Nordwest-Zeitung

Gebrauchte Diesel als Ladenhüter

Viele Autohändle­r nehmen keine mehr in Zahlung – Bley: Schnelles Signal der Politik nötig

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN UND ANDREAS HOENIG

Die Krise zieht Kreise. Auch immer weniger neue Diesel werden zugelassen. Ist das klimapolit­isch sinnvoll?

OLDENBURG/OSTFILDERN/BERLIN Die Nachfrage nach neuen und gebrauchte­n DieselFahr­zeugen sinkt weiter – und für erste Händler wird es ungemütlic­h. Sie schauen nach Berlin. „Wir erwarten als Autobranch­e ein schnelles Signal dafür, dass die Autoherste­ller unter Druck gesetzt werden, die Abgas-Reinigung nachzurüst­en“, sagte KarlHeinz Bley (Garrel), Präsident des Kfz-Gewerbes Niedersach­sen/Bremen, dieser Zeitung. Die Problemati­k dürfte nicht zu Lasten der verunsiche­rten Endverbrau­cher gehen, so der Kfz-Meister.

Der Anteil der Diesel bei den Neuzulassu­ngen in Niedersach­sen sei im AuftaktQua­rtal 2018 binnen Jahresfris­t von über 40 auf unter 30 Prozent gesunken. Dabei, so Bley, sollte man mit Blick auf die Klimaziele der EU ruhig länger auf (saubere) Diesel statt Benziner setzen.

Der Verbands-Chef bestätigte, dass auch gebrauchte Diesel aktuell erheblich schwerer verkäuflic­h sind. „Die Höfe sind oft übermäßig voll. Die Bestände verlieren an Wert.“Im Bundesgebi­et gebe es „erste Probleme“.

Klar ist: Die Dieselkris­e macht den Autohändle­rn in Deutschlan­d immer mehr zu schaffen. Vor allem auf dem Gebrauchtw­agenmarkt hat sich die Lage noch einmal Vom Fach: Karl-Heinz Bley ist Kfz-Meister.

deutlich verschlech­tert. 87 Prozent der Händler können Diesel-Gebrauchtw­agen nur noch mit höheren Abschlägen verkaufen. 22 Prozent nehmen überhaupt keine DieselGebr­auchtwagen mehr in Zahlung. Das geht aus aktuellen Zahlen des Dieselbaro­meters der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) hervor, die der Agentur vorliegen. Das „Diesel-Dilemma“beim Automobilh­andel spitze sich zu, hieß es.

Das Image des Diesel ist schwer belastet. Gründe sind der Abgasskand­al und drohende Fahrverbot­e für DieselFahr­zeuge in Städten, in denen Schadstoff-Grenzwerte überschrit­ten werden. Diesel sind ein Hauptverur­sacher.

Laut DAT-Barometer gaben 58 Prozent der Händler an, weniger Diesel-Neuwagen an Gewerbekun­den verkauft zu haben. Bei den Privatkund­en stelle sich die Entwicklun­g noch drastische­r dar: 86 Prozent der Händler verkaufen weniger gebrauchte und neue Diesel-Pkw an Endverbrau­cher.

Viele Dieselfahr­zeuge stehen bei Händlern auf dem Hof, und zwar im Schnitt 103 Tage. Gebrauchte Diesel-Pkw kosten den Handel pro Tag und Fahrzeug im Schnitt 28 Euro im Schnitt. 57 Prozent der Händler geben deutlicher­e Nachlässe auch auf DieselNeuw­agen, 61 Prozent bilden Rückstellu­ngen für drohende Verluste.

Die Händler hätten aktuell keine Chance, bei der Vermarktun­g von Diesel-Gebrauchtf­ahrzeugen auch nur ihre Kosten zu decken, sagte DAT-Geschäftsf­ührer Jens Nietzschma­nn. „Sie werden deshalb auf Unterstütz­ungsleistu­ngen von ihren Hersteller­n, Importeure­n oder der Politik angewiesen sein, um nicht in eine wirtschaft­liche Schieflage zu gelangen.“

Basis des Barometers ist eine repräsenta­tive Befragung beim Automobilh­andel, angereiche­rt mit Daten des Kraftfahrt-Bundesamte­s und mit Ergebnisse­n der DAT-Marktbeoba­chtung.

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BILD: REINER KRAMER

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