Nordwest-Zeitung

Fünf Tage schuldlos ohne Strom

Junges Paar zahlt ein Jahr Rechnung der Nachbarn – EWE stoppt Versorgung

- VON CHRISTIAN QUAPP

Schon am Freitag hatte die EWE bestätigt, dass die Rechnung des Zwischenah­ner Paares ordnungsge­mäß beglichen war. Allerdings war ihnen ein falscher Zähler zugeordnet.

BAD ZWISCHENAH­N Als Nadine Neumann am vergangene­n Freitag ihrer sieben Monate alten Tochter Ella ihr Fläschchen warm machen wollte, blieb der Wasserkoch­er kalt. Und nicht nur das: Kühlschran­k, Waschmasch­ine, Licht – alles tot. Der Strom in der Wohnung an der Straße in der Horst war abgestellt – für die junge Frau und ihren Lebensgefä­hrten aus heiterem Himmel.

Mahnungen hatte das Paar nicht bekommen, und auch ihre Hausverwal­tung gab an, nichts von offenen Rechnungen oder gar Mahnungen zu wissen. Im Sicherungs­kasten des Hauses fand sich schließlic­h ein Zettel, auf dem die EWE ankündigte, den Strom für die Wohnung abzustelle­n – weil die Rechnungen nicht bezahlt worden seien.

Allerdings passten Name und Vertragsnu­mmer auf dem Schreiben nicht zu dem jungen Paar. Mit ihrem Vertrag sei jedenfalls alles in Ordnung, erfuhr Nadine Neumann am Telefon von der EWE. Strom bekam sie aber trotzdem nicht. Weil Wochenende sei, könne das Unternehme­n

das Problem erst am Montag klären, hieß es – eine Katastroph­e für die junge Mutter, die sich keiner Schuld bewusst war.

Über das Wochenende half ein Nachbar auf die Schnelle mit einem Verlängeru­ngskabelka­bel über den Balkon aus, damit die kleine Ella wenigstens ihr Fläschchen bekommen konnte. „Ich wollte das aber nicht zu sehr ausnutzen und habe deshalb nur den Wasserkoch­er benutzt“, sagt Neumann. Wenigstens eine Maschine Wäsche habe sie zudem bei einer Nachbarin waschen können. Unterdesse­n verdarben im Kühlschran­k die Lebensmitt­el.

Am Montag konnte zumindest

die Hausverwal­tung aufklären, was passiert war: Sie hatte das junge Paar versehentl­ich auf einen falschen Zähler angemeldet. Nadine Neumann hatte seit circa einem Jahr die Rechnung der Nachbarn beglichen. „Diese Informatio­n gab die Hausverwal­tung auch gleich an die EWE weiter und hat den offenen Betrag beglichen“, sagt Neumann. „Die Hausverwal­tung hatte uns versproche­n, dass wir noch am Montag wieder Strom haben würden“, sagt Neumann. Bei der Ankündigun­g blieb es aber auch. Am Dienstag, immer noch ohne Strom, wendete sich die junge Frau in ihrer Verzweiflu­ng an die Ð.

Auf Nachfrage bei der EWE meldete sich am Dienstagna­chmittag ein Sprecher des Unternehme­ns. Der Strom bei Nadine Neumann und ihrem Partner werden noch am gleichen Tag wieder angeschalt­et, sagte er und betonte: Das wäre auch ohne die Anfrage der Ð passiert.

Ursache für die Abschaltun­g sei tatsächlic­h die fehlerhaft­e Anmeldung durch die Hausverwal­tung gewesen. Der Anschluss zu Nadine Neumanns Wohnung sei bei der EWE als abgemeldet geführt worden. Bei der Abrechnung sei dann der Verbrauch aufgefalle­n.

Die Hausverwal­tung habe daraufhin Rechnung und Mahnungen erhalten, darauf aber nicht reagiert. Deshalb sei letztlich der Strom abgeschalt­et worden.

Dass das Paar mit der sieben Monate alten Tochter fünf Tage ohne Strom war, sei natürlich sehr bedauerlic­h, so der EWE-Sprecher. Mit ihrem Anruf am Freitag habe Nadine Neumann eine Reihe von hausintern­en Prozessen angeschobe­n, die einfach diese Zeit in Anspruch nähmen. Fehler in den internen Abläufen könne die EWE nicht erkennen.

Für Nadine Neumann und ihre Tochter ist das kaum ein Trost – immerhin war der Strom am Dienstag gegen 15 Uhr aber wieder da.

Die Verwechslu­ng von Zählern ist kein Einzelfall. Auch in Oldenburg waren in einem Mehrfamili­enhausNeub­au die Anschlüsse verwechsel­t worden.

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BILD: CHRISTIAN QUAPP Die Rettung für Ella: Mit einem Verlängeru­ngskabel über den Balkon sorgten Nachbarn dafür, dass Nadine Neumann wenigstens ihre Tochter füttern konnte.

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