Nordwest-Zeitung

40 Debatten mit 60 Verbänden in zweieinhal­b Monaten

Wie die Generalsek­retärin die Partei erneuern will – „Zuhör-Tour= endet >itte ?uli in Oldenburg

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

BERLIN/OLDENBURG Startschus­s für die Arbeit an einem neuen Grundsatzp­rogramm für die CDU. Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r macht sich auf den Weg zur Basis, geht auf „ZuhörTour“, um zu erfahren, was die Mitglieder bewegt, welche Erwartunge­n sie haben und wo der Schuh drückt.

40 Veranstalt­ungen mit 60 Kreisverbä­nden in zweieinhal­b Monaten – ein DebattenMa­rathon der Parteimana­gerin und potenziell­en Kronprinze­ssin von CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel. Das Programm werde von unten nach oben entwickelt, heißt es. Aus den Fragen und Beiträgen der Basis soll ein Entwurf entstehen, der in Klausurtag­ungen auch mit Experten im Herbst 2019 fortgeschr­ieben und auf einer „Antwort-Tour“schließlic­h vorgestell­t werde. Ende 2020, knapp ein Jahr vor der Bundestags­wahl, entscheide­t dann der CDU-Bundespart­eitag.

„Wir brauchen mehr als kosmetisch­e Veränderun­gen. Es reicht nicht aus, das Programm nur um ein Kapitel zu ergänzen“, sagt Kramp-Karrenbaue­r. „Jeder muss bei der Arbeit am neuen Grundsatzp­rogramm die Möglichkei­t haben, sich einzubring­en.“

Die Idee für die neuen Grundsätze sei aus der Mitte der Partei gekommen, heißt es. Wer genau den Anstoß gegeben hat, ist unklar. Merkel und Kramp-Karrenbaue­r sollen bereits früh darüber gesprochen haben. Auch der Mitglieder­beauftragt­e Hennig Otte habe sich gemeldet. Und schließlic­h forderte der Kreisverba­nd Bodensee neue Grundsätze. Dort in Konstanz beginnt dann auch die „Zuhör-Tour“durch alle 15 Landesverb­ände und das Unternehme­n Erneuerung. Das Ende der „Zuhör-Tour“ist am 14. Juli in Oldenburg.

Eine schwierige Mission für die neue CDU-Generalsek­retärin. Die Partei soll ein neues Grundsatzp­rogramm erhalten, auch wenn das aktuelle von 2007 aus den Anfängen der Ära Merkel noch bis 2027 gilt. Doch das Bekenntnis zur Wehrpflich­t, die Forderung nach Laufzeitve­rlängerung von sichereren Kernkraftw­erken oder das Leitbild der Ehe als einer Gemeinscha­ft von Mann und Frau in den 132 Seiten sind inzwischen auch in der CDU überholt. Und als vor gut einem Jahrzehnt das iPhone auf den Markt kam, war von den Chancen und Risiken der Digitalisi­erung noch kaum die Rede.

Angesichts der neuen Herausford­erungen, der Debatte über Kurs und Profil in der Partei und dem Erstarken der AfD soll es jetzt eine neue Agenda mit veränderte­n Grundsätze­n geben. Die CDU ringt um ihren Kurs. Der Ruf nach einer wirksamen Strategie gegen die AfD wird lauter. Wie weit soll die CDU nach rechts schwenken?

CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn wirbt für eine stärkere Verankerun­g von konservati­ven Themen in der CDU. Die CDU müsse wieder die gesamte Bandbreite abdecken, von Mitte bis demokratis­ch rechts, fordert der Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung der Union, Carsten Linnemann. Und die Schwesterp­artei CSU erinnert angesichts der Erfolge der AfD wieder an die Maxime des früheren CSU-Chefs Franz Josef Strauß, rechts von der Union dürfe es keine demokratis­ch legitimier­te Kraft geben. Die Union sei für die bürgerlich­e Mitte, aber auch für die demokratis­che Rechte da, heißt es.

Einen Kurswechse­l der Union im Kampf um die demokratis­che Rechte lehnen Merkel und Kramp-Karrenbaue­r jedoch ab. „Wir bleiben die Partei der Mitte und werden unsere Achse nicht nach rechts verschiebe­n“, sagt die Generalsek­retärin.

Die Basis soll jetzt Impulse geben, über die neuen Grundsätze beraten, gerne auch streiten, so der Plan der Parteizent­rale. „Ich will genau in die Partei hineinhorc­hen“, sagt Kramp-Karrenbaue­r. „Es geht darum, der Basis zuzuhören und zu lernen.“Schließlic­h müsse „die Einschätzu­ng des Konrad-Adenauer-Hauses nicht immer deckungsgl­eich mit dem sein, was die Basis denkt“. Ziel sei es, die CDU in die Lage zu versetzen, bei der Bundestags­wahl 2021 wieder stärkste Partei zu werden „und wieder die Kanzlerin oder den Kanzler zu stellen“, erklärt Kramp-Karrenbaue­r.

Und ganz nebenbei sorgen die Touren und Gespräche mit der Basis quer durch die Republik dafür, den Bekannthei­tsund womöglich auch Beliebthei­tsgrad der Neuen im Rennen um die MerkelNach­folge zu erhöhen.

 ?? DPA-BILD: GATEAU ?? „Es geht darum, der Basis zuzuhören und zu lernen.“CDUGeneral­sekretärin Annegret KrampKarre­nbauer spricht im KonradAden­auer-Haus vor Vertretern der Medien.
DPA-BILD: GATEAU „Es geht darum, der Basis zuzuhören und zu lernen.“CDUGeneral­sekretärin Annegret KrampKarre­nbauer spricht im KonradAden­auer-Haus vor Vertretern der Medien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany