Kühne sorgt wieder für Wirbel
Investor erhöht Druck – „Bezahlt wird erst, wenn Rechnung stimmt“
Kühne droht damit, sein Engagement in der 2. Li) ga zu streichen. Der erste Abstieg der Hamburger könnte bereits an diesem Samstag feststehen.
HAMBURG Klaus-Michael Kühne ist für vieles bekannt. Der 80-Jährige steht jeden Tag um sechs Uhr auf, sein Vermögen wird auf 15 Milliarden US-Dollar geschätzt, er begeistert sich für italienische Opern. Zudem scheint sein Taktgefühl nicht sonderlich ausgeprägt zu sein. In der größten Krise der Vereinsgeschichte hat Kühne seinem Hamburger SV verbal wieder ziemlich einen mitgegeben.
„Bezahlt wird erst, wenn die Rechnung stimmt. Und im Moment stimmt sie nicht. Deshalb kann ich derzeit keilegationsplatz
ne Zusagen machen“, sagte Kühne vor dem Wochenende, an dem der Fußball-Bundesligist womöglich erstmals absteigt. Nach dem sich anbahnenden Absturz in die Zweitklassigkeit, der schon an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den SC Freiburg Realität werden kann, könnte sein Tresor zu bleiben. Mit dem Status quo des Vorletzten – ohne Sportchef, ohne neuen Vorstandsboss – zeigte sich der Investor unzufrieden: „Es herrscht viel Bedarf, das Management zu stärken.“
„Dass Herr Kühne dem HSV keinen Freibrief erteilt, ist aufgrund der sportlichen Leistungen nicht nur wenig überraschend, sondern komplett nachvollziehbar“, sagte HSV-Vorstand Frank Wettstein am Mittwoch. Es finde „allein bedingt durch Kühnes bestehendes Engagement ein regelmäßiger Austausch“statt, so Wettstein,
der sich in puncto Lizenzerteilung zuversichtlich gibt.
Die Dauer-Krise an der Elbe macht Kühne zu schaffen. „Ich bleibe immer als Alleinunterhalter übrig. Wenn man so lange leiden muss, muss man schon überlegen, ob die Leidenszeit unendlich sein soll“, sagte der Logistikunternehmer, der Spieler des HSV vor der Saison als „Luschen“bezeichnet hatte: „Ich sehe viele andere in der Pflicht.“Unter anderem die Stadt. „Der HSV möge leben. Dazu müssen viele beitragen – nicht zuletzt die Stadt Hamburg“, sagte Kühne: „Ich weiß, alle Vereine müssen gleich behandelt werden – aber es gibt auch gleichere.“
Die Zeiten, in denen der HSV eine große Nummer war, sind allerdings vorbei. So hat die Mannschaft von Trainer Christian Titz bei noch vier ausstehenden Spielen acht Zähler Rückstand auf den Re- – noch nie konnte das ein Team so spät in der Saison umbiegen.
Wenn es nach Titz geht, wird der HSV das erste sein. „Für uns hat sich die Ausgangslage nicht so dramatisch geändert“, sagte Titz und rief das Kellerduell gegen Freiburg zum Finale aus: „Das ist ein entscheidendes Spiel für uns. Mit einem Sieg können wir den Abstand auf fünf Punkte verkürzen. Danach gibt es noch drei Spiele. Und die anderen Teams müssen auch erst mal ihre Spiele gewinnen.“Und: „Wir sind bissig.“
Und wenn der HSV doch absteigt? „Dann wäre das extrem traurig“, sagte Frank Wettstein: „Dennoch würde es sich auch um ein Szenario handeln, mit dem wir uns ja zwangsläufig schon länger intern beschäftigen müssen. Wir wären darauf vorbereitet.“Der Club sei angeblich voll handlungsfähig. Auch ohne neue Millionen von Kühne.