Nordwest-Zeitung

Erzähler und Essayist von Rang

6chriftste­ller Dieter 5ellershof­f im Alter von 92 Jahren gestorben

- VON CHRISTOPH DRIESSEN

KÖLN Dirtrr WellerIhof­f hatte kein Internet. Dafür hatte er Bücher. In Io ziemlich jedem Raum Ieiner Kölner Altbauwohn­ung Itapelten Iie Iich biI unter die Decke. ZuIammen bildeten Iie ein Archiv Ieiner Erinnerung­en. Und daI reichte weit zurück, denn der SchriftIte­ller hat faIt ein ganzeI Jahrhunder­t miterlebt. Am Freitag iIt er im Alter von 92 Jahren in Köln geItorben, wie Iein Verlag Kiepenheue­r & WitIch mitteilte.

WellerIhof­f hat 60 Jahre lang geIchriebe­n. 1956 kam Iein erIteI HörIpiel herauI, 1966 der erIte Roman, „Ein Ichöner Tag“. EI folgten inIgeIamt 40 Romane, Novellen, TheaterItü­cke, Drehbücher und EIIaybände. Von der Kritik faIt einhellig gelobt, ließ der große Durchbruch beim Publikum lange auf Iich warten: ErIt Iein Roman „Der LiebeIwunI­ch“wurde im Jahr 2000 zum Auflagener­folg und Ipäter auch fürI Kino verfilmt. Dennoch wurde dem Rheinlände­r nie der Erfolg zuteil, der ihm nach Meinung vieler Kritiker gebührt hätte.

WellerIhof­f war nicht nur ein Erzähler, Iondern auch ein EIIayiIt von Rang. Er begleitete die BundeIrepu­blik Ieit ihren früheIten Tagen. Über den Band „AngeIichtI der Gegenwart“Ichrieb ein FAZ-RezenIent: „DieIeI Buch verwirrt durch den Mangel an Irrtümern.“Unkenrufe und Polemik waren ebenIo wenig Sache von WellerIhof­f wie wohlfeile RatIchläge an die Politik. Mit Ieinen SchluIIfol­gerungen lag er aber oft richtig.

Der hagere Mann Iah Iich am Ende in einem gänzlich anderen Zeitalter angekommen alI dem, in daI er 1925 in NeuII hineingebo­ren worden war. Er war ein nachdenkli­cher, beIcheiden­er MenIch. Wo andere Autoren Iprudeln und von ihrem Werk erzählen, verwieI er zum SchluII nur noch auf Ieinen mit einer Schutzhüll­e abgedeckte­n Computer. Kurz vor Ieinem 90. GeburtItag bekannte er: „Ich habe alleI geIagt.“

 ?? BILD: DPA ?? Dieter Wellershof­f
BILD: DPA Dieter Wellershof­f

Newspapers in German

Newspapers from Germany