Gebrauchte Diesel als Ladenhüter
Viele Autohändler nehmen keine mehr in Zahlung – Bley: Schnelles Signal der Politik nötig
Die Krise zieht Kreise. Auch immer weniger neue Diesel werden zugelassen. Ist das klimapolitisch sinnvoll?
OLDENBURG/OSTFILDERN/BERLIN Die Nachfrage nach neuen und gebrauchten DieselFahrzeugen sinkt weiter – und für erste Händler wird es ungemütlich. Sie schauen nach Berlin. „Wir erwarten als Autobranche ein schnelles Signal dafür, dass die Autohersteller unter Druck gesetzt werden, die Abgas-Reinigung nachzurüsten“, sagte KarlHeinz Bley (Garrel), Präsident des Kfz-Gewerbes Niedersachsen/Bremen, dieser Zeitung. Die Problematik dürfte nicht zu Lasten der verunsicherten Endverbraucher gehen, so der Kfz-Meister.
Der Anteil der Diesel bei den Neuzulassungen in Niedersachsen sei im AuftaktQuartal 2018 binnen Jahresfrist von über 40 auf unter 30 Prozent gesunken. Dabei, so Bley, sollte man mit Blick auf die Klimaziele der EU ruhig länger auf (saubere) Diesel statt Benziner setzen.
Der Verbands-Chef bestätigte, dass auch gebrauchte Diesel aktuell erheblich schwerer verkäuflich sind. „Die Höfe sind oft übermäßig voll. Die Bestände verlieren an Wert.“Im Bundesgebiet gebe es „erste Probleme“.
Klar ist: Die Dieselkrise macht den Autohändlern in Deutschland immer mehr zu schaffen. Vor allem auf dem Gebrauchtwagenmarkt hat sich die Lage noch einmal Vom Fach: Karl-Heinz Bley ist Kfz-Meister.
deutlich verschlechtert. 87 Prozent der Händler können Diesel-Gebrauchtwagen nur noch mit höheren Abschlägen verkaufen. 22 Prozent nehmen überhaupt keine DieselGebrauchtwagen mehr in Zahlung. Das geht aus aktuellen Zahlen des Dieselbarometers der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervor, die der Agentur vorliegen. Das „Diesel-Dilemma“beim Automobilhandel spitze sich zu, hieß es.
Das Image des Diesel ist schwer belastet. Gründe sind der Abgasskandal und drohende Fahrverbote für DieselFahrzeuge in Städten, in denen Schadstoff-Grenzwerte überschritten werden. Diesel sind ein Hauptverursacher.
Laut DAT-Barometer gaben 58 Prozent der Händler an, weniger Diesel-Neuwagen an Gewerbekunden verkauft zu haben. Bei den Privatkunden stelle sich die Entwicklung noch drastischer dar: 86 Prozent der Händler verkaufen weniger gebrauchte und neue Diesel-Pkw an Endverbraucher.
Viele Dieselfahrzeuge stehen bei Händlern auf dem Hof, und zwar im Schnitt 103 Tage. Gebrauchte Diesel-Pkw kosten den Handel pro Tag und Fahrzeug im Schnitt 28 Euro im Schnitt. 57 Prozent der Händler geben deutlichere Nachlässe auch auf DieselNeuwagen, 61 Prozent bilden Rückstellungen für drohende Verluste.
Die Händler hätten aktuell keine Chance, bei der Vermarktung von Diesel-Gebrauchtfahrzeugen auch nur ihre Kosten zu decken, sagte DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann. „Sie werden deshalb auf Unterstützungsleistungen von ihren Herstellern, Importeuren oder der Politik angewiesen sein, um nicht in eine wirtschaftliche Schieflage zu gelangen.“
Basis des Barometers ist eine repräsentative Befragung beim Automobilhandel, angereichert mit Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes und mit Ergebnissen der DAT-Marktbeobachtung.