Ronaldo langt gleich dreimal zu
Europameister Portugal und Ex-Weltmeister Spanien trennen sich 3:3
Der Spanier Diego Costa war zweimal erfolgreich. Die Partie der beiden Nachbarn fand auf sehr hohem Niveau statt.
SOTSCHI Die große Show des dreifachen Torschützen Cristiano Ronaldo hat Spanien nach Chaostagen ein weiteres Mal erschüttert. Der Weltfußballer rettete dem Europameister Portugal in einem rassigen Bruderduell ein 3:3 (2:1) gegen den Weltmeister von 2010, der unter dem neuen Trainer Fernando Hierro zuvor zweimal einen Rückstand ausgeglichen hatte und sogar in Führung gegangen war. Mit seinem dritten Treffer (88. Minute) setzte Ronaldo den Schlusspunkt hinter das erste große Spektakel bei der WM in Russland.
Selbst Ronaldos Tore reichten Portugal aber im Spitzenspiel der Gruppe B in Sotschi nicht zum Sieg, weil Diego Costa für Spanien zweimal traf. Ronaldo verwandelte zunächst einen Foulelfmeter, den er selbst herausgeholt hatte (4.), anschließend profitierte er von einem Fehler des spanischen Torhüters David De Gea (44.). Costa (24./55.) und Nacho (58.) erzielten die Tore für Spanien, ehe Ronaldo spät zurückschlug. Der Portugiese Cristiano Ronaldo (links) versucht, im Zweikampf mit dem Spanier Gerard Pique den Ball unter Kontrolle zu bringen.
Portugal war 2014 noch zum WM-Auftakt von Deutschland gedemütigt worden (0:4), diesmal lief es zunächst wunschgemäß. Der Superstar Ronaldo war bereits in der dritten Minute unwiderstehlich in den Strafraum gezogen – er fiel dort dann dankbar über das Bein, das ihm sein Real-Mitspieler Nacho ein wenig zaghaft entgegenstreckte. Der souveräne italienische Schiedsrichter Gianluca Rocchi entschied ohne großes Zögern auf Strafstoß, vom Video-Assistenten in Moskau kam kein Widerspruch. Spanien, vor vier Jahren
in Brasilien bereits in der Vorrunde gescheitert, war durch die spontane Scheidung von Trainer Julen Lopetegui (wechselt zu Real Madrid) massiv erschüttert worden, spielte aber dennoch so, wie Spanien so spielt: Mit schnellen Ballpassagen versuchte die Rote Furie, die Abwehr der Portugiesen zu knacken. Getreu Hierros Vorgabe, nichts zu ändern, was in den zwei Jahren unter Lopetegui gut war. Tatsächlich schienen die Spanier weder vom Trainerwechsel noch von den Rückständen schwer getroffen. Der Ausgleich durch Costa,
der Pepe zuvor unsanft aus dem Weg geräumt hatte, hielt auch der Nachfrage Rocchis beim Videoassistenten stand. Isco traf mit einem strammen Schuss die Latte (26.), der Ball sprang von der Linie zurück ins Feld.
Auch Ronaldo ging nicht frei von Aufregung in das Spiel. Eine gerichtliche Quelle bestätigte am Freitag, dass der 33-Jährige eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung erhält. Zudem muss er 18,8 Millionen Euro zahlen. Ihm wird die Hinterziehung von insgesamt 14,7 Millionen Euro an Steuern vorgeworfen.
Marokko verpasste es trotz zahlreicher Chancen vor allem in der ersten Hälfte, seine Fans im ersten WM-Spiel nach 20 Jahren jubeln zu lassen. Die Auswahl von Trainer Hervé Renard steht angesichts der starken Konkurrenz in Gruppe B mit Spanien und Europameister Portugal schon vor dem Vorrunden-K.o.
Zwei Tage nach der Abstimmungsniederlage bei der Wahl des WM-Gastgebers für 2026 setzten die Marokkaner vom Anpfiff weg sportliche Akzente. In der ersten Viertelstunde kamen die Iraner, bei denen Ashkan Dejagah zunächst auf der Bank saß, kaum aus ihrer Hälfte. Die Nordafrikaner zeigten bei ihrer fünften WM-Teilnahme, dass sie das Außenseiter-Duell unbedingt für sich entscheiden wollten.