„Keine absolute Sicherheit“
260 Neonazis versammeln sich in Goslar – Reifenbrand in Ilsenburg
ESCHEDE/DPA Hinterbliebene, Überlebende, Helfer und Anwohner haben am Sonntag in Eschede an das Zugunglück in dem Heideort bei Celle am
3. Juni 1998 erinnert. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am
20. Jahrestag des schwersten Zugunglücks in der bundesdeutschen Geschichte, das Inferno in Eschede habe einmal mehr gezeigt, dass Technik keine absolute Sicherheit biete. Die Katastrophe sei „völlig unvermittelt und wie ein Blitz“über Menschen hereingebrochen, die dem Zug voll und ganz vertraut hätten.
GOSLAR/ILSENBURG Rund 3000 Menschen haben in Goslar mit Forderungen wie „Kein Platz für Rassismus“gegen einen sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“protestiert. Dazu versammelten sich rund 260 Neonazis, sagte ein Polizeisprecher. Fast zeitgleich verübten Unbekannte einen Anschlag auf eine Bahnstrecke zwischen Halberstadt und Goslar. Die Bundespolizei prüft, ob es einen Zusammenhang mit den Demonstrationen in Goslar gibt.
Bei Ilsenburg in SachsenAnhalt wurden brennende Reifen ins Gleis gelegt, Kabelschächte beschädigt und Flüssigbeton ausgekippt, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei in Magdeburg. Ein Fahrdienstleiter habe bemerkt, dass an der Strecke etwas nicht stimmte. Diese wurde sofort gesperrt, so dass kein Zug in Gefahr geriet.
Nach Angaben einer Stadtmit
sprecherin wollten ursprünglich bis zu 300 Neonazis aus allen Teilen Deutschlands zu dem sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“in Goslar anreisen. Die Rechtsextremen hatten monatelang für die Teilnahme an dem Aufmarsch geworben, um gegen die aus
ihrer Sicht bestehende „Überfremdung“Deutschlands zu protestieren. Die Stadt hatte keine rechtliche Möglichkeit gesehen, den Aufmarsch zu verbieten.
Die Polizei hatte sich darauf vorbereitet, Ausschreitungen oder Konfrontationen den deutlich zahlreicher erschienen Gegendemonstranten zu verhindern. Dazu wurden Einsatzkräfte aus mehreren Bundesländern zusammengezogen. Beide Veranstaltungen verliefen aber ohne Zwischenfälle. Nach Angaben des Polizeisprechers versuchten einige Demonstranten, zu den Rechten vorzudringen. Dies sei aber nicht gelungen. In zwei Fällen habe es vorübergehende Ingewahrsamnahmen gegeben, als Gegendemonstranten versuchten, Absperrungen der Polizei zu durchbrechen.
An der Gegendemonstration nahmen Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Vereinen und Initiativen teil. Unter ihnen war auch der frühere Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).
Neonazis hatten bereits in den vergangenen Jahren zu „Tagen der deutschen Zukunft“aufgerufen. Daran hatten in verschiedenen Städten jeweils mehrere Hundert Menschen teilgenommen.