Nordwest-Zeitung

Schwangere Frau – WM geht vor

- VON THOMAS HÄBERLEIN UND NILS BASTEK

SAMARA/DPA Trotz der unmittelba­r bevorstehe­nden Geburt seines Kindes wird Schwedens Kapitän Andreas Granqvist im Viertelfin­ale der Fußball-WM gegen England auf jeden Fall dabei sein. „Meine Frau ist eine sehr starke Person, und uns war die Situation im Vorfeld bewusst. Zum Glück ist bislang nichts passiert“, sagte der Verteidige­r am Donnerstag in einem Video der englischen Tageszeitu­ng „The Guardian“.

Der errechnete Geburtster­min für das zweite Kind des Paares war der Dienstag. Er stehe natürlich in ständigem Kontakt mit seiner Frau. „Aber was immer auch passiert, ich werde nicht das Viertelfin­ale verpassen“, sagte Granqvist.

Schweden und England treffen an diesem Samstag (16 Uhr/ARD) in Samara aufeinande­r.

Heute Abend treffen die Brasiliane­r auf Belgien. Vor dem Duell der Favoriten dreht sich aber alles um Neymar.

KASAN Neymar? Der sich am Boden wälzt? Vincent Kompany lachte. „Was soll ich da machen? Was denkst du?“, entgegnete Belgiens Kapitän dem brasiliani­schen Journalist­en und grinste. Der Superstar der Seleção, der als Fußballer verzaubert und als Schauspiel­er verstört, beschäftig­t vor dem WM-Viertelfin­ale an diesem Freitag (20 Uhr/ZDF) alle – nur Kompany angeblich nicht: „Es ist mir egal.“Er wolle gar nicht über ihn reden, sagte der frühere Bundesliga­Profi des Hamburger SV, „wenn ich damit anfange, bin ich auf der falschen Spur.“

Es ist aber unmöglich, vor dem Duell von Belgiens goldener Generation mit dem Rekordwelt­meister nicht über Neymar zu sprechen. Der 26Jährige polarisier­t die Fußball-Welt. Der Schweizer Sender RTS hatte zuletzt ausgerechn­et, dass Neymar schon insgesamt fast 14 Minuten beim Turnier in Russland auf dem Boden gelegen habe.

Ronaldo: Kritik albern

„Die Kritiken an ihm sind albern“, ereiferte sich Brasiliens Idol Ronaldo. Der Weltmeiste­r von 2002 hält den teuersten Spieler der Welt trotz der Schauspiel­einlagen nach harmlosen Fouls für den Besten – und nach dem WM-Aus von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo für den nächsten Weltfußbal­ler: „Mein Tipp ist Neymar. Was er der Seleção gibt, ist herausrage­nd.“

Auch Ronaldos früherer Mitspieler Rivaldo verteidigt­e

den Star von Paris St. Germain vehement. „Spiel so, wie du immer spielst, und scher dich einen Dreck um die Kommentare aus anderen Ländern, von denen viele ja schon zu Hause sind“, schrieb der ExWeltmeis­ter auf Instagram: „Wenn du bei den Fouls fallen musst, falle, und wenn du auf dem Boden Zeit gewinnen musst, mach es. Weil alle anderen es auch machen.“

Neymar selbst schien den internatio­nalen Aufschrei zu überhören. Im Training alberte er mit seinen Teamkolleg­en herum, spielte mit seinem Sohn David Lucca und verabschie­dete sich von ihm mit einer langen Umarmung.

Für das Viertelfin­ale in Kasan

verließen die Brasiliane­r endgültig ihr „Campo Bahia“. Die Wohlfühloa­se in Sotschi am Schwarzen Meer nach dem Vorbild der deutschen Weltmeiste­r 2014 mit Privatstra­nd, Familien und Freunden gleich nebenan und den Kindern beim Training sehen sie nicht wieder. Entweder reisen sie über St. Petersburg zum Finale nach Moskau – oder vorzeitig nach Hause.

Endspiel für Belgien

Für Kompany und die Belgier ist dagegen das Viertelfin­ale schon das Endspiel. „Wir hätten lieber im Finale gegen Brasilien gespielt“, gab der Abwehrchef zu, „aber dann ist das jetzt eben unser Finale.“Eines, mit dem sich die goldene Generation um Eden Hazard, Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku „definieren“könne. Das Belgien „auf ein höheres Niveau, das wir erreichen wollen, bringen“könne.

Und noch viel weiter im Turnier: „Mein Plan ist: Freitag gewinnen, dann für St. Petersburg vorbereite­n, dann für Moskau vorbereite­n.“

Der individuel­len Klasse der Brasiliane­r wollen die Roten Teufel mit „einem schlauen Team, das weiß, wie man zusammensp­ielt und für den anderen kämpft“, entgegnen. Und mit der besten Offensive der WM: Zwölf Tore haben Lukaku und Co. erzielt. Trainer Roberto Martinez hat die enorme Qualität seiner Spieler zur Entfaltung gebracht.

Sein Gegenüber Tite hat der Seleção nach dem 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschlan­d 2014 eine stabile defensive Grundordnu­ng verpasst, in der auch Neymar mitarbeite­n muss. Erst ein Gegentor in vier Spielen ist das starke Ergebnis – und die Voraussetz­ung dafür, dass ein Geniestrei­ch des schauspiel­ernden Fußballsta­rs schon zum Sieg reichen könnte.

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