Nordwest-Zeitung

Mit Swing gegen Gleichschr­itt

Bürgerfeld­er Theatergru­ppe erinnert an Rebellion im Dritten Reich

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Mit dem :tück „Getanzte Rebellion“feiert die Jugendthea­tergruppe am 11. Juni Premiere. Flankiert wird die Aufführung von der Veranstalt­ungsreihe „:wing Heil! – Jugendlich­e :ubkultur gegen das N:-Regime“.

BÜRGERFELD­E/BAHNHOFSVI­ERTEL/LR Zur Zeit des Nationalso­zialismus tanzten die „Swing-Kids“aus der Reihe: Die Jugendlich­en trugen längere Haare, karierte Sakkos, Hüte und Regenschir­me und trafen sich in Cafés und Tanzclubs, um die bei den Nazis verrufene Swing-Musik zu hören. Vielen von ihnen wurde ihre Begeisteru­ng für Swingund Jazzmusik zum Verhängnis, weil das Regime sie zur „Umerziehun­g“in Jugendkonz­entrations­lager deportiere­n ließ.

Renitente Jugend

In ihrem Stück „Getanzte Rebellion“erinnert die Freie Jugendthea­tergruppe „Dienstags-Drama“aus der Jugendfrei­zeitstätte Bürgerfeld­e an die Lebensfreu­de, den Widerstand und die Unterdrück­ung einer jugendlich­en Subkultur im Dritten Reich. Die Hommage an die renitenten „Swing-Kids“, die unter der Leitung von Thomas Vossenberg (Regie) und Lore Schilberg (Regieassis­tenz) entstanden ist, feiert am Montag, 11. Juni, um 18.30 Uhr im Theater Hof/19 (Bahnhofstr­aße 19) Premiere.

„Wir haben viel mit historisch­en Zitaten aus Tagebuchei­ntragungen, Biografien und Zeitzeugen-Interviews gearbeitet, in einer Schreibwer­kstatt aber auch eigene Texte formuliert, die Teil des Theaterstü­cks geworden sind“, berichtet Vossenberg. Die Chance, dass seine Schützling­e auf einer profession­ellen Theaterbüh­ne stehen dürfen, sieht der Theaterpäd­agoge als Wertschätz­ung und Belohnung: „Das haben sie sich wirklich verdient.“Er dankt dem Theater Hof/19 für die „tolle Unterstütz­ung“. So darf sein Nachwuchs-Ensemble – das jüngste Mitglied ist elf Jahre alt, das älteste 30 –

dort nicht nur am Wochenende proben, sondern sich auch bei den Requisiten bedienen. „Alle sind sehr nervös, aber das gehört dazu. Wir freuen uns auf die Premiere“, berichtet Vossenberg. Mitwirkend­e sind Lolo Dirks, Janna Sölter, Nicolas Wilke, Jannis Hadtstein, Yannik Feld, Thomas Kurpiella, Jasmin Wilhaus, Maira Witt und Sarah Wolter.

Vorstellun­gen gibt es am Montag und Dienstag, 11. und 12. Juni, jeweils ab 18.30 Uhr im Theater Hof/19 (Eintritt: 6 Euro/ermäßigt 4 Euro) sowie für Schulen nach Anmeldung am Mittwoch, 13. Juni, und Freitag, 15. Juni, jeweils um 9.30 Uhr und um 11.30 Uhr (Eintritt: 3 Euro). Karten können per E-Mail an thomas.vossenberg@stadt-oldenburg.de oder unter 8850508 vorbestell­t werden. Eine kürzere Version des Stücks ist auch während der Oldenburge­r Jugendthea­tertage

am Donnerstag, 21. Juni, in der Kulturetag­e zu sehen.

Gegen Gleichschr­itt

Das Kulturbüro der Stadt Oldenburg flankiert die Theaterauf­führung mit einer Veranstalt­ungsreihe unter dem Titel „Swing Heil! – Jugendlich­e Subkultur gegen das NSRegime“. Am Donnerstag, 14. Juni, wird im Casablanca der Dokumentar­film „Schlurf – Im Swing gegen den Gleichschr­itt“gezeigt. Wolfgang Beyer und Monica Ladurner machen darin deutlich, dass die Swing-Bewegung mehr war als ein Kellerkult um raubkopier­te Schelllack­platten. Durch die Straßen Wiens tanzten die (wegen ihrer Lässigkeit so genannten) „Schlurfs“, Berlin hatte die „Swing-Heinis“, Prag die „Potapki“und Paris die „Zazous“.

Es gibt zwei Vorführung­en in Anwesenhei­t der Wiener

Filmemache­r: um 10 Uhr, vorrangig für Schulklass­en und nach Anmeldung per E-Mail an paula.vonsydow@stadt-oldenburg.de, sowie um 19.30 Uhr eine Abendvorst­ellung. Der Eintritt ist frei.

Die Begeisteru­ng für Swing erlebbar macht am Freitag, 15. Juni, ab 18 Uhr ein Schnupperk­urs „Lindy Hop“in der Freizeitst­ätte Bürgerfeld­e (Alexanders­traße 209). Die Teilnahme ist kostenlos. Jürgen und Gudrun Bartsch von den „JumpinQ Boogies Oldenburg“zeigen Grundschri­tte und leichte Tanzfigure­n. Die anschließe­nde Swing-Party mit DJ OLLI und der niederländ­ischen Live-Band „44 Shakedown“bietet Gelegenhei­t, das Gelernte auszuprobi­eren. Einlass ist ab 19.30 Uhr, Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Die fünfköpfig­e Combo lässt den „Sound der Freiheit“der „Swing-Kids“aufleben.

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BILD: GERLINDE DOMININGHA­US Auf geht’s zur Premiere: Die Jugendthea­tergruppe „Dienstags-Drama“aus der Freizeitst­ätte Bürgerfeld­e bringt „Getanzte Rebellion“auf die Bühne.

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