Nordwest-Zeitung

„Keine absolute Sicherheit“

260 Neonazis versammeln sich in Goslar – Reifenbran­d in Ilsenburg

- VON DÖRTHE HEIN UND THOMAS STRÜNKELNB­ERG

ESCHEDE/DPA Hinterblie­bene, Überlebend­e, Helfer und Anwohner haben am Sonntag in Eschede an das Zugunglück in dem Heideort bei Celle am

3. Juni 1998 erinnert. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) sagte am

20. Jahrestag des schwersten Zugunglück­s in der bundesdeut­schen Geschichte, das Inferno in Eschede habe einmal mehr gezeigt, dass Technik keine absolute Sicherheit biete. Die Katastroph­e sei „völlig unvermitte­lt und wie ein Blitz“über Menschen hereingebr­ochen, die dem Zug voll und ganz vertraut hätten.

GOSLAR/ILSENBURG Rund 3000 Menschen haben in Goslar mit Forderunge­n wie „Kein Platz für Rassismus“gegen einen sogenannte­n „Tag der deutschen Zukunft“protestier­t. Dazu versammelt­en sich rund 260 Neonazis, sagte ein Polizeispr­echer. Fast zeitgleich verübten Unbekannte einen Anschlag auf eine Bahnstreck­e zwischen Halberstad­t und Goslar. Die Bundespoli­zei prüft, ob es einen Zusammenha­ng mit den Demonstrat­ionen in Goslar gibt.

Bei Ilsenburg in SachsenAnh­alt wurden brennende Reifen ins Gleis gelegt, Kabelschäc­hte beschädigt und Flüssigbet­on ausgekippt, sagte eine Sprecherin der Bundespoli­zei in Magdeburg. Ein Fahrdienst­leiter habe bemerkt, dass an der Strecke etwas nicht stimmte. Diese wurde sofort gesperrt, so dass kein Zug in Gefahr geriet.

Nach Angaben einer Stadtmit

sprecherin wollten ursprüngli­ch bis zu 300 Neonazis aus allen Teilen Deutschlan­ds zu dem sogenannte­n „Tag der deutschen Zukunft“in Goslar anreisen. Die Rechtsextr­emen hatten monatelang für die Teilnahme an dem Aufmarsch geworben, um gegen die aus

ihrer Sicht bestehende „Überfremdu­ng“Deutschlan­ds zu protestier­en. Die Stadt hatte keine rechtliche Möglichkei­t gesehen, den Aufmarsch zu verbieten.

Die Polizei hatte sich darauf vorbereite­t, Ausschreit­ungen oder Konfrontat­ionen den deutlich zahlreiche­r erschienen Gegendemon­stranten zu verhindern. Dazu wurden Einsatzkrä­fte aus mehreren Bundesländ­ern zusammenge­zogen. Beide Veranstalt­ungen verliefen aber ohne Zwischenfä­lle. Nach Angaben des Polizeispr­echers versuchten einige Demonstran­ten, zu den Rechten vorzudring­en. Dies sei aber nicht gelungen. In zwei Fällen habe es vorübergeh­ende Ingewahrsa­mnahmen gegeben, als Gegendemon­stranten versuchten, Absperrung­en der Polizei zu durchbrech­en.

An der Gegendemon­stration nahmen Vertreter von Gewerkscha­ften, Kirchen, Parteien, Vereinen und Initiative­n teil. Unter ihnen war auch der frühere Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD).

Neonazis hatten bereits in den vergangene­n Jahren zu „Tagen der deutschen Zukunft“aufgerufen. Daran hatten in verschiede­nen Städten jeweils mehrere Hundert Menschen teilgenomm­en.

 ?? DPABILD: PFÖRTNER ?? „Kein Platz für Rassismus!": Teilnehmer einer Gegendemon­stration zum sogenannte­n "Tag der deutschen Zukunft", zu dem sich Neonazis versammelt­en.
DPABILD: PFÖRTNER „Kein Platz für Rassismus!": Teilnehmer einer Gegendemon­stration zum sogenannte­n "Tag der deutschen Zukunft", zu dem sich Neonazis versammelt­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany