Neue Rolle für alte Vorführgeräte
Globe-Initiative rettet historische Ernemann-Projektoren – Geräte haben in Universität ausgedient
Die Geräte sollen später einmal im Globe-Kino aufgestellt werden. Die Digitalisierung erset3t analoge Technik.
OLDENBURG – Mit leuchtenden Augen steht Michael Olsen im Vorführraum des Bibliothekssaals der Carl-von-OssietzkyUniversität Oldenburg. Zwei Projektoren sind es, die sein Herz höher schlagen lassen – eine silberne Ernemann VIII b und eine Ernemann IX. Seit den 1950er Jahren stellte die Zeiss-Ikon AG Filmprojektoren mit dem Markennamen Ernemann her, und nun steht Olsen zwischen zwei dieser Vorführgeräten. Ein Traum für den Künstler, der maßgeblich die Reaktivierung des Globe-Theaters beziehungsweise -Kinos in der ehemaligen Donnerschwee-Kaserne betreibt. Zusammen mit Carsten Woike, Stephan Bents und Aljoscha Raschke baut er die Geräte in der Universität ab. Sie werden dort nicht mehr benötigt, die fortschreitende Digitalisierung hat ihren Einsatz überflüssig gemacht.
Eine glückliche Fügung für das Globe, das laut Olsen durchaus einen musealen Charakter erhalten soll. Den Kontakt zwischen Uni und Globe hat Hans-Joachim Wätjen, bis vor kurzem Leitender Bibliotheksdirektor der Universität, hergestellt.
Die vier Monteure im Bildwerferraum (wie es fachlich korrekt heißt) sind mit Feuereifer bei der Sache. Die Ernemann VIII b kann 35-Millimeterund 16-Millimeter-Filme abspielen, erklärt Stephan Bents die Besonderheit dieses Geräts. Bents hat im Gegenlicht-Kino der Uni gearbeitet und seine Diplomarbeit über die Kinolandschaft in Oldenburg und Ostfriesland zwischen den Jahren 195 und 200 geschrieben. 275 Kilogramm wiegt das Vorführgerät, das nun aber in Teile zerlegt und zur Zwischenlagerung nach Ofen gebracht Freuen sich über die beiden Vorführgeräte Ernemann VIII b und IX (von links): Michael Olsen, Carsten Woike, Stephan Bents und Aljoscha Raschke im Bibliothekssaal der Universität Oldenburg.
wird. Das Lager hat die Stadtverwaltung spontan zur Verfügung gestellt. Auch dort scheint man zu wissen, welchen Schatz das Quartett gerade hebt und der Nachwelt erhält. Dabei gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Der Xenonkolben, der für das Licht sorgt, ist hochexplosiv, weiß Olsen. Den Kinogong, der mit einer Kurbel betätigt wird, konnte er gefahrlos ausbauen. Im Globe sollen beide Geräte später auf Schienen montiert werden, damit sie zur Seite geschoben werden können, wenn der Raum als Vortragsoder Seminarsaal genutzt werden soll.
Aljoscha Raschke ist erst 17 Jahre alt, stammt aus Zetel und ist seit seinem siebten Lebensjahr Feuer und Flamme für Projektoren. Seine Großmutter schenkte ihm damals
einen alten Super-8-Projektor, auf dem er Kinderfilme abspielte. Vor rund drei Jahren war er beim Open-Air-Kino des Vereins Zeteler Lichtspiele (Zeli) dabei und fragte, ob er in dem Kino nicht das Filmvorführen lernen könnte. Das Filmvorführen ist eine schweißtreibende Arbeit, erzählt er. Die alten Geräte verbreiten Lärm und die 1600Watt-Lampen im Projektor erzeugen so viel Hitze, dass man spätestens bei der zweiten Vorführung am Stück bequem im T-Shirt arbeiten kann, so Raschke. Früher machten sich die Vorführer in den Geräten, die die Wärme über eine Art Schornstein abführen, ihr in Töpfen mitgebrachtes Essen warm.
Carsten Woike dürfte vielen Oldenburgern noch als Vorführer im ehemaligen Muwi-Kino
an der Cloppenburger Straße bekannt sein. Auch ihn fasziniert die mittlerweile antiquierte, aber immer noch voll funktionsfähige Technik. Nach dem Abitur ging er ans Oldenburgische Staatstheater, um dort als Regieassistent und Regisseur zu arbeiten. Dort hat er u.a. „Unter Eis“von Falk Richter inszeniert, für den er fortan Theater-Trailer und -Aufzeichnungen herstellte, u.a. am Wiener Burgtheater, an der Schaubühne Berlin, der Frankfurter Oper, dem Düsseldorfer Schauspielhaus und Maxim-Gorki-Theater Berlin. Auch für das Nationaltheater Weimar stellte er TheaterTrailer für den Internet-Auftritt des Theaters her – ein echter Filmprofi also. Im Jahr 2010 drehte Woike den KurzStummfilm „Car Park“, der
bei der Aktion „YouTubePlay“des Guggenheim-Museums New York aus 23000 Einreichungen aus 97 Ländern auf die Shortlist gewählt wurde. 2013 drehte er als Regisseur, Autor und Cutter den Kurzfilm „Liebe und Schmerz“, der auch im Rahmen der Cannes-Short-FilmCorner 201 vertreten war.
Über den Fund in der Universität am Uhlhornsweg freut er sich mächtig. Die Vorführgeräte sind dank der jahrelangen guten Pflege in einem hervorragenden Zustand, so Woike.
Zur Ausstattung gehören Filmrollen und -spulen, zwei Kisten mit Objektiven, Öle und Gleitmittel, zwei Stromumwandler, die Wechsel- in Gleichstrom wandeln, sowie Filmkästen. Auch das wird dann im Globe zu sehen sein. Viel Technik: Hier wird Wechselin Gleichstrom umgewandelt. Michael Olsen dreht den Gong.