Schwangere Frau – WM geht vor
SAMARA/DPA Trotz der unmittelbar bevorstehenden Geburt seines Kindes wird Schwedens Kapitän Andreas Granqvist im Viertelfinale der Fußball-WM gegen England auf jeden Fall dabei sein. „Meine Frau ist eine sehr starke Person, und uns war die Situation im Vorfeld bewusst. Zum Glück ist bislang nichts passiert“, sagte der Verteidiger am Donnerstag in einem Video der englischen Tageszeitung „The Guardian“.
Der errechnete Geburtstermin für das zweite Kind des Paares war der Dienstag. Er stehe natürlich in ständigem Kontakt mit seiner Frau. „Aber was immer auch passiert, ich werde nicht das Viertelfinale verpassen“, sagte Granqvist.
Schweden und England treffen an diesem Samstag (16 Uhr/ARD) in Samara aufeinander.
Heute Abend treffen die Brasilianer auf Belgien. Vor dem Duell der Favoriten dreht sich aber alles um Neymar.
KASAN Neymar? Der sich am Boden wälzt? Vincent Kompany lachte. „Was soll ich da machen? Was denkst du?“, entgegnete Belgiens Kapitän dem brasilianischen Journalisten und grinste. Der Superstar der Seleção, der als Fußballer verzaubert und als Schauspieler verstört, beschäftigt vor dem WM-Viertelfinale an diesem Freitag (20 Uhr/ZDF) alle – nur Kompany angeblich nicht: „Es ist mir egal.“Er wolle gar nicht über ihn reden, sagte der frühere BundesligaProfi des Hamburger SV, „wenn ich damit anfange, bin ich auf der falschen Spur.“
Es ist aber unmöglich, vor dem Duell von Belgiens goldener Generation mit dem Rekordweltmeister nicht über Neymar zu sprechen. Der 26Jährige polarisiert die Fußball-Welt. Der Schweizer Sender RTS hatte zuletzt ausgerechnet, dass Neymar schon insgesamt fast 14 Minuten beim Turnier in Russland auf dem Boden gelegen habe.
Ronaldo: Kritik albern
„Die Kritiken an ihm sind albern“, ereiferte sich Brasiliens Idol Ronaldo. Der Weltmeister von 2002 hält den teuersten Spieler der Welt trotz der Schauspieleinlagen nach harmlosen Fouls für den Besten – und nach dem WM-Aus von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo für den nächsten Weltfußballer: „Mein Tipp ist Neymar. Was er der Seleção gibt, ist herausragend.“
Auch Ronaldos früherer Mitspieler Rivaldo verteidigte
den Star von Paris St. Germain vehement. „Spiel so, wie du immer spielst, und scher dich einen Dreck um die Kommentare aus anderen Ländern, von denen viele ja schon zu Hause sind“, schrieb der ExWeltmeister auf Instagram: „Wenn du bei den Fouls fallen musst, falle, und wenn du auf dem Boden Zeit gewinnen musst, mach es. Weil alle anderen es auch machen.“
Neymar selbst schien den internationalen Aufschrei zu überhören. Im Training alberte er mit seinen Teamkollegen herum, spielte mit seinem Sohn David Lucca und verabschiedete sich von ihm mit einer langen Umarmung.
Für das Viertelfinale in Kasan
verließen die Brasilianer endgültig ihr „Campo Bahia“. Die Wohlfühloase in Sotschi am Schwarzen Meer nach dem Vorbild der deutschen Weltmeister 2014 mit Privatstrand, Familien und Freunden gleich nebenan und den Kindern beim Training sehen sie nicht wieder. Entweder reisen sie über St. Petersburg zum Finale nach Moskau – oder vorzeitig nach Hause.
Endspiel für Belgien
Für Kompany und die Belgier ist dagegen das Viertelfinale schon das Endspiel. „Wir hätten lieber im Finale gegen Brasilien gespielt“, gab der Abwehrchef zu, „aber dann ist das jetzt eben unser Finale.“Eines, mit dem sich die goldene Generation um Eden Hazard, Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku „definieren“könne. Das Belgien „auf ein höheres Niveau, das wir erreichen wollen, bringen“könne.
Und noch viel weiter im Turnier: „Mein Plan ist: Freitag gewinnen, dann für St. Petersburg vorbereiten, dann für Moskau vorbereiten.“
Der individuellen Klasse der Brasilianer wollen die Roten Teufel mit „einem schlauen Team, das weiß, wie man zusammenspielt und für den anderen kämpft“, entgegnen. Und mit der besten Offensive der WM: Zwölf Tore haben Lukaku und Co. erzielt. Trainer Roberto Martinez hat die enorme Qualität seiner Spieler zur Entfaltung gebracht.
Sein Gegenüber Tite hat der Seleção nach dem 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland 2014 eine stabile defensive Grundordnung verpasst, in der auch Neymar mitarbeiten muss. Erst ein Gegentor in vier Spielen ist das starke Ergebnis – und die Voraussetzung dafür, dass ein Geniestreich des schauspielernden Fußballstars schon zum Sieg reichen könnte.