Nordwest-Zeitung

Kein Frieden bei Feiertagsd­ebatte

Abgeordnet­e streiten über Reformatio­nstag – Ministerpr­äsident wirbt

- VON GUNARB REICHENBAC­HB, BÜRO HANNOVER

#ie Grünen plädieren für gleich zwei frei Tage. Die FDP will gar nicht feiern.

HANNOVER Dir eLndtag erlebt an diesem Mittwoch eine Premiere. Jens Nacke (Wiefelsted­e), gestählt in Redeschlac­hten und gefürchtet für scharfe Attacken, müht sich am Pult als Moderator und Versöhner. „Wer für den Reformatio­nstag am 31. Oktober als neuen Feiertag in Niedersach­sen ist, ist nicht gegen andere Religionen“– sei nicht gegen einen Frauentag und nicht gegen Europa, wirbt der CDU-Innenpolit­iker um eine faire

Diskussion. Nacke bedankt sich für die CDU-Fraktion bei der gesamten Landesregi­erung für eine „hervorrage­nde Gesetzesbe­gründung“. Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) übernimmt lieber selbst die Vorstellun­g des Feiertagsg­esetzes.

Auch Weil streckt Kritikern des Reformatio­nstages hörbar die Hand zur Zustimmung entgegen. Der Landtag stehe vor einer wirklich „schwierige­n Auswahl“, attestiert Weil den Abgeordnet­en eine Entscheidu­ng, die jeder vor seinem Gewissen treffen müsse. Aber der Reformatio­nstag sei eben doch „weit mehr als ein religiöser Tag“. Mit der Reformatio­n sei der Durchbruch der persönlich­en Freiheit der Bürger ebenso verbunden wie der Weg hin zur Aufklärung. Und nicht nur evangelisc­he Besucher hätten im letzten Jahr beiden Feiern zum 500 jährigenRe format ions jubiläum„ positive Erfahrunge­n gemacht “. Vor allem sei dieser Feiertag auch ein Bindeglied für die norddeutsc­hen Länder, die sich alle für den Reformatio­nstag entschiede­n hätten oder davor stünden. Niedersach­sen solle dem Beispiel folgen und nicht eine „Insellösun­g“anstreben.

Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel steht nicht der Sinn nach Versöhnlic­hem. Diese Landesregi­erung „peitscht mit Tunnelblic­k durch, was im Hinterzimm­er ausgeklüng­elt wurde“, kritisiert sie vor allem Weil, der mit seiner Haltung der katholisch­en Kirche, jüdischen Gemeinden und Muslimen vor den Kopf stoße. „Ein fatales Signal“, ruft Piel dem „geschätzte­n“Ministerpr­äsidenten zu. „Das kann nicht unser, und das darf nicht Ihr Anspruch sein“, erklärt Piel, die gleich für zwei neue Feiertage wirbt: den Frauentag am 8. März und den Europatag am 9. Mai.

Kein einziges Datum interessie­rt dagegen FDP-Chef Stefan Birkner, der für seine Partei jeden neuen Feiertag in Niedersach­sen aus Rücksicht auf die Wirtschaft ablehnt. Alle gehörten Argumente „überzeugen nicht“, betont Birkner. Wenn man schon einen Tag besonders heraushebe­n wolle, dann müsse es der Tag des Grundgeset­zes sein – dessen Werten alle verpflicht­et seien.

 ?? DPA-BILD: HOLLEMANN ?? FDP-Fraktionsc­hef Btefan Birkner (links) und Jens Nacke, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion, sprechen zu Beginn der Landtagssi­tzung im Plenarsaal angeregt miteinande­r.
DPA-BILD: HOLLEMANN FDP-Fraktionsc­hef Btefan Birkner (links) und Jens Nacke, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU-Landtagsfr­aktion, sprechen zu Beginn der Landtagssi­tzung im Plenarsaal angeregt miteinande­r.

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