Gelingt der Deutschen Bank die Wende?
Neuer Chef Christian Sewing verschärft Schrumpfkurs – Aktionäre skeptisch
Pünktlich zur Hauptversammlung geht der neue Chef der Deutschen Bank in die Offensive. Doch kann der neue Kurs gelingen?
FRANKFURT/MAIN – Kaum im Amt, verschärft Deutschebank-chef Christian Sewing den Sparkurs des Geldhauses. Nach drei Verlustjahren in Folge soll die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern einschließlich der Postbank von derzeit rund 97 100 auf deutlich unter 90 000 sinken. „Der Stellenabbau ist unvermeidlich, wenn unsere Bank nachhaltig profitabel werden soll“, sagte Sewing am Donnerstag auf der Hauptversammlung des größten deutschen Bankhauses in Frankfurt. Der Abbau solle sozialverträglich erfolgen, auch dadurch, dass frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden.
Das Aktiengeschäft soll geschrumpft werden. Insgesamt
sollen in dem Bereich etwa 25 Prozent der Stellen wegfallen. Sein Engagement im riskanten Geschäft mit Hedgefonds will das Geldhaus herunterfahren. Die genaue Zahl der in dem Bereich betroffenen Jobs nannte die Bank auch auf Nachfrage nicht.
„Wir stehen zu unserer Unternehmens- und Investmentbank und bleiben international – daran werden wir nicht rütteln“, erklärte Sewing. Die Deutsche Bank sei Europas Alternative im internationalen
Finanzierungsund Kapitalmarktgeschäft. „Aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir wirklich gut können.“
Die Deutsche Bank will insgesamt die Ausgaben „schneller und entschiedener senken“. Doch das könne nur ein Anfang für die Neuaufstellung des Finanzkonzerns sein. „Wir müssen noch viel grundsätzlicher werden“, sagte Sewing. Damit meint er zum Beispiel eine stärkere Automatisierung der zigtausend Prozesse im
Konzern. Zunächst wird sich der Umbau allerdings mit Kosten von bis zu 800 Millionen Euro unter anderem für Abfindungen im Jahresergebnis 2018 niederschlagen.
Der Anfang April abgelöste Vorstandschef John Cryan hatte 2015 die Streichung von etwa 9000 Jobs eingeleitet. Der Vergleich ist allerdings wenig aussagekräftig, da die Bank unter anderem den geplanten Verkauf der Postbank abgeblasen hat. Sewing, der seit Anfang April an der Spitze der Bank steht, hatte nach einem mageren ersten Quartal bereits Einschnitte vor allem im Investmentbanking angekündigt. Im ersten Vierteljahr verdiente Deutschlands größtes Geldhaus unter dem Strich 120 Millionen Euro, nach 575 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Erträge sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum umfünfProzentaufknapp7,0 Milliarden Euro.
Vor allem der einstige Gewinnbringer – das Investmentbanking – schwächelt. Die Deutsche Bank verlor Marktanteile insbesondere an die US-Konkurrenz. Zudem sind die Kosten im Branchenvergleich sehr hoch. Die Bank schrieb zuletzt drei Jahre in Folge rote Zahlen – allerdings auch deshalb, weil Cryan teure juristische Altlasten bereinigte. Kritiker hielten dem Briten aber vor, beim Konzernumbau zuletzt zu zögerlich agiert zu haben. KOMMENTAR, SEITE 4
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