Blüchtlinge aus Simbabwe wollen zurück
2erzeit noch bedroht – Einsatz für faire Wahlen und Beobachter
Die Flüchtlinge engagieren sich für Demokratie und international abgesicherte, freie Wahlen. Die finden Ende Juli statt.
O7DENBURG Simbabwe sagt den meisten wenig: Harare, ein brutaler Langzeitpräsident Mugabe, Militärputsch und ein auf zweifelhafte Weise an die Macht gekommener neuer Präsident aus Mugabes Partei, der ähnlich tickt. In dem Savannenstaat sind Hunger, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit und Binnenflucht weit verbreitet. Im UN-Index zur menschlichen Entwicklung nimmt Simbabwe Platz 155 von 188 ein, im HappyPlanet-Index der New Economics Foundation mehrfach weltweit den letzten Platz.
Die Menschenrechtslage in dem Binnenstaat, der im Süden an Südafrika grenzt, verschlechterte sich vor zehn Jahren drastisch. Nach den Wahlen wurde das Land von Menschenrechtsverletzungen ungekannten Ausmaßes erschüttert, die von staatlicher Seite unterstützt oder geduldet wurden. Dieses Problem existiert bis heute. Oppositionelle wurden verfolgt, ins Gefängnis geworfen und Schlimmeres.
Zwei von ihnen, die schon gegen Mugabe demonstrierten und dem langen Arm der Justiz des Landes, die keiner Gewaltenteilung unterworfen ist, entkommen sind, sowie ein noch nicht verfolgter Oppositioneller kämpfen jetzt von Oldenburg aus darum, dass es – anders als vor fünf Jahren – bei den Wahlen am 30. Juli mit rechten Dingen zugeht. Damals hatte der oppositionelle Wahlgewinner, trotz eindeutiger Mehrheit der Opposition, aufgrund massiver Repressalien der regierenden Partei gegen seine Anhänger und Freunde das Handtuch geworfen. Präsident ist seitdem Emmerson Dambudzo Mnangagwa, wie Mugabe Vorsitzender der Regierungspartei ZANU-PF.
Doch diesmal soll es anders werden, hoffen Mack Chademana (43), McDonald Chibika (32) und Wilson Mtetwa (31). Mack Chademana wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern, nach eineinhalb Jahren in einer Oldenburger Flüchtlingsunterkunft, seit kurzem an der Hundsmühler Straße. Kämpfen von hier aus gegen die Verfolgung der Opposition, korrekte Wahlen und eine internationale Wahlkommission, damit sie wieder in ihrem Land leben können (v.li.): McDonald Chibika, Mack Chademana und Wilson Mtetwa.
Mack Chademana sagt: „Es gibt keine Demokratie, die Menschenrechte werden nicht respektiert, wegen unserer Oppositionsarbeit sollten wir vor Gericht gestellt werden. Weil wir wussten, was uns dann blüht, sind wir geflohen. Denn für die Regierung galt es als Verbrechen, zu demonstrieren.“Der 43-Jährige war bei einem Polizeieinsatz gegen eine Demo gestürzt, festgenommen und zusammengeschlagen worden. Nach dem Krankenhausaufenthalt wurde er freigelassen, um seinen Prozess zu erwarten.
Chademana, daheim ein erfolgreicher Schreiner mit schönem Haus und zwei Autos, wie seine Freunde aus Harare bestätigen, wusste, dass sein Leben bedroht war, kaufte sich Flugtickets und floh nach Deutschland. Inzwischen, sagt er, stünden die Oppositionellen in breiter Front gegen die Regierung und sprächen mit einer Stimme. Wegen seiner Flucht vor der Justiz könne er zurzeit aber nicht zurück. Sobald das Land – die Hoffnung ist nach der Wahl Ende Juli – unter einer neuen Regierung steht, wollen die Flüchtlinge zurück. „Die Wahl entscheidet über unsere Zukunft“, sagen sie. Sie wissen, dass die Opposition, obwohl die Mehrheit den Wechsel will, es schwer hat – auch weil sie in den Medien nicht vorkommt. Aufgrund der schlechten Erfahrungen bei der letzten Wahl glauben sie aber, dass die Opposition nur eine Chance hat, wenn hinreichend viele ausländische Beobachter in das Land reisen, um statt einer militärischen eine unabhängige Wahlkommission und einen
regulären Ablauf der Wahl zu ermöglichen. „Wir kämpfen für ein besseres Simbabwe“, sagt McDonald Chibika, der seinen Master in Soziologie gemacht hat und einen Handel mit TV-Geräten und Reparaturen betreibt. Chibika: „Wir wollen nicht nur weglaufen und hier ’rumsitzen, sondern etwas tun für unser Land und unsere Freunde und Verwandten, die noch dort sind. Denn zurzeit hat die Armee die totale Kontrolle, und die mafiösen Strukturen ziehen sich überall durch.“
Wilson Mtetwa, der in London lebt, dort Jura studiert und hier gerade seine Frau besucht, die an der Universität Oldenburg Erneuerbare Energien studiert, sagt: „Wir wollen eine Lobby bilden, die für korrekte Wahlen eintritt und die Stimmen dafür in de internationalen Gemeinschaft verstärken.“