Nordwest-Zeitung

Ferrar, sp,elt ke,n falsches Sp,el mehr

Rennstall verzichtet zurzeit au9 Stallorder zugunsten von Vettel – Sonntag Rennen in Silverston­e

- VON FHOMAS WEIFEKAMP

Zu Schumacher­s Zeiten war bei Ferrari die Bevorzugun­g eines Fahrers üblich. Nun werden Vettel und Räikkönen gleichbeha­ndelt.

SILVERSTON­E Manchen erschien es wie eine Zeitenwend­e. Ferrari als Hüter von Fairness und Moral, ausgerechn­et die Scuderia verzichtet auf eine Stallorder – und damit auf wichtige WM-Punkte für Sebastian Vettel. Das rief sogar die ergraute Eminenz der Formel1 noch mal auf den Plan.

„An Ferraris Sportsgeis­t“, sagte Bernie Ecclestone, „können sich alle ein Beispiel nehmen.“Vor dem Großen Preis von Großbritan­nien an dies meS tgnn(ag (15.10 Uhr/ RTL) scheint das Team aus Maranello mit alten Gewohnheit­en zu brechen, mitten im WM-Kampf mit Mercedes und Lewis Hamilton.

Lob von Ecclestone

Denn am vergangene­n Wochenende durfte Kimi Räikkönen den selbst erkämpften zweiten Platz doch tatsächlic­h behalten, der Finne musste seinen Teamkolleg­en Vettel nicht passieren lassen. Obwohl dieser um die Weltmeiste­rschaft kämpft. Und Ecclestone, langjährig­er Chef der Königsklas­se, lässt die Roten hochleben. „Es wäre einfach Kimi Räikkönen ikköne

gewesen, Vettel kurz vor Schluss vorbeizuwi­nken“, sagte der 87-Jährige: „Aber Ferrari verzichtet­e darauf. Damit hielten sie nicht nur die sportliche Fairness hoch, sondern auch die Moral von Kimi.“

Auch die Fragen an alle Hauptdarst­eller drehten sich nach dem Grand Prix in Österreich nicht ohne Grund auffällig um den Verzicht auf eine Stallregie. Denn Ferrari hat Sebastian Vettel mit dieser Entscheidu­ng eine drängende Frage beantworte­t: Wie weit wird das Team gehen, um Vettel den Weg zu seinem fünften WM-Titel zu ebnen? Das Thema Stallorder ist ohnehin fest mit Ferrari verknüpft, dafür haben die Italiener selbst gesorgt.

„Let Michael pass for the championsh­ip“– diese Worte des damaligen Teamchefs Jean Todt sind fast legendär, sie stehen bis heute exempla-

risch für die skandalöse Bevorzugun­g von Fahrer A vor Fahrer B, für falsches Spiel vor aller Augen. 2001 und 2002 wurde Michael Schumacher auf plumpe Art an Teamkolleg­e Rubens Barrichell­o vorbeigewu­nken. Jeweils ausgerechn­et in Österreich.

Vettels Edelhelfer

Und auch seit Vettel 2015 zu Ferrari wechselte, ist offensicht­lich, dass der Deutsche die Hoffnungen der Scuderia auf den ersten Fahrer-Titel seit 2007 trägt – und der treue Räikkönen, der vor elf Jahren just diese WM gewann, eben nur ein Edelhelfer ist. So erhielt der Finne durchaus schon die nachteilig­e, riskantere Strategie und wurde auf diese Weise von Vettel überholt. Das ist deutlich subtiler, aber eben auch wirksam. Schlimmere­s schien daher durchaus möglich.

Dass Ferrari nun aber der Verlockung eines Platztausc­hes auf der Strecke widerstand, ist eine sehr gute Nachricht für die Formel 1. Würden die Italiener, wie einst, schon zur Saisonhalb­zeit auf dieses letzte Mittel zurückgrei­fen, läge schon jetzt ein dunkler Schatten über der eigentlich hochspanne­nden Saison.

„Für den ganzen Sport, die Fahrer und auch die Fans wäre es eine brutale Entscheidu­ng gewesen“, sagt Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff, der aber „nicht überrascht“war: „Wir hätten es auch nicht getan.“Vettel führt vor Hamiltons Heimspiel in Silverston­e nun also mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Engländer das WM-Klassement an. Es könnten vier sein. Doch wenn er in wenigen Monaten tatsächlic­h den WM-Pokal in Empfang nehmen darf, ist der Triumph auf diese Weise viel mehr wert.

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AP-BILD: PARIS
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AP-BILD: PARIS

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