FANS KAUFEN SICH IN PARTY-LAUNE
Die Oldenburger kaufen sich
Noch sieht man nur vereinzelte Fanartikel über den Verkaufstresen gehen. Das aber dürfte sich angesichts des Angebots kurzfristig ändern.
OLDENBURG Schwarz! Rot! Gold! Vielleicht ja auch noch etwas Pink dazu und etwas Glitzer obendrauf? Kein Problem! Die Gelddruckmaschinerie „Fanartikel“läuft gerade vor internationalen Wettkämpfen heiß – warum sollte es nun also anders sein? Auch in der Oldenburger Innenstadt bereiten sich immer mehr Händler langsam aber sicher auf den 14. Juni, den Start der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, vor. Das dreitönige Farbenmeer in Schlosshöfen, Lange Straße und Co hält sich zwar aktuell noch in Lauerstellung, dürfte aber mit steigender Torzahl der deutschen Mannschaft im Turnierverlauf fluten. Schließlich soll jeder die Freude der Fans – oder derjenigen, die sich vom zu erwartenden Jubeltrubel früher oder später anstecken lassen – sehen können.
Hier wie dort reihen sich aber auch schon jetzt (gerade in den Deko- und Billigläden) die ersten Fanartikel an andere. Gefühlt werden die nationalfarbenen Waren von Turnier zu Turnier mehr und vor
allem ausgefallener. Bestimmte Klassiker dürfen da natürlich nicht fehlen. Da wäre beispielsweise erneut die Nervtröte alias „Vuvuzela“ganz vorn mit dabei. Offenbar verkauft sich der Lärmmacher immer noch bestens – es ist auch in diesem Jahr bei den Public Viewings zu fürchten ...
Noch nicht endgültig geklärt ist, ob Vuvuzelas auf dem großen Party-Gelände an der Weser-Ems-Halle Einlass und Gehör finden werden. Denn alles, was als Waffe genutzt werden könnte, sortiert die Security bei den Kontrollen am Eingang aus, so Betriebsleiter Rainer Hobbie. Auch Drucklufthupen gehören dazu. In Zeiten wie diesen sei man zwar „übersensibel“,
dies aber allein zum Schutz der Gäste. „Alles, was Spaß macht, lassen wir aber gerne rein“, sagt Hobbie. Singen und Pfeifen ist da natürlich immer erlaubt ...
Was optisch zur Standardausrüstung eines jeden Fans oder zumindest feierwütigen Mitschwimmers gehört: Schals, Blumenketten, Fähnchen für die Außenspiegel, Hüte und Mützen in verschiedensten Variationen. All das macht vergleichsweise wenig Arbeit. Gleiches gilt für den Dreifarben-Stift, den sich der geneigte Fan schnell mal auf dem Weg vom Büro zur Großleinwand quer über die Wange ziehen und seine Lieblingsnation so würdig ausweisen kann.
Dann gibt es aber auch all jene, die eine aufwendige Reinigungsprozedur vor dem Zubettgehen nicht scheuen und gleich das gesamte Gesicht mit den Farben ihres Landes zuschmieren. Völlig egal, ob die eigene Fußballnation bei der WM antritt oder nicht. Niederländer, Griechen und Italiener wissen ein gar trauriges Lied davon zu singen.
Sei’s drum. Für den eigenen Look gibt’s da ja noch jede Menge mehr im Handel. Wer für künstliche
Fingernägel in Flaggen-Optik, fertige Wimpern in Landesfarben, bereits geflochtene Haarsträhnchen und Fußball-Ohrringe nicht allzu viel Geld ausgeben möchte, so günstig diese Massenware auch sein mag, wird dieser Tage ja möglicherweise selbst schon kreativ. Für Buchstaben-Ringe, Fußballdeckchen und Schnullerketten gibt’s bereits allerhand Material im Bastelbedarf. Und manch ein Oldenburger nutzt die wachsende Begeisterung zum Thema bereits, um auf Kleinanzeigenmärkten mit einschlägigen Suchbegriffen die eigenen alten Fanartikel-Bestände längst vergangener Großturniere loszuwerden. Ob sich darunter in den nächsten Jahren auch die Kassenschlager des Oldenburger Werbemittelherstellers Max Hering wiederfinden? Hier an der SchütteLanz-Straße liegen derzeit jede Menge extra zusammengestellte Fanpakete aus Hüten, Schals, Tröten und auch Autofahnen bereit – „Limitierte Sonderauflagen“, könnte man meinen. Tatsächlich sind’s aber Restposten aus den Vorjahren. Macht ja nichts! Für 10 Euro lässt sich mit den immer gleichen Landesfarben sicher nicht allzu viel falsch machen. Überhaupt: WM- und EMFußballfanartikel sind in der Regel – leider – Wegwerfware. Billig produziert, schnell zerstört. Erst recht, wenn die eigene Mannschaft nicht das Ziel erreicht, was man sich
selbst gewünscht hat, sprich: den Titel des jeweiligen Sportereignisses geholt hat. Trotzdem ist der Markt für Spaßartikel wie diese riesig. Die ersten echten Anzeichen, dass da etwas Großes auf uns zukommt, liefern für gewöhnlich die Discounter. Schon in der vergangenen Woche hatte ein großer Niedrigpreisanbieter Textilien mit güldnem und silbernem Deutschland-Aufdruck im Programm, aber auch Bälle, Schuhe und das „Tischfeuerwerk Fußballparty“– für 2,99 Euro. Überdies: Der Elektronikhandel wirbt derzeit verstärkt mit großformatigen Flachbildfernsehern, in Lebensmittelregalen stehen bunte Deutschland-Brötchen und „Pasta Goal“(kleine Nudelfußbälle) – und immer mehr Panini-Sammelbörsen schießen aus dem Ka- lender. Wer Tipps für eine gelungene Fanparty sucht, wird da auch im Buchhandel fündig. Die „besten Fußballsprüche“stehen da neben „WMKochbüchern“mit schwarzrot-goldenen Rezeptideen, gleich darunter ein Kinderbuch über den Fußballer und Nicht-WM-Teilnehmer Mario Götze.
Was das Fußballerherz begehrt (oder bis dato vielleicht ja noch gar nicht wusste, dass es all dies wollen muss!), wird also zu Geld gemacht: Ein paar Wochen im Jahr lassen die Kassen klingeln. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – und das mit Garantie. Schlimm? Nein! WM ist schließlich nur rund 20 Mal im Leben ...