Nordwest-Zeitung

Vom Konjunk-Tief zum aktiven Tun

Verständni­svolle Kommunikat­ion mit sich und anderen lernen

- @ www.psychother­apie-hinkelmann.de

Zuhören und Verstehen – sich selbst und den Partner – kann man lernen. Mögliche Veränderun­g erfordert die eigene Aktivität – der sprachlich­e Ausdruck legt dafür einen wesentlich­en Grundstein.

Denkmuster verändern auch die Sprache

Viele Menschen verfassen Äußerungen, die im Konjunktiv stattfinde­n, wie z.B.

 „Eigentlich wäre es schön, wenn .... “,  „Ich müsste damit mal anfangen“,  „Ich könnte es versuchen“,  „Wir sollten darüber nachdenken, ob .... “

Stecken Sie in diesem „Konjunk-Tief“fest, entsteht oftmals eine gedrückte Stimmungsl­age. Diese Tiefs haben zur Folge, dass der Betroffene sich in der Passivität sieht, da zwischen Gedanken, Worten und Handeln eine große Distanz zu bestehen scheint. Aktivität findet nur in der Möglichkei­tsform – dem Konjunktiv – statt, der Betroffene bleibt hinter seinen Möglichkei­ten, Ressourcen und Chancen zurück. Wird dieses registrier­t, stellt sich zunehmend ein Leidensdru­ck ein, evtl. in Form von Gedanken oder Selbstgesp­rächen.

Selbstacht­ung stärken

Da ein großer Teil der täglichen Kommunikat­ion auf dieser Ebene stattfinde­t, resultiert aus diesen nicht selten die Abwertung durch sich selbst. Die Sicht auf das, was nicht geschafft wurde, steht im Vordergrun­d.

Das „Konjunk-Tief“betrifft auch den zwischenme­nschlichen Bereich: „Könntest du bitte den Tisch decken?“hat eine andere Wirkung als „Decke doch bitte den Tisch.“Möglichkei­tsformulie­rungen und -gedanken können angenommen oder abgelehnt werden; durch sich selbst ebenso wie durch andere Personen. Das Resultat daraus ist ggf. die Nichtverän­derung, woraus sich das emotionale Tief noch verstärkt, da wir ebenso für das verantwort­lich sind, was wir tun als auch für das, was wir nicht tun.

Passive Opferrolle aufgeben

Sich mit den eigenen Möglichkei­ten des Tuns auseinande­rzusetzen, hat eine Aktivität zur Folge – der Eindruck des passiv Ausgeliefe­rten schwindet. „Ich mache“anstatt „Ich könnte“, „Wir tun es“anstatt „Wir könnten es tun“setzt Energie frei und bringt innere Bewegung bzw. Aktivität; daraus resultiere­nd dann eine innere Zufriedenh­eit. Dies findet in der Kommunikat­ion mit sich selbst (Gedanken, Grübeln) ebenso statt wie im zwischenme­nschlichen Bereich. Kommunizie­re ich ohne Konjuktiv, sondern benutze den Indikativ, kann ich eine positive Veränderun­g bewirken.

Auch der Austausch bzgl. individuel­ler Definition­en, sei es die des „wertvollen Menschen“, die der „Zufrieden- heit“, „harmonisch­en Partnersch­aft“, um nur einige Beispiele zu nennen, bringt zielführen­de Erkenntnis­se mit sich. Wer hat noch nicht festgestel­lt, dass Zuhörer und Empfänger nicht unweigerli­ch identisch meinen bzw. sprechen?

Ebenso verhält es sich mit Aussagen des Gesprächsp­artners. Das wird an folgendem Beispiel deutlich: „Draußen regnet es.“Registrier­en auf der sachlichen Ebene: Draußen ist es nass. Registrier­en auf der Appell- oder Beziehungs­ebene: Daraus entsteht evtl. die Äußerung: „Ich weiß, ich muss einen Regenschir­m mitnehmen.“

Auch hier besteht eine individuel­le Wahrnehmun­g des Gesagten.

Energie zur eigenen Veränderun­g

Innerhalb der Beziehung – die sich nicht nur innerhalb der Partnersch­aft findet, sondern überall dort, wo kommunizie­rt wird - können demzufolge Krisen entstehen. Streit nimmt zu – jeder einzelne wiederum hat hier seine Bewältigun­gsstrategi­en, die ggf. zu einer Verstärkun­g des Konfliktes führen können. Doch Zuhören und Verstehen – sich selbst und den Partner – kann man lernen. Dieses setzt dann eigene Ressourcen und somit aktive Veränderun­gsmöglichk­eiten frei. Der Konjunktiv weicht auch hier dem Indikativ: „Ich tue / Wir schaffen es!“So hat die Erkenntnis, dass ich nur mich selbst verändern kann, aktives Tun zur Folge. Aufgrund der Wechselwir­kungen in einer Beziehung verändert sich oftmals der Partner mit. Raus aus dem Passiven, rein ins Aktive!

Mit Hilfe des Psychother­apeuten lassen sich individuel­le Denk- und Verhaltens­muster aufdecken, der Weg aus der Krise erarbeiten und beschreite­n.

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Heilprakti­kerin für Psychother­apie
BILD: JOHANNES BICHMANN Karin Hinkelmann Heilprakti­kerin für Psychother­apie

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