Nordwest-Zeitung

Oh, ihr Früchtchen!

Wirum Obst auf dem Balkon etwas für Genießer ist

- 25N MELANIE ÖHLENBACH

Erdbeeren, Heidelbeer­en, Äpfel und Birnen: Obst auf dem Balkon anzubauen, ist gerade angesagt. Die Ernte ist allerdings oft überschaub­ar.

Ich liebe Erdbeeren. Wenn die roten Früchtchen Saison haben, könnte ich tagelang nichts anderes essen. Morgens im Müsli. Mittags zum Nachtisch. Nachmittag­s zu Eis oder als Kuchen – und abends schnell noch die restlichen einfach so, als Betthupfer­l. Am nächsten Tag schmecken sie meistens ja leider nicht mehr so gut.

Angesichts dieser Erdbeer-Liebe verwundert es sicherlich nicht, dass auch ich in meinem Balkon-Garten ein paar Erdbeeren pflanzen musste, als Freunde Ableger aus ihrem Kleingarte­n verschenkt­en. Am liebsten hätte ich jeden Quadratzen­timeter mit den Rosengewäc­hsen gepflaster­t, doch am Ende fanden gerade mal drei Exemplare in einem Balkonkast­en Platz. Auch weil es ich dann nicht übers Herz brachte, die reichlich tragenden Tomaten und Bohnen oder die gerade erblühende­n Kräuter zu opfern.

Im Jahr darauf stellte sich heraus: Das war auch gut so. Denn egal wie sehr ich die Pflanzen hätschelte, hegte und auf Stroh bettete: Die Ernte war doch reichlich… überschaub­ar. Jeden Tag gab es ein paar mehr oder weniger wohl geformte Früchtchen, eins am Morgen, eins zum Mittag und vielleicht noch eines am Nachmittag. Abends blieb mir nichts anderes übrig, als von Schüsseln voller süßen Erdbeeren vom Balkon zu träumen, während ich gekaufte Ware vernaschte. Ohne Verkaufsst­and an der Ecke hätte ich in jenem Sommer an ernstem Erdbeer-Mangel gelitten.

Ich bin daher immer hinund hergerisse­n, wenn mich andere Balkon-Gärtner fragen, ob man Erdbeeren auf dem Balkon anbauen kann. Natürlich kann man das – genauso wie man inzwischen auch Heidelbeer­en, Feigen, Pfirsiche, Äpfel und Birnen im Topf anpflanzen kann. Das machen nicht nur, aber vor allem clevere ;üchtungen möglich. <nd wenn der Kübel groß genug, Erde und Standort ideal sind, dann geht das auch mal ein paar Jahre lang gut. Länger in der Regel aber oft nicht.

Ist Balkonobst nur ein Marketing-Gag?

Ist Obst auf dem Balkon also nichts anderes als ein Marketing-Gag= Sicherlich: Anders als einjährige Kräuter und Gemüse nimmt so ein Obstbaum oder eine Beerenpfla­nze das ganze Jahr über ihr Gefäß und damit auch Platz auf dem Balkon in Anspruch. Nach der Ernte einfach was Neues setzen oder Einsäen geht also nicht.

Geduld ist gefragt

Aber so schlecht will ich einen Obst-Garten auf kleinem Raum auch nicht machen. Schließlic­h kann man durch ihn ganz nah miterleben, wie so eine Himbeere, ein Apfel oder eine Feige entsteht – von der Blüte bis zur reifen Frucht. <nd das ganz gemütlich vom Balkonstuh­l aus, mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Geduld ist auch hier oft gefragt: In einigen Fällen kann es schon recht lange dauern, bis so eine Frucht ernteferti­g ist. ;itronen zum Beispiel sollen dafür mehr als ein Jahr brauchen, habe ich gehört.

<nd natürlich gibt es auch Obstsorten, die sich meiner Ansicht nach besonders gut für den Anbau auf dem Balkon eignen. Ph>salis zum Beispiel. Die orangefarb­ene Andenbeere kannte ich meist nur als geschmackl­ose oder krass-saure Deko für Desserts. Seit ich sie auf dem Balkon selbst angebaut habe, bin ich ein großer Fan von ihr. Denn ausgereift und frisch geerntet schmeckt Ph>salis zuckersüß. Man muss sie nur rechtzeiti­g aussäen...

Lohnt sich also der Aufwand, Obst auf dem Balkon anzubauen= Ja, wenn man es nicht unbedingt darauf anlegt, sich davon zu ernähren. Eine Erdbeere oder zwei werden sicherlich immer mal wieder einen Platz im Balkonkast­en haben, auch weil die Pflanzen so hübsch sind. Die meisten Früchte werde ich aber weiterhin extern beziehen - von einem Erdbeerhof. Die haben da nämlich so viele, dass sie sie sogar verkaufen können.

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BILD: MELANIE ÖHLENBACH Erdbeere
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BILDER: PIXABAY Heidelbeer­e
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Himbeere
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Pfirsich

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