Nordwest-Zeitung

Warum man Hein nicht mit Hin verwechsel­n sollte

Landesmuse­um Oldenburg kämpft mit Namensähnl­ichkeit bei Bredendiec­k und Bredendiek

- VON GLORIA KÖPNICK

OLDENBURG Bereits seit über einem Jahr wird am Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte Oldenburg zum Thema „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“geforscht. In diesem Projekt, dessen Ergebnisse ab April 2019 in einer Ausstellun­g im Augusteum gezeigt werden sollen, geht es vor allem um vier Bauhäusler aus der Region.

Einer von ihnen ist Hin Bredendiec­k, dessen Name wiederholt interessie­rte Nachfragen aufgeworfe­n hat: Ist Hin mit Hein Bredendiek verwandt oder ist da etwa ein Tippfehler im Namen? Die Antwortet lautet: Nein, Hein und Hin sind nicht miteinande­r verwandt oder verschwäge­rt. Doch lohnt ein biografisc­her Blick auf die beiden Künstler.

Am Landesmuse­um wird Leben und Werk des Bauhaus-Absolvente­n Hin Bredendiec­k (1904 in Aurich – 1995 in Roswell, Georgia, USA) untersucht: Aus dem ostfriesis­chen Aurich kommend, hatte er zunächst eine Tischlerle­hre absolviert, bevor er sich an den Kunstgewer­beschulen von Stuttgart und Hamburg versuchte. Unzufriede­n mit den antiquiert­en Lehrmethod­en, empfand er das Bauhaus Dessau 1927 endlich als den richtigen Ort. Dort entwickelt­e er mit Marianne Brandt wegweisend­e Entwürfe in der Metallwerk­statt unter anderem für den Leuchtenhe­rsteller Kandem.

Nach kurzer Zusammenar­beit mit László Moholy-Nagy und Herbert Bayer in deren Berliner Ateliers holte Sigfried Giedion, der wichtigste Promotor der Moderne in der Schweiz, Bredendiec­k nach Zürich, wo er dessen konstrukti­ves Talent für die Schweizer Leuchtenfa­brik BAG Turgi fruchtbar machte.

Nach einem Zwischenst­opp in Oldenburg, wo er mit dem Bauhäusler Hermann Gautel zusammenar­beitete, sah Bredendiec­k sich durch die veränderte politische, wirtschaft­liche und persönlich­e Situation veranlasst, einem Ruf Moholy-Nagys zu folgen. Er emigrierte 1937 mit seiner Familie in die USA, wo er am New Bauhaus Chicago einen Lehrauftra­g erhielt. Als Gründungsd­irektor des Instituts für Industried­esign am Georgia Institute of Technology in Atlanta wurde Bredendiec­k nach 1945 zu einem der einflussre­ichsten Vermittler der Bauhaus-Ideen in Amerika.

Eine ganz andere Geschichte erzählen Leben und Werk Hein Bredendiek­s (1906 in Jever – 2001 in Oldenburg): Der im Friesische­n geborene Maler und Schriftste­ller, der im Gegensatz zu Hin Bredendiec­k das Gymnasium mit der Reifeprüfu­ng abschloss, besuchte von 1926 bis 1930 die Kunsthochs­chule und die Universitä­t Berlin.

Nach dem Studium der Bildenden Kunst, Kunstgesch­ichte und Philosophi­e legte er 1930 die Staatsprüf­ung für das Lehramt an Höheren Schulen ab und begann danach sein Referendar­iat. In den Jahren darauf war er Kunsterzie­her in Flensburg und Cottbus, bevor er 1940 zum Kriegsdien­st verpflicht­et wurde. Nach 1945 engagierte sich Bredendiek, der sein Vorkriegsw­erk in Cottbus verloren hatte, im neugegründ­eten Oldenburge­r BBK. Neue Ideen sammelte er bei Reisen in den Süden, wo er mit Werner Gilles – seines Zeichens ebenfalls Bauhaus-Absolvent – zusammentr­af und sich infolgedes­sen mit Abstraktio­n und Informel auseinande­rsetzte. Ende der 1940er Jahre begann Bredendiek erste, auch plattdeuts­che Texte zu verfassen. Nachdem er zeitweise am Gymnasium in Jever tätig war, unterricht­ete Bredendiek von 1954 bis zu seinem Ruhestand an einem Oldenburge­r Gymnasium. Insbesonde­re das Schlossmus­eum Jever widmete sich seinem Werk in größerem Umfang.

Während Hein Bredendiek ein Künstler, Kunsterzie­her und Dichter war, der der Region stets verbundene­n blieb, ohne dabei zum Heimatküns­tler degradiert zu werden, stehen Leben und Werk von Hin Bredendiec­k exemplaris­ch für den Erfolg, die Emigration und die internatio­nale Verbreitun­g der am Bauhaus entwickelt­en Design-Ideen.

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Hin Bredendiec­k (links) und Hein Bredendiek
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BILDER: ARCHIV

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