastadion geboten bekam, war in der Tat alarmierend: Sieben Wochen vor der Nominierung seines vorläufigen WMKaders am 15. Mai in Dortmund und zweieinhalb Monate vor dem ersten WMGruppenspiel am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko drängte sich gegen die Selecao keiner aus der zweiten Reihe auf. Fast vier Jahre nach dem 1:7 im Jahrhundertspiel im WM-Halbfinale hat ein runderneuertes brasilianisches Team nicht nur demonstdass riert, dem Rekordweltmeister in Russland der Gewinn des sechsten Titels zuzutrauen ist. Die Südamerikaner ernach
Fand nach der Niederlage gegen Brasilien deutliche Worte: Toni Kroos deten auch den amtierenden Champion Deutschland.
In der Mixed-Zone wiederholte Kroos seine im ZDFInterview geäußerte Kritik. Ihm habe „alles“missfallen, richtig „geärgert“habe er sich über die Kollegen. „Wir haben uns abkochen lassen“, moserte Kroos weiter, „und mal gesehen, dass wir doch nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird oder wie vielleicht auch einige denken von uns. Das war deutlich zu wenig von vielen.“
Diejenigen, die sich angesprochen fühlen mussten, widersprachen nicht. „Das sollte für uns ein Warnsignal sein“, sagte Ilkay Gündogan. Die erste Niederlage seit dem EMHalbfinale 2016 gegen Frankreich (0:2) sei vielleicht „ein notwendiger Weckruf“, ergänzte er. Julian Draxler meinte: „Toni hat recht, die Alarmglocken angehen zu lassen.“Aber, fügte er an: „Ich sehe für die WM nicht schwarz.“
Damit traf er Löws Gemütslage. Zunächst aber legte auch der Bundestrainer eine lange Mängelliste vor: einfache Ballverluste, schlechte Raumaufteilung, schwaches Umschaltspiel und Zweikampfverhalten, unzulängliche Körpersprache, „kein Mumm“im Aufbau. Der bedauernswerte Kevin Trapp im Tor sei beim Gegentreffer von Gabriel Jesus (38. Minute) von den Vorderleuten „allein gelassen“worden.
Aber Sorgen Richtung WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli)N „Nein“, sagte Löw, „mir bereitet eigentlich kaum etwas große Sorgen, weil ich weiß, dass die Mannschaft zu ganz anderem fähig ist.“Also: seine erste Mannschaft. Im Sommer werden es arrivierte Kräfte wie Thomas Müller, Mesut Ozil, Mats Hummels und Kroos richten müssen.