Nordwest-Zeitung

Große Kunst zu heiß für Grundschul­e

Warum an der GS Bürgeresch alle Bilder abgehängt werden mussten

- VON JENS S1HÖNIG

Das kennen wir alle: In der Schule und im Kindergart­en hingen fast überall Bilder – von Kinder gemalte, aber auch Kunstdruck­e. Damit ist es jetzt zumindest an einer Oldenburge­r Grundschul­e vorbei.

OLDENBURG Mit dem letzten Läuten der Schulkling­el unbeschwer­t in die Sommerferi­en zu starten – den Kindern der Grundschul­e Bürgeresch fiel das in diesem Jahr nicht leicht. Ausgerechn­et am letzten Schultag mussten sie sich von einem Projekt trennen, in das sie im vergangene­n Jahr viel Zeit und Herzblut gesteckt hatten: Ihren „Louvre“.

Knapp 60 Bilder von berühmten Malern hatten die Schüler zusammen mit Lehrerin Sylvia Heyen im Treppenhau­s der Schule über drei Stockwerke aufgehängt – eine Zeitreise durch die Kunstgesch­ichte, die Schüler, Eltern und Lehrer begeistert­e.

Doch damit ist jetzt Schluss. Bei einer Brandverhü­tungsschau durch einen Mitarbeite­r der Feuerwehr entschied dieser, dass alle Bilder wegen Feuergefah­r wieder abgehängt werden müssen. Sogar mit Bußgeld wurde laut Sylvia Heyen gedroht. Am letzten Schultag sammelten die Schüler deshalb ihren „Louvre“

wieder ein. „Ich wollte das auf jeden Fall zusammen mit den Kindern machen, damit sie nicht nach den Ferien vor vollendete­n Tatsachen stehen“, so Heyen.

Nur noch L;cher un< Putz

Wo die Schüler das ganze Schuljahr über in den Pausen gebannt die Werke studierten, zeugen jetzt nur noch Löcher und Putzspuren in den kahlen Wänden von der ehemaligen Farben- und Figurenpra­cht. Nicht nur die Schüler sind schwer enttäuscht. „Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagt Sylvia Heyen. „Jahrzehnte­lang hingen hier alte Pinnwände mit Bildern herum, da hat niemand etwas gesagt. Das Gebäude ist so alt, dass es ohnehin lauter Brandgefah­ren gibt. Jeder fragt sich, warum die Feuerwehr gerade beim Louvre so pingelig ist.“

Daskonntea­uchdieFeue­rwehr auf Anfrage der nicht erklären, da der zuständige

Mitarbeite­r bereits im Urlaub ist. Die erreichbar­en Mitarbeite­r konnten den Vorgang in der Grundschul­e Bürgeresch nicht nachvollzi­ehen. „Wir bemühen uns um eine Klärung in den nächsten Tagen“, bedauerte Stadtsprec­her Steffen Pilney.

Dass jetzt in allen Schulen und Kindergärt­en die Bilder von den Wänden geholt werden müssen, steht aber nicht zu befürchten. Das grundsätzl­iche Problem der Grundschul­e Bürgeresch scheint in der Bauart des rund 100 Jahre alten Gebäudes zu liegen. Das

Trepp enhaus

ist vom Boden bis zum Dach offen, die Stockwerke sind mit Holztreppe­n verbunden und nicht durch Brandschut­ztüren abgetrennt.

Kamine==e>t be=?rchtet

Bei einem Feuer würde der Luftstrom wie in einem Kamin nach oben ziehen und der Brand sich so schnell ausbreiten, sagt ein unabhängig­er Experte. Wegen des Alters der Schule gilt ein Bestandssc­hutz, so dass bauliche Veränderun­gen nicht zwingend umgesetzt werden müssen (siehe Kasten). Die durchgängi­g aufgehängt­en Bilder waren für die Feuerwehr womöglich eine Gefahr zu viel. Ganz aufgeben will die Grundschul­e ihr „Louvre“-Projekt nicht. „Es stehen noch einige Umbauten ins Haus“, erklärt Sylvia Heyen. „Und die Schulleitu­ng hat bereits versichert, dass die Bilder in das Umbaukonze­pt eingebunde­n werden. Das dauert aber wohl noch zwei Jahre“. Sie weiß, dass das ein schwacher Trost ist, vor allem für die Schüler, die am „Louvre“-Projekt aktiv teilgenomm­en haben. Denn die werden bis dahin nicht mehr an der Schule sein.

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BILD: PRIVAT Vor einem Jahr hatte die Grundschul­e Bürgeresch ihren „Louvre“eröffnet, jetzt müssen die berühmten Bilder wieder abgehängt werden.

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