Kirche baut jede 3. Pfarrstelle ab
Grundsatzentscheidung beschlossen – Details werden noch diskutiert
Die evangelische Kirche im Oldenburger Land hat ihren Prozess der Verkleinerung begonnen. An diesem Freitag folgt der nächste Schritt.
RASTEDE Nast jede dritte evangelische Pfarrstelle zwischen Wangerooge und den Dammer Bergen soll in den nächsten zwölf Jahren abgebaut werden. Das beschloss am Donnerstag die im Bildungszentrum Rastede tagende Synode. Die 60 Mitglieder des Kirchenparlaments verständigten sich nach langer Diskussion darauf, bis zum Jahr 2030 die derzeit 258 Pfarrstellen in 241 Gemeinden auf dann nur noch 173 abzubauen.
Mit dem von der Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk vorgestellten Rahmenpfarrstellenplan soll der erwartete Schrumpfungsprozess der Kirche aktiv gestaltet werden. Während derzeit noch etwa 38 Prozent der Menschen im Oldenburger Land evangelisch sind, wird für 2030 ein Anteil von nur noch 31 Prozent erwartet.
In der Erwartung dieser
Entwicklung hat die Kirche einen umfassenden Anpassungsprozess eingeleitet.
Nachdem am Donnerstag der Grundsatzbeschluss zur Pfarrstellenentwicklung getroffen wurde, steht an diesem Freitag ein Maßnahmenkatalog des Oberkirchenrates zur Haushaltskonsolidierung auf der Tagesordnung der Synode. Dabei geht es um Ein- sparungen in fast allen Arbeitsbereichen der Kirche. Insgesamt sollen – ebenfalls bis 2030 – Mindereinnahmen von 131 Millionen Euro ausgeglichen werden.
In der Diskussion um den Rahmenpfarrstellenplan konnten sich die Synodenmitglieder nicht darauf verständigen, wie die 173 Stellen im Detail verteilt werden sollen. Einvernehmen gab es zu dem Vorschlag, 80 Prozent der Pfarrstellen auf die derzeit 116 Gemeinden zu verteilen. Als Schlüssel wird zugrunde gelegt, dass jede Pfarrstelle für 2000 Kirchenmitglieder zuständig sein soll.
Über die Aufteilung der 20 Prozent, die für Leitungsfunktionen sowie für übergemeindliche Aufgaben vorgesehen sind, konnte sich die Synode nicht verständigen. Weder der Vorschlag der vorbereitenden Arbeitsgruppe noch mehrere Änderungsanträge konnten die Synodalen überzeugen. Mit großer Mehrheit wurde deshalb beschlossen, erst auf der Herbstsynode im November über die Details zu befinden.
Dabei geht es auch darum, ob die Pfarrstellen mit allgemeinem kirchlichen Auftrag bei den sechs Kirchenkreisen oder der Gesamtkirche angesiedelt werden. Betroffen sind spezielle Seelsorgestellen beispielsweise in Altenheimen, Krankenhäusern, Gefängnissen, in der Seemannsmission oder der Telefonseelsorge, aber auch Stellen mit Leitungsfunktionen.
Während der südoldenburgische Synodale Oliver Dürr in diesem Zusammenhang anregte, neue Seelsorgefelder beispielsweise in der Arbeit für Menschen mit Migrationshintergrund ins Blickfeld zu nehmen, sprach sich der Oldenburger Philosophieprofessor Reinhard Schulz dafür aus, eine „mobile Einsatzgruppe“von Pastorinnen und Pastoren zu bilden, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten arbeiten könne. Dies sei deshalb so wichtig, weil angesichts der Ungleichheiten in der Gesellschaft lediglich die Kirche eine integrative Kraft darstelle.