Furiose Gastgeber legen Traumstart hin
Russland bezwingt Saudi-Arabien mit 5:0 – Keine westlichen Staatschefs im Stadion
Nach dem Kantersieg gratulierte Putin dem Trainer per Telefon. Robbie Williams stand im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier.
MOSKAU Voller Stolz griff Präsident Wladimir Putin nach dem kaum für möglich gehaltenen WM-Traumstart der „Sbornaja“zum Telefon und erreichte den verdutzten Trainer Stanislaw Tschertschessow mitten in der Pressekonferenz. „Der Präsident hat mir seinen Dank ausgedrückt. Wir sollen so weiterspielen und ich soll dem Team Glückwünsche ausrichten“, berichtete der russische Coach von der kurzen Unterredung mit dem Kremlchef. Putin war wie die russischen Fans im Moskauer Luschniki-Stadion völlig euphorisiert von dem 5:0 (2:0)-Auftaktsieg des Gastgebers gegen ein ganz schwaches Saudi-Arabien, dem höchsten Sieg in einem WMAuftaktspiel seit 1934.
„Gut sein, ist eine Sache. Gut zur richtigen Zeit zu sein, darauf kommt es an“, sagte Tschertschessow fast schon triumphierend, nachdem er in den letzten Wochen und Monaten harsch kritisiert worden war. Die russischen Russische Freude: Artjom Dschjuba (Zweiter von links) bejubelt seinen Treffer zum 3:0 mit den Teamkollegen. Text- und stilsicher: Popstar Robbie Williams trat bei der Eröffnungsfeier mit Aida Garifullina auf und gab der Opernsängerin einen Handkuss.
Spieler gingen bei „Rossija, Rossija“-Rufen auf die Ehrenrunde. Der erste LänderspielErfolg nach 240 Tagen und der höchste Sieg in einem WMEröffnungsspiel seit Italiens 7:1 gegen die USA vor 84 Jahren lässt das Tschertschessow-Team
auf den erstmaligen Einzug einer russischen Mannschaft ins WM-Achtelfinale hoffen. Weitere Gegner sind Ägypten und Uruguay.
Doch Tschertschessow warnte vor Übermut. „Es ist ein Turnier, es endet nicht mit
diesem Spiel“, sagte der frühere Torwart von Dynamo Dresden.
Auch auf der Tribüne traute Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman seinen Augen nicht und musste von Putin fast schon getröstet werden. Juri Gasinski (12. Minute), Tscheryschew (43./90.+1), Artjom Dschjuba (71.) und Alexander Golowin (90.+4) besiegelten vor 78 011 Zuschauern und Millionen Fans an den Bildschirmen den russischen Kantersieg.
Zuvor hatte Putin die WM mit einer Rede eröffnet und von einem „Feiertag des Weltsports“gesprochen. Nach Monaten scharfer Kritik an Russland wegen Doping-Vorwürfen, Ukraine-Krise und
politischer Spannungen mit Großbritannien nutzte der Präsident die große Bühne für einen Appell für Frieden und Völkerverständigung. „Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle“, sagte Putin.
Westliche Staatschefs suchte man auf der Tribüne vergeblich. Dafür ließ sich ExBundeskanzler Gerhard Schröder den WM-Auftakt nicht entgehen. Schröder steht in der Kritik für seine Nähe zu Putin und sein Engagement für russische Energiekonzerne.
Im Mittelpunkt der farbenfrohen Eröffnungsfeier stand Robbie Williams. Der britische Pop-Superstar gab im roten Anzug mit glitzerndem Leoparden-Muster vier seiner größten Hits zum Besten. Den Klassiker „Angels“sang er im Duett mit der russischen Operndiva Aida Garifullina.