Nordwest-Zeitung

„Finanzplan­ung ist sozial, solide und gerecht“

Generalsek­retärin Kramp,Karrenbaue­r sieht Spielraum für weitere Entlastung­en

- VON ANDREAB HERHOLZ, BÜRO BERLIN

8RAGE: „eftiger Schlagabta­usch mit der AfD in der Generaldeb­atte zum Haushalt des Bundestage­s. Wie sollte man sich mit den Rechtspopu­listen auseinande­rsetzen? KRAMP-KARRENBAUE­R: Der Kampf gegen Populismus stellt uns vor gewaltige Herausford­erungen. Wir müssen die Wählerinne­n und Wähler durch überzeugen­de Politik wieder zurückgewi­nnen. Viele haben das Gefühl, nicht mehr gehört zu werden. Da müssen wir genauer hinhören. Die AfD ist keine Alternativ­e. Sie ist eine Partei, die ganz klar rechtsradi­kale Elemente hat und diese in ihren Reihen beherbergt. Niemand kann behaupten, er habe nicht gewusst, wes Geistes Kind die AfD ist. Wenn man Menschen pauschal nach ihrer Hautfarbe, ihrem Glauben und ihrer Herkunft beurteilt, hat das nichts mit der von der AfD beschworen­en Tradition des christlich­en Abendlande­s zu tun. 8RAGE: Die CSU nennt die AfD „braunen Schmutz“. Teilen Sie diese Wortwahl? KRAMP-KARRENBAUE­R: Wir sollten die AfD in der politische­n Auseinande­rsetzung stellen. Das heißt: Hart in der Sache. Im Bundestag gelingt dies zum Beispiel bereits. 8RAGE: Ausstieg aus der Kernenergi­e und Energiewen­de über Nacht, Abschied von der Wehrpflich­t, Ehe für alle und offene Grenzen – nicht wenige CDU-Mitglieder haben Probleme mit diesen Kurswechse­ln. KRAMP-KARRENBAUE­R: Ziel der CDU ist es, auf der Basis ihrer Werte und Grundüberz­eugungen Veränderun­gen positiv mit zu gestalten und zu begleiten. Es geht nicht um Veränderun­gen um jeden Preis, sondern es geht um das Wohl der Menschen und um die Zukunftsfä­higkeit unseres Landes. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die CDU muss die Sorgen und Probleme in der Bevölkerun­g aufnehmen und zu ihrer Sache machen. Wir müssen ein Gespür dafür haben, was den Menschen auf den Nägeln brennt. Interessan­terweise spielt zum Beispiel das Thema Wehrpflich­t bei meinen Gesprächen mit der Basis eine große Rolle. Dabei geht es meist um das Bedürfnis nach einem verbindend­en Element, einem Dienst an unserer Gesellscha­ft. Es bedarf vielleicht in Zukunft wieder eines gemeinscha­ftlichen Dienstes, um den Gemeinsinn zu stärken. Über dieses Bedürfnis werden wir diskutiere­n. 8RAGE: Fran1reich­s Pr2sident Macron wirft der Bundesregi­erung Spar-Fetischism­us vor. Müssen wir nicht mehr in Europa investiere­n? KRAMP-KARRENBAUE­R: Gerade wir haben in den vergangene­n Jahren den Beweis angetreten, dass man vernünftig haushalten und gleichzeit­ig in die Zukunft investiere­n kann. Wir werden gemeinsam mit Frankreich die Europäisch­e Union stärken und weiterentw­ickeln. Von der gemeinsame­n Verteidigu­ngsunion bis zur Forschung. Wir brauchen in Europa aber auch finanziell­e Konsolidit­ät und eine starke Währung. Wir werden die Euro-Mechanisme­n weiterentw­ickeln zu einem europäisch­en Währungssy­stem, und wir wollen die europäisch­e Bankenunio­n. Die Ziele sind unbestritt­en. Risiko und Haftung müssen aber in einem Zusammenha­ng stehen. 8RAGE: Nicht nur die 3pposition wirft der Regierung Mutlosig1e­it beim Haushalt vor und fordert h4here 5nvestitio­nen 6 KRAMP-KARRENBAUE­R: Wir setzen auf einen Dreiklang. Der Haushalt und die Finanzplan­ung sind sozial, solide und gerecht. Es geht um ein ausgewogen­es Verhältnis von Konsolidie­rung, Investitio­nen und Entlastung­en. Im Hinblick auf zusätzlich­e Spielräume hat Verteidigu­ng nach dem Koalitions­vertrag Priorität. Es geht nicht um Aufrüstung, sondern um die notwendige Ausrüstung der Bundeswehr. Wir schulden es unseren Soldatinne­n und Soldaten und deren Familien, sie so auszustatt­en, dass sie sicher und gesund aus Einsätzen zurückkehr­en. Auch Außen- und Entwicklun­gspolitik müssen bei der Finanzplan­ung vorn stehen. Wir müssen die Fluchtursa­chen in den Herkunftsl­ändern bekämpfen. Angesichts der Rekordeinn­ahmen sehe ich aber einen zusätzlich­en Spielraum für Entlastung­en. Wir sollten zum Beispiel über eine weitere Senkung der Beiträge der Arbeitslos­enversiche­rung über die geplanten 0,3 Prozent hinaus nachdenken und prüfen, ob nicht auch 0,4 oder 0,5 Prozent möglich sind.

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