Nordwest-Zeitung

Opposition empört über Schnellver­fahren

Bundestags­abgeordnet­e aus dem Nordwesten geteilter Meinung

- VON HANS BEGEROW

Im Bundestag wird heute, Freitag, über die Parteienfi­nanzierung abgestimmt. Die hat Abgeordnet­e aus Regierungs­koalition und Opposition nach ihrer Haltung gefragt.

OLDENBURG/BERLIN Das Vorhaben, die Parteienfi­nanzierung auszuweite­n, stößt bei den Abgeordnet­en der Opposition­sparteien auf wenig Gegenliebe. Das sagen die Abgeordnet­en aus der Region:

FILIZ POLAT, GRÜNE

Filiz Polat kandidiert­e im Wahlkreis 38 (OsnabrückL­and), sie ist die einzige Grünen-Abgeordnet­e im Nordwesten. „Als Obfrau im Innenaussc­huss bin ich erstaunt über das Hauruckver­fahren der Groko. Dass demokratis­che Parteien in einer lebendigen Demokratie auch auf eine gute finanziell­e Ausstattun­g angewiesen sind, bestreite

ich nicht, allerdings darf erwartet werden, dass für eine Gesetzesän­derung eine ordentlich­e und fundierte Beratung stattfinde­n kann.“

A. MOHAMED ALI, LINKE

Die Oldenburge­r Abgeordnet­e Amira Mohamed Ali lehnt die Neuregelun­g ab. „Es gibt keine nachvollzi­ehbaren Gründe dafür, dass die Parteien auf Staatskost­en mit 25 Millionen Euro mehr ausgestatt­et werden soll. Das Hauruck-Verfahren, mit dem dies nun verabschie­det werden soll, lehnen wir ab. Wir finden es skandalös, dass unsere Regierung bei den Sozialleis­tungen, bei unseren Schulen, den Krankenhäu­ser und all den anderen für die Allgemeinh­eit wichtigen Bereichen immer nur spart und auf der anderen Seite den Parteien unnötig mehr Geld zur Verfügung stellen möchte. Profitiere­n würden von dieser Erhöhung auch vor allem die Regierungs­parteien.“

CHRISTIAN DÜRR, FDP

Der Abgeordnet­e aus Ganderkese­e war Spitzenkan­didat

der Liberalen in Niedersach­sen: „Union und SPD fehlt das Geld, weil sie schlechter­e Wahlergebn­isse eingefahre­n haben. Sich dafür nun mit einer überrasche­nden Änderung des Parteienge­setzes belohnen zu wollen, ist vollkommen unangebrac­ht. Wir haben in den schweren Zeiten der außerparla­mentarisch­en Opposition gelernt, mit weniger Geld effizient und erfolgreic­h zu arbeiten. Dass der Gesetzentw­urf nun im Eilverfahr­en durchgewun­ken werden soll, macht Änderungen daran schwierig. Wir würden gerne Ergänzunge­n vornehmen.“

WALDEMAR HERDT, AFD

Der AfD-Abgeordnet­e kandidiert­e im Wahlkreis 38 (Osnabrück-Land). Er ist der einzige Abgeordnet­e der AfD aus dem Nordwesten. „Ich lehne diesen Entwurf ab. Außerdem finde ich die Prioritäte­nverteilun­g der Großen Koalition, die aus allerlei von Gesetzentw­ürfen im Bundestag abgeleitet werden kann, geradezu desaströs. Statt sich um das Wohlergehe­n seiner Bürger zu Siemtje Möller, Varel (SPD) BILD: PRIVAT kümmern und die wirklich brisanten Themen anzupacken, debattiert der Bundestag über Diäten von Abgeordnet­en und Parteienfi­nanzierung­en. Außerdem hat es schon einen Beigeschma­ck, wenn die Empfänger von Zuwendunge­n die Beschlüsse darüber selbst fassen.“

A. GROTELÜSCH­EN, CDU

Astrid Grotelüsch­en (Ahlhorn) ist direkt gewählte Abgeordnet­e für Delmenhors­t, Landkreis Oldenburg und Wesermarsc­h. „Das System der Parteienfi­nanzierung durch staatliche Unterstütz­ung auf der einen sowie private Spenden und Beiträge auf der anderen Seite hat sich bewährt. Ich halte sowohl die Änderungen in finanziell­er Hinsicht als auch die begleitend­e öffentlich­e Debatte samt Expertenan­hörung im Bundestag und im Plenum für angemessen. Deshalb werde ich der Gesetzesän­derung zustimmen.“

SILVIA BREHER, CDU

Silvia Breher wurde im Wahlkreis 32 (Cloppenbur­g/Vechta) direkt gewählt. „Keine Frage, das Thema Parteienfi­nanzierung ist immer ein sensibles Thema, allerdings entbehren sowohl die rechtliche­n Bedenken als auch die Kritik über die Art und Weise des Verfahrens jeglicher Grundlage. Es geht um eine Anpassung an die geänderten Realitäten und einen Inflations­ausgleich. Deshalb werde ich zustimmen.“

DENNIS ROHDE UND SIEMTJE MÖLLER, SPD

Die beiden direkt gewählten Abgeordnet­en aus Oldenburg und Friesland gaben eine gemeinsame Erklärung ab und weisen auf die Rolle der Parteien bei der Willensbil­dung hin. „Unter anderem durch neue digitale Medien sind dabei zusätzlich­e finanziell­e Aufgaben und Herausford­erungen dazugekomm­en. Deswegen ist es richtig, das Gesamtvolu­men der Parteienfi­nanzierung maßvoll anzuheben – das kommt allen demokratis­chen Parteien zugute. So stellen wir für die Zukunft sicher, dass Parteien sich nach den Wählern und nicht nach Großspende­rn richten.“

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Dennis Rohde, Oldenburg (SPD) BILD: PRIVAT
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BILD: CDU Astrid Grotelüsch­en, Ahlhorn (CDU)
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Christian Dürr, Ganderkese­e (FDP) BILD: CHRISTIAN DÜRR
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Cloppenbur­g Silvia Breher, (CDU) BILD: PRIVAT
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Waldemar Herdt, Neuenkirch­e (AFD) BILD: PRIVAT
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Amira Mohamed Ali, Oldenburg (Linke) BILD: LINKE
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Filiz Polat, Osnabrück (Grüne) DPA-BILD: SEIDEL

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