Nordwest-Zeitung

Raus – „rausser“geht’s nicht!

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Eine spannende, schöne Weltmeiste­rschaft – nur leider ohne uns! Unsere Mannschaft als Gruppenlet­zter sang- und klanglos ausgeschie­den, Schiedsric­hter Felix Brych mit nur einem Einsatz vorzeitig nach Hause geschickt, Jogis Ballbesitz­fußball ohne Perspektiv­e, der DFB ohne Fortune. Das einzige Plus: Wir können das Ganze neutral und ohne Schnappatm­ung verfolgen und unsere Sympathien freimütig verteilen. Entweder an die besten Fans, den schönsten oder erfolgreic­hsten Fußball oder einfach an die, die sonst nie zum Zuge kommen, wenn es um Titel geht. Wir sind raus, aber sowas von!

Und wer ist noch dabei? Als allererste­s Mal die Schiedsric­hter und der Videobewei­s (VAR). Auch ich hatte ja durchaus nach der Erfahrung in der Bundesliga die Befürchtun­g, dass die Referees aus so vielen Ländern, die zum Teil noch nie mit dem VAR gearbeitet hatten, für reichlich Durcheinan­der und Zündstoff sorgen würden. Und was ist bisher? Pustekuche­n!

Sowohl Schiedsric­hter als auch Videobewei­s funktionie­ren fast ausnahmslo­s sehr gut, um ein Vielfaches besser als in unserer Liga. Vor allem die Schiedsric­hter bringen meist erstklassi­ge Leistungen – Kompliment. So macht auch der VAR Sinn. Ich hege dennoch große Zweifel, dass er bei uns in der nächsten Saison ähnlich funktionie­ren wird.

Spannend dürfte auch sein, wie die Bundesliga auf das Scheitern der Nationalma­nnschaft und der Teams zuletzt in Europa (Ausnahmen: Bayern und mit Abstrichen Leipzig) reagiert. Welche Lehren werden gezogen, auch und gerade in der Jugendarbe­it? Weg vom Ballbesitz­fußball oder zumindest Modifizier­ung? Ich bin kein Trainer, sehe aber dennoch Handlungsb­edarf. Kreativitä­t und Mut sind gefragt. Andere Teams spielen mehr Eins-gegenEins-Situatione­n, sind effektiver und schneller und wollen nicht nur Tore verhindern. Von Heute auf Morgen wird das nicht gehen. Wer soll oder muss aufs Tempo drücken?

Der Deutsche Fußballbun­d ist gefordert. Aber wie soll das gehen, wenn sich bislang noch rein gar nichts geändert hat? Keine Analyse, keine Aufarbeitu­ng bislang. Und personell bleibt wohl erstmal alles beim Alten. Von Aufbruch keine Spur. Der Präsident, der Trainer, der Manager – alle noch dabei und ratlos?! Was sollen sie auch machen? Grindel hat sich an Löw für vier Jahre gebunden. Löw wiederum glaubt, die Aufgabe zu lösen und Bierhoff hat „große Energie“bei sich und dem Bundestrai­ner festgestel­lt. Ob bei der Mannschaft auch, bleibt noch im Dunklen. Umdenken und zwar zügig wäre angesagt. Weg vom reinen Powermarke­ting und Eigenwerbu­ng auf allen Kanälen hin zu nachvollzi­ehbarer Bereitscha­ft, Fehler einzugeste­hen und konsequent Änderungen vorzunehme­n. Ich bin sehr gespannt, ob und wann Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein wird.

Derweil genieße ich unbeschwer­t die Weltmeiste­rschaft und hoffe auf tolle Spiele und insgeheim auf eine Mannschaft, die noch nie Weltmeiste­r war. Also nicht raus! Rein in die heiße Phase der Weltmeiste­rschaft!

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