Nordwest-Zeitung

Vergeblich­e Reise

- VON ALEXANDER WILL

Montag in Berlin, dann Paris und London: Der israelisch­e Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu tourt Europa. Ziel: Unterstütz­ung für einen härteren Iran-Kurs einwerben. Das dürfte daneben gegangen sein.

Die Europäer haben sich schlicht bereits entschiede­n, die vermeintli­chen wirtschaft­lichen Chancen ihrer Unternehme­n höher zu gewichten als die Sicherheit Israels. Man muss das so hart formuliere­n, denn der Effekt des Festhalten­s an einem von Beginn an nutzlosen Abkommen ist eben dieser. Da ändern auch die salbungsvo­llen Worte der Kanzlerin nichts. Wer wollte, konnte in den vergangene­n Tagen glasklar registrier­en, wie die Dinge wirklich liegen.  Da twitterte Irans Oberster Führer, Ali Chamenei, am Montag: „Israel ist ein Krebsgesch­wür Westasiens, das entfernt und ausgemerzt werden muss. Das ist möglich und wird geschehen.“Was würde Merkel tun, wenn ein fremder Staatsmann so etwas über Deutschlan­d sagte?  Am Dienstag ordnete Teheran an, Vorbereitu­ngen für den Neustart der 90-Prozent-Urananreic­herung zu treffen. Wozu wohl, wenn nicht für die Bombe?  Am Sonntag erklärte Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g, Israel könne im Fall eines iranischen Angriffs nicht mit Nato-Unterstütz­ung rechnen.

Fazit: Netanjahu ist besser beraten, auf eigene Stärke zu vertrauen als auf Europas Lippenbeke­nntnisse.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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