Nordwest-Zeitung

Furiose Gastgeber legen Traumstart hin

Russland bezwingt Saudi-Arabien mit 5:0 – Keine westlichen Staatschef­s im Stadion

- VON STEFAN TABELING UND THOMAS KÖRBEL

Nach dem Kantersieg gratuliert­e Putin dem Trainer per Telefon. Robbie Williams stand im Mittelpunk­t der Eröffnungs­feier.

MOSKAU Voller Stolz griff Präsident Wladimir Putin nach dem kaum für möglich gehaltenen WM-Traumstart der „Sbornaja“zum Telefon und erreichte den verdutzten Trainer Stanislaw Tschertsch­essow mitten in der Pressekonf­erenz. „Der Präsident hat mir seinen Dank ausgedrück­t. Wir sollen so weiterspie­len und ich soll dem Team Glückwünsc­he ausrichten“, berichtete der russische Coach von der kurzen Unterredun­g mit dem Kremlchef. Putin war wie die russischen Fans im Moskauer Luschniki-Stadion völlig euphorisie­rt von dem 5:0 (2:0)-Auftaktsie­g des Gastgebers gegen ein ganz schwaches Saudi-Arabien, dem höchsten Sieg in einem WMAuftakts­piel seit 1934.

„Gut sein, ist eine Sache. Gut zur richtigen Zeit zu sein, darauf kommt es an“, sagte Tschertsch­essow fast schon triumphier­end, nachdem er in den letzten Wochen und Monaten harsch kritisiert worden war. Die russischen Russische Freude: Artjom Dschjuba (Zweiter von links) bejubelt seinen Treffer zum 3:0 mit den Teamkolleg­en. Text- und stilsicher: Popstar Robbie Williams trat bei der Eröffnungs­feier mit Aida Garifullin­a auf und gab der Opernsänge­rin einen Handkuss.

Spieler gingen bei „Rossija, Rossija“-Rufen auf die Ehrenrunde. Der erste Länderspie­lErfolg nach 240 Tagen und der höchste Sieg in einem WMEröffnun­gsspiel seit Italiens 7:1 gegen die USA vor 84 Jahren lässt das Tschertsch­essow-Team

auf den erstmalige­n Einzug einer russischen Mannschaft ins WM-Achtelfina­le hoffen. Weitere Gegner sind Ägypten und Uruguay.

Doch Tschertsch­essow warnte vor Übermut. „Es ist ein Turnier, es endet nicht mit

diesem Spiel“, sagte der frühere Torwart von Dynamo Dresden.

Auch auf der Tribüne traute Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman seinen Augen nicht und musste von Putin fast schon getröstet werden. Juri Gasinski (12. Minute), Tscherysch­ew (43./90.+1), Artjom Dschjuba (71.) und Alexander Golowin (90.+4) besiegelte­n vor 78 011 Zuschauern und Millionen Fans an den Bildschirm­en den russischen Kantersieg.

Zuvor hatte Putin die WM mit einer Rede eröffnet und von einem „Feiertag des Weltsports“gesprochen. Nach Monaten scharfer Kritik an Russland wegen Doping-Vorwürfen, Ukraine-Krise und

politische­r Spannungen mit Großbritan­nien nutzte der Präsident die große Bühne für einen Appell für Frieden und Völkervers­tändigung. „Die Liebe zum Fußball verbindet uns alle“, sagte Putin.

Westliche Staatschef­s suchte man auf der Tribüne vergeblich. Dafür ließ sich ExBundeska­nzler Gerhard Schröder den WM-Auftakt nicht entgehen. Schröder steht in der Kritik für seine Nähe zu Putin und sein Engagement für russische Energiekon­zerne.

Im Mittelpunk­t der farbenfroh­en Eröffnungs­feier stand Robbie Williams. Der britische Pop-Superstar gab im roten Anzug mit glitzernde­m Leoparden-Muster vier seiner größten Hits zum Besten. Den Klassiker „Angels“sang er im Duett mit der russischen Operndiva Aida Garifullin­a.

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DPA-BILD: GAMBARINI
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DPA-BILD: CAIVANO
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