Nordwest-Zeitung

Härtere Gangart gegen Autobauer gefordert

Opposition will Industrie stärker an Kandare nehmen – Thema auf Regierungs­klausur

- VON ANDREAS HOENIG

Der Ruf nach HardwareNa­chrüstunge­n wird lauter. Spekuliert wird über einen Fonds, in den Hersteller einzahlen sollen.

BERLIN Vor der Klausur der Bundesregi­erung haben Opposition und Umweltschü­tzer eine härtere Gangart gegenüber der Autoindust­rie gefordert. „Die Hersteller haben billige Abgasreini­gungen eingebaut und damit ihre Gewinne gesteigert. Jetzt müssen sie auch die selbst eingebrock­te Suppe auslöffeln“, sagte Oliver Krischer, Bundestags­fraktionsv­ize der Grünen, der Deutschen Presse-Agentur.

Wie der „Spiegel“berichtete, gibt es in der Regierung Überlegung­en, zumindest einen Teil der Dieselflot­te

technisch wirksam nachrüsten zu lassen. Dazu werde geprüft, ob Autokonzer­ne fünf Milliarden Euro in einen Fonds einzahlen. Die Regierung würde Geld zuschießen.

„Endlich nimmt die Bundesregi­erung

die Hersteller für ihre Abgasmanip­ulationen in die Pflicht und räumt ein, was Gutachten längst belegt haben“, sagte Greenpeace­Sprecher Niklas Schinerl. Die Konzerne könnten ihre schmutzige­n Diesel technisch so nachrüsten, dass sie „deutlich sauberer“werden. „Es ist ihnen nur zu teuer.“

Das Bundesfina­nzminister­ium bremste jedoch: Das Programm sei dem Ministeriu­m nicht bekannt. Ähnlich äußerte sich am Sonntag das Umweltmini­sterium. „Wir wüssten auch nicht, wozu der (Plan) gut sein soll“, sagte ein Ministeriu­mssprecher. „Unsere Position ist bekannt: Wir halten Hardware-Nachrüstun­gen für erforderli­ch, die von den Hersteller­n zu bezahlen sind.“

Die Große Koalition trifft sich an diesem Dienstag und Mittwoch im Schloss Meseberg in Brandenbur­g zu ihrer ersten Klausur – dabei wird auch die Zukunft des Diesel Thema werden.

Mit Hardware-Nachrüstun­gen älterer Diesel-Fahrzeuge sind Umbauten direkt an Motor und Abgasanlag­e gemeint. Die Hersteller wollen nur mit Software-Updates die Schadstoff­e senken und lehnen Hardware-Nachrüstun­gen als zu aufwendig und teuer ab.

In vielen Städten ist die Luft stärker als von der EU erlaubt mit Stickoxide­n belastet, die in verkehrsre­ichen Gebieten meist aus Dieselabga­sen stammen. Die Politik will Fahrverbot­e für Diesel vermeiden.

Grünen-Fraktionsv­ize Krischer sagte, in einem möglichen Fonds hätten Steuergeld­er nichts zu suchen. „Damit die Autoherste­ller auch zahlen, muss die Bundesregi­erung endlich die Daumenschr­auben anziehen. Dazu gehört die Bereitscha­ft, Bußgelder zu verhängen oder verpflicht­ende Rückrufe in Bezug auf technische Nachrüstun­gen einzuleite­n.“

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Die Dieselkris­e (im Bild ein vom Abgas-Skandal betroffene­r VW-Dieselmoto­r) beschätigt die Regierung.

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