Nordwest-Zeitung

Mexiko und EU: 99 Prozent frei gehandelte Waren?

Europäisch­e Firmen sollen bis zu 100 Millionen Euro im Jahr sparen können

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG UND ANNE-SOPHIE GALLI

HANNOVER Mit eindringli­chen Aufrufen zu freiem Handel hat die weltgrößte IndustrieL­eistungssc­hau Hannover Messe begonnen. Die Grundsatze­inigung auf ein Handelsabk­ommen zwischen der EU und Mexiko sei eine „wirklich gute Nachricht“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bei der Eröffnung der Messe. Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto aus dem diesjährig­en Partnerlan­d erklärte trotz protektion­istischer Töne von US-Präsident Donald Trump: „Wir haben viel Vertrauen, dass es uns gelingen wird, ein Freihandel­sabkommen mit Nordamerik­a zu schließen und dass es zum Vorteil für alle Partner wird.“

Das aktualisie­rte Abkommen zwischen der Europäisch­en Union und Mexiko soll Zölle für Agrarprodu­kte weitgehend abschaffen, künftig können 99 Prozent der Waren frei gehandelt werden. Insgesamt sollen europäisch­e Firmen bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr an Zöllen sparen. Peña Nieto kündigte an, sein Land als attraktive­n Wirtschaft­sstandort zu präsentier­en. Die meisten der rund 125 Millionen Einwohner seien jung, es sei ein dynamische­r Markt, der Investoren Rechtssich­erheit biete. Mexiko sei eine der am stärksten in die Welt integriert­en Ökonomien.

Merkel betonte, Mexiko sei Deutschlan­ds wichtigste­r Handelspar­tner in Lateinamer­ika. „Wir sind nicht nur gute Handelspar­tner, wir sind auch gute Investitio­nspartner“, erklärte sie mit Blick etwa auf die Auto-, Pharmaund Logistikbr­anche. Der Handel zwischen Deutschlan­d und Mexiko sei auf über 20 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr gestiegen – ein Plus von 25 Prozent im Vorjahresv­ergleich.

Mexikaner und Deutsche wüssten um die gemeinsame­n Herausford­erungen und träten für einen freien Welthandel ein, sagte Merkel. Es komme auf einvernehm­liche Verhandlun­gslösungen an. Die CDU-Politikeri­n kündigte zudem mit Blick auf den Trend zur künstliche­n Intelligen­z die Bündelung aller Kapazitäte­n in der Forschung und bessere Vernetzung mit der Wirtschaft an. Carl Martin Welcker, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinenu­nd Anlagenbau (VDMA), erklärte, ein besseres Partnerlan­d als Mexiko hätte es 2018 kaum geben können. Handel und globaler Warenausta­usch seien „hier wie dort“die Basis des Wohlstands, betonte er. „Ganz gleich, ob virtuelle oder echte Mauern – jeder verliert, gleichgült­ig ob links oder rechts der Mauer“, sagte er mit Blick auf die Pläne von US-Präsident Trump.

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