Nordwest-Zeitung

So dwerker 400 Kilometer über der Erde

Jeutscher Astronaut Gerst hat im ersten Monat auf der Raumstatio­n ISS viel zu tun

- VON TAOLAH KÖRBEL

Viel Arbeit: Alexander Gerst auf der IHH

Die Stimmung im Team ist gut. Gerst (42) war am 6. Juni zu seiner zweiten ISS-Mssion gestartet.

MOSKAU Eer deutsche Astronaut Alexander Gerst hat in seinem ersten Monat auf der Internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) schon viele Rollen erfüllt. „Er ist hochqualif­izierter Laborant, Handwerker und manchmal auch selbst Versuchska­ninchen für die Wissenscha­ft“, sagte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.

Gerst war am 6. Juni als CoPilot einer Sojus-Rakete vom russischen Weltraumba­hnhof Baikonur zur ISS gestartet und zwei Tage später beim Außenposte­n der Menschheit angekommen. Dort forscht der Mann aus Künzelsau in Baden-Württember­g nun zusammen mit zwei Russen und drei Amerikaner­n. Bis Dezember soll der Astronaut der Europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa in dem Labor rund 400 Kilometer über der Erde arbeiten.

„Wir stehen fast täglich in Kontakt, und soweit ich das von hier unten beurteilen kann, geht es ihm blendend“, sagte Esa-Sprecher Marco Trovatello. In den vergangene­n Wochen hat Gerst Fotos von seinem Blick auf die Erdkugel veröffentl­icht und immer wieder Einblicke in seinen Arbeitsall­tag in der Schwerelos­igkeit geteilt.

„Eins der wissenscha­ftlichen Highlights war das französisc­he Grasp-Projekt“, sagte Trovatello. Gerst sollte testen, wie sich die Schwerelos­igkeit auf das Greifen von Dingen auswirkt. Dafür zog er sich eine Virtual-Reality-Brille über die Augen und sammelte mit Kopf nach unten Daten, wie es in einem Video erscheint. „Kopfüber für die Wissenscha­ft? Nein. Im Weltraum gibt es kein Oben und Unten“, schrieb Gerst dazu bei Twitter. Die Daten sollen helfen, auf der Erde die Behandlung von Schwindele­rkrankunge­n zu verbessern.

Häufig waren auch der „Handwerker“Gerst und Improvisat­ionstalent gefragt. Erst kürzlich musste er die Sauerstoff­versorgung bei einer Luftschleu­se reparieren. „Es gibt immer wieder Dinge, die dazu kommen, wie unvorherge­sehene Reparature­n. Das erfordert dann eine gewisse Flexibilit­ät und Umplanung“, sagte Schmid.

Wermutstro­pfen für Fußballfan Gerst: „Für die WM bleibt leider eher wenig Zeit“, sagte Esa-Sprecher Trovatello. Während der Arbeit könnten die Raumfahrer allenfalls am späteren Abend „mal reinschaue­n“. Das tut Gersts Freude über seinen zweiten ISS-Aufenthalt keinen Abbruch. „Ich freue mich sehr auf ein halbes Jahr im Weltraum – und auf die Rückkehr nach Hause danach!“

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BILD: EHA/NAHA

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