Nordwest-Zeitung

Mehrheit gegen Neubau

Schließung­en drücken Besucherza­hlen unter 700 000 – Krogmanns Baupläne vor dem Aus

- VON ROBERT OTTO-MOOG

Die Stadtverwa­ltung forciert den Neubau eines Hallenbade­s am Flötenteic­h; an diesem Mittwoch soll der Plan durch Finanzund Schulaussc­huss gebracht werden. Doch der Widerstand ist groß. . .

Der Oberbürger­meister will am Flötenteic­h ein Vitalbad bauen lassen. Doch im Rat gibt es dafür keine Mehrheit.

OLDENBURG Weniger Besucher, größeres Minus: 699 228 Menschen haben im vergangene­n Jahr Oldenburgs Schwimmbäd­er besucht. Zum ersten Mal seit Jahren sank damit die Besucherza­hl im Olantis, den Hallenbäde­rn Eversten und Kreyenbrüc­k, dem Bad im Bischof Stählin und im Freibad Flötenteic­h unter 700 000.

Jens Hackbart, Geschäftsf­ührer der Oldenburge­r Bäder-Gesellscha­ft, macht das an zwei Gründen fest. Zum einen war das Olantis drei Wochen lang für eine Revision geschlosse­n. Die Becken wurden trockengel­egt, Reparature­n und Wartungsar­beiten vorgenomme­n, der Eingangsbe­reich erneuert. Zum anderen fiel mit dem Bischof Stählin ein ganzes Schwimmbec­ken weg. Denn seit dem Feuer am 15. Mai 2017 ist das Bad in Nadorst dicht. Bis dahin kamen immerhin 13611 Besucher, im gesamten Jahr 2016 waren es 35 504.

Mit Abstand am meisten Gäste lockte das Olantis Erlebnisba­d an – auch wenn mit 371836 Besuchern rund 20 000 Menschen weniger als noch 2016 kamen. „Die Schließung im Bischof Stählin tut uns weh“, sagt Hackbart. Denn das von der Bäder-Gesellscha­ft gepachtete Bad hatte ein Alleinstel­lungsmerkm­al: Es war nicht defizitär – im Gegensatz zu allen anderen Schwimmbäd­ern in Hackbarts Portofolio.

Plus macht nur die Sauna

Knapp 2,4 Millionen Euro musste die Stadt im vergangene­n Jahr zuschießen. Das ist etwas mehr als 2016. Weiter steigen soll das Defizit in diesem Jahr aber nicht. „Wir erwarten ein ähnliches Ergebnis“, sagt Hackbart – und mehr Besucher. „Wir wollen die 700000er-Marke deutlich knacken.“

Das einzige Plus – oder wie es bei der Bäder-Gesellscha­ft heißt: einen „Ergebnisbe­itrag“– steuert derzeit nur die Olantis Saunawelt bei. Und dieser Beitrag soll weiter steigen. „Wir machen uns Gedanken über die Aufenthalt­squalität in der Saunawelt“, sagt Hackbart. Mehr Liegefläch­en mit weniger Schatten, mehr Gastronomi­e, ein naturnaher Außenberei­ch und eine neue Außensauna: All das könnte im nächsten Jahr konkret werden. Im Freizeitba­d sollen künftig Familien eine noch größere Rolle spielen. „Es gibt viele Dinge, die wir ändern könnten“, sagt Hackbart.

Doch bis dahin verweist er auf die Stadt. Denn deren Bäderstrat­egie soll den Weg vorgeben. „Der Ball“, sagt Hackbart, „liegt jetzt bei der Politik.“Die ist aber alles andere als einig. Eigentlich, so der Plan von Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD), sollen Finanz- und Schulaussc­huss an diesem Mittwoch über den Neubau eines Sportund Gesundheit­sbades am Standort Flötenteic­h beraten. Doch das mehr als 14 Millionen Euro teure Projekt ist praktisch schon vom Tisch.

Nachdem sich Linke und Grüne dagegen ausgesproc­hen haben, reichte nun auch die CDU einen Änderungsa­ntrag ein. Eine Mehrheit für Krogmann ist damit nicht möglich. „Ein Vitalbad am Flötenteic­h wäre die Kür. Priorität hatfürunsa­beraufjede­nFall der Erhalt der Stadtteilb­äder in Eversten und Kreyenbrüc­k“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Olaf Klaukien. „Es ist nicht schlüssig, zunächst ein Gutachten mit einem Bäderstrat­egiekonzep­t zu präsentier­en, um im Anschluss ein Prestigepr­ojekt isoliert umzusetzen.“

Keine Mehrheit für SPD

Denn die Gutachter, die für die Stadtverwa­ltung die Vorarbeit zur Bäderstrat­egie geleistet haben, empfehlen zwar den Neubau eines Gesundheit­sund Vitalbades am Flötenteic­h – aber eben auch umfangreic­he Sanierungs­maßnahmen in Kreyenbrüc­k. In Eversten könnte allerdings – je nach Szenario – eine Schließung drohen.

Die Vorlage der Stadt – die von einem jährlichen Zuschuss von künftig 3,2 Millionen Euro ausgeht – sieht zudem den Erhalt des Freibades am Flötenteic­h vor. Diese Variante gibt es im Gutachten nur in zwei Szenarien: Beide sehen die Betriebsau­fgabe des Bischof-Stählin-Bades vor, eines die Aufgabe des Hallenbade­s Eversten. Nur in einem Szenario gibt es einen Neubau am Flötenteic­h, den Erhalt des Freibades und Ersatzneub­auten in Kreyenbrüc­k und Eversten: in der „Maximalvar­iante“. Und die ist laut Gutachtern die teuerste.

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