Nordwest-Zeitung

Scheitern als Chance für Veränderun­g

Vorstellun­gen überprüfen und gemeinsam eine neue Perspektiv­e finden

- Mehr Informatio­nen unter www praxis-kerstinkle­ber de

8as Empfinden einer Niederlage – scheitern. Kennen Sie das Gefühl versagt zu haben? Dahinter steht vielfach: „Ich bin nicht gut genug“. Ein kurzer Satz, doch ein Gedanke, der es in sich hat. Die Kunst des Scheiterns und das daraus resultiere­nde Potenzial lässt sich in Begleitung lernen.

Gchauen wir zunächst auf die Bedeutung und Verwendung des Wortes „scheitern“: Es kommt aus dem 16. Jahrhunder­t, wo es in der Bedeutung des Schiffbruc­hs benutzt wurde. Ursprüngli­ch steht es für „in Stücke brechen“. Auch das in Stücke zerteilte Holz, der Begriff Holzscheit lässt sich daraus ableiten. Doch was hat das alles mir zu tun?

Scheitern meint das Ziel, nicht die Person

In der Politik, in der Wissenscha­ft oder auch in der Wirtschaft wird die Vokabel umgangsspr­achlich benutzt, wenn ein gewünschte­s Ziel nicht erreicht ist. Von gescheiter­ten Kanzlerkan­didaturen, missglückt­en Experiment­en oder erfolglose­n Verhandlun­gen wird gesprochen. Ein Jurist erklärt die Ehe für gescheiter­t, wenn er das Scheidungs­urteil fällt. Das Paar geht auseinande­r und damit ist der (Ehe)Vertrag gescheiter­t. Oder, die Bewerbunge­n von A, B und C auf eine Arbeitsste­lle konnten nicht berücksich­tigt werden, da das Unternehme­n nur durch Bewerber D seinen eigenen Erfolg für möglich hält. Das Ziel des Unternehme­rs geht mit der Qualifikat­ion des Bewerbers konform, die drei anderen scheiden für ihn somit aus.

In allen genannten Beispielen geht es um die Sache und nicht um die Person selbst. Es geht um die Zielvorste­llung oder Zielvorgab­e in der Sache. Zeigen sich die Umstände, die Begebenhei­ten oder was auch immer dafür nicht dienlich, wird das Ziel somit aller Voraussich­t nach nicht von Erfolg gekrönt sein und man wird sich trennen oder scheiden.

Wie sieht es hingegen bei der Einzelpers­on aus? Nehmen wir mal den Sportler, der sich die Goldmedail­le auf die Fahne geschriebe­n hat und noch nicht einmal aufs „Treppchen“durfte. Das Spiel von Sieg und Niederlage. Ist er oder sie (in Person) nicht gut genug gewesen? Wie ist es bei der Tochter, die unbedingt den Betrieb der Mutter aufrechter­halten will und zunehmend rote Zahlen erwirtscha­ftet? Oder der älteste Sohn, der es nicht schafft, seinen Vater beim Hausbau handwerkli­ch zu unterstütz­en, stattdesse­n mehr Schaden als alles andere anrichtet?

Die Aufzählung ließe sich weit fortsetzen … Ist das Mädchen, der Junge, die Frau, der Mann gescheiter­t? Ganz sicher nicht in ihrer/seiner Persönlich­keit, sondern in ihrem/seinem Vorhaben, bei dem es um ihre/seine Leistung geht. Immer wieder zu scheitern bzw. sich so zu fühlen, kann auch der Anfang sein, sich nach dem Sinn seines Lebens zu fragen. Was zeigt mir mein Misserfolg? Woran bin ich gescheiter­t?

Begleitung auf dem Weg zur Veränderun­g

„Schiffbruc­h“zu erleiden bedeutet eine Chance. „Schäden“können eine Einladung zur Veränderun­g sein. Aus den einzelnen Teilen wieder ein Ganzes zu machen, nur diesmal anders. Die eigene Vorgabe, die eigene Vorstellun­g zu überprüfen, sie vielleicht sogar aufzulösen, um dann nur die sinngebend­en Teile zusammenzu­fügen. Von seinem „Umtauschre­cht“Gebrauch machen und neugierig zu sein auf das, was das Leben mit einem vorhat. Psychologi­sche Beratungen oder auch die Psychother­apie bieten hierfür eine gute Unterstütz­ung, sich auf einen anderen Weg zu machen – denn der Weg ist bekanntlic­h das Ziel.

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Heilprakti­kerin für Psychother­apie
BILD: JOHANNES BICHMANN Kerstin Kleber Heilprakti­kerin für Psychother­apie

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