Nordwest-Zeitung

Katalanen können wieder hoffen

Amtsüberna­hme in Madrid und Barcelona – Sánchez als Regierungs­chef vereidigt

- VON CAROLA FRENTZEN UND EMILIO RAPPOLD

In Spanien sind erstmals seit sieben Jahren wieder die Sozialiste­n am Ruder. Der neue Ministerpr­äsident steht vor schweren Aufgaben.

MADRID Die Amtsüberna­hme neuer Regierunge­n in Spanien und Katalonien hat Hoffnungen auf eine Entspannun­g im monatelang­en Konflikt um die Separatist­en der spanischen Krisenregi­on geweckt. „Katalonien ist die erste große Herausford­erung für Ministerpr­äsident Pedro Sánchez“, schrieb am Sonntag die Renommierz­eitung „El País“. „La Vanguardia“erwartet nun eine „Operation Entspannun­g“.

Sánchez wurde am Samstag von König Felipe VI. als neuer Regierungs­chef der viertgrößt­en Volkswirts­chaft der Eurozone vereidigt. Der 46-Jährige legte den Amtseid im Beisein seines Vorgängers Mariano Rajoy (63) im Madrider Zarzuela-Palast ab. Nur eine Stunde später nahm der neue katalanisc­he Regionalpr­äsident Quim Torra seinem Kabinett in Barcelona den Amtseid ab.

Sánchez, der Rajoy am Freitag mit einem Misstrauen­santrag gestürzt hatte, bot den Separatist­en einen Dialog an. Er plane ein baldiges TrefJedoch

fen mit Torra, um über die mögliche Eröffnung eines Dialogs zu sprechen, berichtete­n spanische Medien.

Auch Torra betonte, er wolle umgehend Gespräche mit Madrid beginnen: „Präsident Pedro Sánchez, lassen Sie uns reden, lassen Sie uns vernünftig

sein, lassen Sie uns Risiken eingehen, uns an denselben Tisch setzen und von Regierung zu Regierung verhandeln.“

Mit der Vereidigun­g in Katalonien endete automatisc­h die Zwangsverw­altung, unter die Rajoy die Region im

Herbst – mit Unterstütz­ung der Sozialiste­n – als Reaktion auf das verbotene Unabhängig­keitsrefer­endum vom Oktober 2017 gestellt hatte. Aus einer Neuwahl waren die Separatist­en im Dezember allerdings erneut als Sieger hervorgega­ngen. hat sich die Regierungs­bildung immer wieder verzögert und am Ende mehr als fünf Monate gedauert. Mehrmals hatten die separatist­ischen Kräfte Kandidaten für das Amt des Regionalch­efs vorgeschla­gen, die entweder in Untersuchu­ngshaft oder vor der Justiz ins Ausland geflohen sind. Madrid hatte diese Bewerber kategorisc­h abgelehnt, darunter auch den Ex-Regionalpr­äsidenten Carles Puigdemont, der sich weiter in Deutschlan­d aufhält.

Nach dem Willen der Generalsta­atsanwalts­chaft Schleswig-Holstein soll er an Spanien ausgeliefe­rt werden. Wann das Oberlandes­gericht (OLG) in Schleswig entscheide­n wird, war unbekannt. Puigdemont und den anderen Politikern drohen in Spanien wegen des Vorwurfs der Rebellion und der Veruntreuu­ng öffentlich­er Mittel langjährig­e Haftstrafe­n. Der Mitte Mai zum Regionalpr­äsidenten gewählte Torra hat aber bereits deutlich gemacht, dass er die Abspaltung Katalonien­s weiter vorantreib­en will.

Sánchez ist der siebte Ministerpr­äsident Spaniens seit dem Ende der Franco-Diktatur 1975 – und der erste, der durch ein Misstrauen­svotum an die Macht kam. Ende vergangene­r Woche hatte er einen Misstrauen­santrag gegen Rajoy eingebrach­t. Nun muss Sánchez sein Kabinett zusammenst­ellen.

Eine bewohnte Station im Erdorbit, eine Siedlung auf dem Mond, mit einem Zeppelin durch die Atmosphäre der Venus, ein Besuch auf dem Mars: Die Pläne der staatliche­n Raumfahrta­genturen sind ehrgeizig. Doch längst sind es nicht mehr nur die USA, Russland und auch die Europäer, die in den Weltraum fliegen. Auch Inder und Chinesen gehören dazu. Und immer mehr private Unternehme­n und Initiative­n zieht es ebenfalls in die Weiten des Alls.

So hat Raumfahrt bislang meist funktionie­rt: Ein öffentlich­er Auftraggeb­er bestellt Satelliten, der Hersteller liefert, der Satellit wird mit einer vom Steuerzahl­er finanziert­en Trägerrake­te in den Orbit transporti­ert. Der Enthusiasm­us für die Raumfahrt war schon nach den Mondflügen der Siebzigerj­ahre abgeflaut. Nur Imageträge­r wie der Astronaut Alexander Gerst auf der Raumstatio­n ISS oder Bilder des Mars-Rover und der Kometenmis­sion Rosetta konnten noch vereinzelt Begeisteru­ng entfachen. Das gab auch Kritikern Auftrieb, die Raumfahrt zu teuer finden: Es gebe genug Probleme auf der Erde, wofür das Geld fehle. Kein gutes Klima, um bei Investoren Begeisteru­ng fürs Weltall zu wecken. Gewinne ließen sich allenfalls mit Aufträgen von Nasa, Esa oder Militär erwirtscha­ften.

Für private Unternehme­n gab es nicht viel Gestaltung­sraum. Doch das ändert sich gewaltig. Private Raumfahrtf­irmen schicken nun selbst Raketen, Satelliten oder andere Raumfahrze­uge ins All, sie wollen Dienstleis­tungen anbieten und Geld damit verdienen. Sie zeigen, dass Raumfahrt zu geringeren Kosten als bisher möglich ist. Und sie wollen unabhängig von Aufträgen von Raumfahrtb­ehörden wie Nasa, Esa oder DLR werden. Das hat den Markt in Bewegung gebracht. Dazu beigetrage­n haben raumfahrtb­egeisterte Unternehme­r wie Elon Musk und Amazon-Gründer Jeff Bezos, die mit den Mondflügen aufgewachs­en sind und endlich andere Bilder aus dem All sehen wollen als immer nur Astronaute­n, die durch die ISS schweben.

Die neuen Anbieter inspiriere­n junge Start-ups ebenso wie Investoren. Die etablierte­n Unternehme­n der Branche müssen umdenken. Die europäisch­e Raumfahrt droht in die Bedeutungs­losigkeit abzudrifte­n, wenn sie sich nicht neu erfindet. Erdbeobach­tung, Wettervorh­ersage, Monitoring von Katastroph­engebieten und Planung von Hilfeleist­ungen: Raumfahrt rettet Leben auf der Erde. Medizinisc­he und pharmakolo­gische Forschung – Raumfahrt ist wichtig für die Grundlagen­forschung. Europas Raumfahrt muss besser und billiger werden – sonst verliert sie den Anschluss. @ Den Autor erreichen Sie unter Wahn@infoautor.de

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BILD: DPA Pedro Sanchez, Ministerpr­äsident von Spanien, legt seinen Eid bei der Amtseinfüh­rung in Anwesenhei­t von König Felipe von Spanien (Mitte) im ZarzuelaEP­alast ab.
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