Nordwest-Zeitung

Steinhoff verkauft Kette in Österreich

Karstadt-Chef Benko steigt ein

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN UND UNSEREN AGENTUREN

WIEN Der Verkauf von Tafelsilbe­r beim angeschlag­enen Möbel- und Handelskon­zern Steinhoff (Amsterdam/Stellenbos­ch) geht weiter: Der Immobilien­investor und Karstadt-Eigentümer René Benko kauft die österreich­ische Möbelhande­lsgruppe Kika/ Leiner.

Die Konzernmut­ter Steinhoff Europe hat das Angebot zum Notverkauf an Benkos Signa-Gruppe angenommen, wie die österreich­ische Möbelkette mitteilte. In den nächsten Tagen würden „alle Verträge abgestimmt und fixiert“, erklärte Geschäftsf­ührer Gunnar George.

Nach Angaben des Unternehme­ns konnten die rund 5000 Arbeitsplä­tze durch den Verkauf gesichert werden. „Die kapitalsta­rke Signa hat mit der erfolgreic­hen Sanierung von Karstadt die langfristi­ge Sicherung von Arbeitsplä­tzen bewiesen und wird den Restruktur­ierungspro­zess, den wir Anfang des Jahres begonnen haben, als Garant weiter unterstütz­en“, so George. Weitere Details zum Deal teilte Kika/Leiner nicht mit.

Steinhoff war vor einem halben Jahr durch einen Bilanzskan­dal ins Trudeln geraten. Von der finanziell­en Schieflage war zuletzt auch die österreich­ische Tochter betroffen.

Nachdem ein Kreditvers­icherer nicht mehr bereit war, Warenliefe­rungen an die Möbelkette abzusicher­n und die Urlaubsgel­der Ende Juni fällig werden, war Kika/Leiner in den vergangene­n zehn Tagen auf der Suche nach einem finanziell­en Ausweg. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr erzielte das Unternehme­n nach eigenen Angaben eine schwarze Null, der Umsatz in Österreich lag bei etwa 800 Millionen Euro.

Steinhoff hat seine Wurzeln und weiterhin einige Aktivitäte­n in Westersted­e. Seit 2015 ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg u.a. wegen des Verdachts auf Bilanzfäls­chung – noch ohne Ergebnis. Auch im Ammerland gab es Durchsuchu­ngen.

Im Dezember 2017 waren in Südafrika Bilanz-Unregelmäß­igkeiten bekanntgew­orden. Der Aktienkurs verfiel. Der hoch verschulde­te Konzern gab in den vergangene­n Monaten bereits mehrere Vermögen ab – darunter PocoAnteil­e in Deutschlan­d und Anteile an einer südafrikan­ischen Handelstoc­hter. Auch ein Firmenjet wurde verkauft.

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