Mehrheit gegen Neubau
Schließungen drücken Besucherzahlen unter 700 000 – Krogmanns Baupläne vor dem Aus
Die Stadtverwaltung forciert den Neubau eines Hallenbades am Flötenteich; an diesem Mittwoch soll der Plan durch Finanzund Schulausschuss gebracht werden. Doch der Widerstand ist groß. . .
Der Oberbürgermeister will am Flötenteich ein Vitalbad bauen lassen. Doch im Rat gibt es dafür keine Mehrheit.
OLDENBURG Weniger Besucher, größeres Minus: 699 228 Menschen haben im vergangenen Jahr Oldenburgs Schwimmbäder besucht. Zum ersten Mal seit Jahren sank damit die Besucherzahl im Olantis, den Hallenbädern Eversten und Kreyenbrück, dem Bad im Bischof Stählin und im Freibad Flötenteich unter 700 000.
Jens Hackbart, Geschäftsführer der Oldenburger Bäder-Gesellschaft, macht das an zwei Gründen fest. Zum einen war das Olantis drei Wochen lang für eine Revision geschlossen. Die Becken wurden trockengelegt, Reparaturen und Wartungsarbeiten vorgenommen, der Eingangsbereich erneuert. Zum anderen fiel mit dem Bischof Stählin ein ganzes Schwimmbecken weg. Denn seit dem Feuer am 15. Mai 2017 ist das Bad in Nadorst dicht. Bis dahin kamen immerhin 13611 Besucher, im gesamten Jahr 2016 waren es 35 504.
Mit Abstand am meisten Gäste lockte das Olantis Erlebnisbad an – auch wenn mit 371836 Besuchern rund 20 000 Menschen weniger als noch 2016 kamen. „Die Schließung im Bischof Stählin tut uns weh“, sagt Hackbart. Denn das von der Bäder-Gesellschaft gepachtete Bad hatte ein Alleinstellungsmerkmal: Es war nicht defizitär – im Gegensatz zu allen anderen Schwimmbädern in Hackbarts Portofolio.
Plus macht nur die Sauna
Knapp 2,4 Millionen Euro musste die Stadt im vergangenen Jahr zuschießen. Das ist etwas mehr als 2016. Weiter steigen soll das Defizit in diesem Jahr aber nicht. „Wir erwarten ein ähnliches Ergebnis“, sagt Hackbart – und mehr Besucher. „Wir wollen die 700000er-Marke deutlich knacken.“
Das einzige Plus – oder wie es bei der Bäder-Gesellschaft heißt: einen „Ergebnisbeitrag“– steuert derzeit nur die Olantis Saunawelt bei. Und dieser Beitrag soll weiter steigen. „Wir machen uns Gedanken über die Aufenthaltsqualität in der Saunawelt“, sagt Hackbart. Mehr Liegeflächen mit weniger Schatten, mehr Gastronomie, ein naturnaher Außenbereich und eine neue Außensauna: All das könnte im nächsten Jahr konkret werden. Im Freizeitbad sollen künftig Familien eine noch größere Rolle spielen. „Es gibt viele Dinge, die wir ändern könnten“, sagt Hackbart.
Doch bis dahin verweist er auf die Stadt. Denn deren Bäderstrategie soll den Weg vorgeben. „Der Ball“, sagt Hackbart, „liegt jetzt bei der Politik.“Die ist aber alles andere als einig. Eigentlich, so der Plan von Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD), sollen Finanz- und Schulausschuss an diesem Mittwoch über den Neubau eines Sportund Gesundheitsbades am Standort Flötenteich beraten. Doch das mehr als 14 Millionen Euro teure Projekt ist praktisch schon vom Tisch.
Nachdem sich Linke und Grüne dagegen ausgesprochen haben, reichte nun auch die CDU einen Änderungsantrag ein. Eine Mehrheit für Krogmann ist damit nicht möglich. „Ein Vitalbad am Flötenteich wäre die Kür. Priorität hatfürunsaberaufjedenFall der Erhalt der Stadtteilbäder in Eversten und Kreyenbrück“, sagt CDU-Fraktionschef Olaf Klaukien. „Es ist nicht schlüssig, zunächst ein Gutachten mit einem Bäderstrategiekonzept zu präsentieren, um im Anschluss ein Prestigeprojekt isoliert umzusetzen.“
Keine Mehrheit für SPD
Denn die Gutachter, die für die Stadtverwaltung die Vorarbeit zur Bäderstrategie geleistet haben, empfehlen zwar den Neubau eines Gesundheitsund Vitalbades am Flötenteich – aber eben auch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in Kreyenbrück. In Eversten könnte allerdings – je nach Szenario – eine Schließung drohen.
Die Vorlage der Stadt – die von einem jährlichen Zuschuss von künftig 3,2 Millionen Euro ausgeht – sieht zudem den Erhalt des Freibades am Flötenteich vor. Diese Variante gibt es im Gutachten nur in zwei Szenarien: Beide sehen die Betriebsaufgabe des Bischof-Stählin-Bades vor, eines die Aufgabe des Hallenbades Eversten. Nur in einem Szenario gibt es einen Neubau am Flötenteich, den Erhalt des Freibades und Ersatzneubauten in Kreyenbrück und Eversten: in der „Maximalvariante“. Und die ist laut Gutachtern die teuerste.