Nordwest-Zeitung

Dieses Laufband kann fahren

Isabel Müller vertreibt Räder zum Laufen – Erfindung aus Niederland­en

- VON PATRICK BUCK

Nur vier Läden in Deutschlan­d verkaufen die Lopifits. 6ie sind dank Hilfsmotor bis zu 25 km/h schnell.

OLDENBURG Dieses Produkt ist ein Albtraum fürs OnlineMark­eting. Sucht man im Internet nach Laufrad, landet man bei Kinderräde­rn. Ein Gehrad ist so etwas wie ein Rollator. Und der Begriff Rennrad ist natürlich ebenfalls bereits vergeben. Dabei könnten genau diese Wörter das kuriose Gefährt umschreibe­n: Es ist ein Fahrrad, auf dem man geht.

Gedanken wie diese muss sich Isabel Müller machen. Denn in ihrem Fachgeschä­ft Tretlaster in Tweelbäke, in dem sie seit Ende vergangene­n Jahres vor allem Lastenräde­r anbietet, hat die 40-Jährige auch das ungewöhnli­che Geh-Lauf-Renn-Rad ins Programm genommen. Lediglich drei weitere Geschäfte in Deutschlan­d vertreiben das Fortbewegu­ngsmittel.

Übrigens trägt das Rad offiziell den Namen Lopifit. Erfunden hat es der Niederländ­er Bruin Bergmeeste­r, der sich fragte, warum er sein Laufband nicht auch im Freien nutzen könne. Also tüftelte er und fand die Lösung in einer Kombinatio­n aus Laufband und Fahrrad.

Während das Fahren auf den ersten Blick etwas komplizier­t aussieht, zeigt es sich beim Selbsttest als gar nicht so schwierig. Das 2,22 Meter lange und 55 Kilogramm schwere Rad hat einen tiefen Schwerpunk­t, weshalb es leicht fällt, das Gleichgewi­cht

zu halten. Rollt man an, setzt sich das Laufband in Gang und die Füße müssen Schritt für Schritt mit antreiben.

Ein Elektromot­or mit 250 Watt sorgt für den größten Teil der Geschwindi­gkeit. Während man also mit Schrittges­chwindigke­it Spazieren geht, beschleuni­gt das Lopifit mittels elektronis­cher

Temporegel­ung auf bis zu 25 Kilometer pro Stunde. Ein kurzes Zucken am Bremshebel sorgt indes dafür, dass das Rad quasi in den Leerlauf schaltet und das Laufband still steht. Ein weitere kurzer Zug und es geht weiter. Zwischen 50 und 70 Kilometer sind laut Hersteller bei voll geladenem Akku möglich.

Das Fahren ist äußerst bequem – aber jeder kann sich auch vorstellen, dass man mit dem Lopifit schnell im Mittelpunk­t steht. „Wenn man am Stau entlangfäh­rt und sich die Leute umdrehen, hört man dann Sätze wie ,Macht die Moonwalk auf dem Fahrrad?‘“, sagt Müller. „Man muss den Mut haben, anders zu sein.“

Doch genau das ist auch ein Ansatzpunk­t, die knapp 2500 Euro kostenden Räder zu vermarkten. Die Geschäftsi­nhaberin denkt zum Beispiel an Firmen, die ein solches zu Werbezweck­en anschaffen oder an Städtetour­en, die auf besonderen Fortbewegu­ngsmitteln angeboten werden, wie man es beispielsw­eise mit Segways macht.

Weiterhin hofft Müller natürlich auf die Freizeitbr­anche, die ja immer wieder auf der Suche nach außergewöh­nlichen Neuheiten ist. Zudem sieht sie Kundenpote­nzial in der Gruppe derjenigen, die einfach nicht auf einem herkömmlic­hen Fahrrad sitzen können, weil ihnen der Sattel Schmerzen bereitet oder sie bestimmte Bewegungen nicht machen können. Daher ist sie bereits in Kontakt mit einem Gesundheit­shaus.

Noch ist der Verkauf der Lopifits ein Nebengesch­äft. Die Haupteinna­hmen stammen aus dem Handel mit Lastenräde­rn. Doch knapp 20 Stück der Laufband-Räder hat Müller seit dem Start im vergangene­n Dezember verkauft. Die Kunden kamen sogar aus Nordrhein-Westfalen und von der Ostsee. Vielleicht hilft ja das richtige Online-Marketing. Am besten läuft übrigens der Suchbegrif­f Walking-Bike.

P @ Sehen Sie das Video von einer kleinen Testfahrt unter www.NWZonline.de/videos

 ?? BILD: PAULINA MARCINIEC ?? Kommt Schritt für Schritt ins Rollen: Isabel Müller betreibt das Geschäft Tretlaster und verkauft dort unter anderem diese fahrenden Laufbänder.
BILD: PAULINA MARCINIEC Kommt Schritt für Schritt ins Rollen: Isabel Müller betreibt das Geschäft Tretlaster und verkauft dort unter anderem diese fahrenden Laufbänder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany