Nordwest-Zeitung

Banker tricksen mit Zinssätzen

Ex-Händler vor Gericht

- VON CHRISTOPH MEYER UND SILVIA KUSIDLO

LONDON Im Skandal um manipulier­te Zinssätze im großen Stil hat am Montag vor einem Londoner Gericht ein Prozess gegen mehrere ExHändler von Großbanken begonnen. Mit solchen Trickserei­en konnten sich Banken Millionen an Extragewin­nen erschleich­en – den Händlern winkten erhebliche Boni-Zahlungen. Das Gericht setzte drei Monate für den Prozess an. Mit einem Urteil wird in diesem Sommer gerechnet.

Der ehemalige DeutscheBa­nk-Händler Christian Bittar bekannte sich bereits Anfang März schuldig, den europäisch­en Referenzzi­nssatz Euribor frisiert zu haben. Der Franzose arbeitete bei der Deutschen Bank in London und Singapur. 2011 trennte sich die Bank von ihm. Bittar sitzt zurzeit in U-Haft. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Sein Geständnis könnte aber strafmilde­rnd wirken. Bittar hatte vor Jahren für Schlagzeil­en gesorgt, da er für das Jahr 2008 sagenhafte 80 Millionen Euro Bonusanspr­uch angehäuft hatte. Sein Arbeitsver­trag garantiert­e ihm einen festen Prozentsat­z der von ihm erzielten Spekulatio­nsgewinne. Die Hälfte des Rekordbonu­s behielt die Bank aber wegen der Ermittlung­en ein. Die Absprachen der Banker sollen über mehrere Jahre erfolgt sein. Vor Gericht verantwort­en müssen sich auch Ex-Händler der britischen Großbank Barclays.

Die Referenzzi­nssätze geben an, zu welchen Konditione­n sich Banken untereinan­der Geld leihen. Sie sind Maßstab für Geschäfte in Billionenh­öhe – vom Baukredit bis zu Derivate-Geschäften. Auch der für Geschäfte in Dollar wichtige Zinssatz Libor wurde manipulier­t. Die Deutsche Bank einigte sich dafür 2015 mit Behörden in den USA und Großbritan­nien auf eine Rekordbuße von 2,5 Milliarden US-Dollar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany