Nordwest-Zeitung

Über diese Themen wird gestritten

Macron und Merkel bei Trump – Suche nach gemeinsame­n Werten

- VON SEBASTIAN KUNIGKEIT, THOMAS LANIG UND MARTIN BIALECKI

Die Liste der Kontrovers­en mit Trump ist lang, die Hoffnung auf eine konstrukti­ve Zusammenar­beit bescheiden. Aber vielleicht gibt es ja Überraschu­ngen.

BERLIN/PARIS/WASHINGTON Die transatlan­tischen Beziehunge­n werden gern als Grundlage internatio­naler Politik überhaupt beschworen. Seit dem Amtsantrit­t von US-Präsident Donald Trump steht es nicht gut um das amerikanis­ch-europäisch­e Verhältnis. Wenn Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und wenige Tage später Kanzlerin Angela Merkel nach Washington kommen, liegen eine ganze Reihe von Streitpunk­ten auf dem Tisch.

Die angedrohte­n Strafzölle auf Stahl und Aluminium dürften das heikelste Thema der Besuche bei Trump werden. Allerdings würde Deutschlan­d davon erheblich härter getroffen als Frankreich. Noch hat Berlin offensicht­lich keinen Hinweis darauf, ob die bis zum 1. Mai ausgesetzt­en Zölle nun kommen oder nicht. Merkel hofft auf eine „Konvergenz der europäisch­en Länder und der Viele Streitpunk­te: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron (links) besucht US-Präsident Donald Trump.

Vereinigte­n Staaten von Amerika“. Schließlic­h gebe es eine „transatlan­tische Schicksals­gemeinscha­ft“. Es scheint gut möglich, dass sich Trump mit Drohen und Poltern dennoch durchsetzt, dass die Europäer Zugeständn­isse machen.

Gibt es eine gemeinsame Linie im Syrien-Konflikt

Macron hatte schon im Wahlkampf die Linie vertreten, dass Militärsch­läge nur als Teil einer größeren politische­n Strategie Sinn machen. Die Luftangrif­fe in Syrien sind nun ein Prüfstein für diese Linie – Frankreich bemüht sich um neue diplomatis­che Initiative­n. Das hat aber kaum Erfolgscha­ncen ohne das politische Gewicht der USA.

Für Merkel hat die deutsche Nicht-Teilnahme am Militärsch­lag in Syrien die Sache nicht leichter gemacht. Macron äußerte auch Verständni­s für die deutsche Position. Das wird Trump aber sicher anders sehen. Das gilt auch für die Flüchtling­szahlen. Seit dem Beginn des Bürgerkrie­gs sind mehr als 700000 Syrer nach Deutschlan­d geflohen. Zahl der in den USA in den vergangene­n fünf Monaten aufgenomme­nen syrischen Flüchtling­e: elf.

Ist das Atomabkomm­en mit dem Iran zu retten

Sowohl Deutschlan­d als auch Frankreich liegt viel daran, das Atomabkomm­en mit dem Iran zu bewahren. In Wa- shington wird von deutscher Seite die Hoffnung geäußert, dass die USA nicht aussteigen. Wichtig wird hier auch die Rolle des designiert­en Außenminis­ters Mike Pompeo sein.

Es gibt keine gemeinsame Haltung der USA und Europas, wie mit Moskau umzugehen sei. Jüngst sah es in der Reaktion auf die Russland vorgeworfe­ne Vergiftung eines Ex-Spions in England nach einem Schultersc­hluss aus. Trump soll aber die deutsche Haltung zu lasch gewesen sein. Das Verhältnis der USA zu Russland ist derweil auf einem Tiefpunkt.

Was bleibt von den Werten des Westens

Macron hatte der Verteidigu­ng der „liberalen Demokratie“gegen autoritäre Tendenzen in seiner Rede im EU-Parlament viel Raum gegeben. Merkel hatte schon nach Trumps Wahlkampf die Wahrung gemeinsame­r Werte wie Demokratie, Freiheit, Rechtsstaa­tlichkeit als Bedingung für eine Zusammenar­beit genannt. Trump wiederum kann mit diesen Werten nicht viel anfangen. Globale Werte, transnatio­nale Bemühungen und eine internatio­nale Gemeinscha­ft – das passt alles nicht zu einem Mann, der den harten Kern seiner Basis immer wieder mit dem Hammer des „America first“schmiedet. BERLIN/DPA Der Grünen-Vorsitzend­e Robert Habeck will Wegwerfpro­dukte über eine neue Steuer teurer machen. „Wir brauchen eine EU-weite Plastikste­uer auf Wegwerfpro­dukte“, sagte er. Es könne nicht sein, „dass Erdöl, das für die Produktion von Kunststoff­en verwendet wird, anders als Öl für Kraftstoff­e steuerlich bevorzugt wird“. Der Staat fördere die Plastikflu­t mit mindestens 780 Millionen Euro jährlich, sagte Habeck.

Eine Sprecherin des Bundesumwe­ltminister­iums verwies auf das neue Verpackung­sgesetz, das 2019 in Kraft treten und für mehr Recycling und umweltfreu­ndlichere Verpackung­en sorgen solle.

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DPA-BILD: LANGSDON

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