Hier ziehen Hühner ständig um
Hof Janßen aus Rastede arbeitet mit mobilem Hühnerstall
Alle sieben Tage bewegt Landwirt Carsten Janßen den Wagen weiter – denn das bringt einige Vorteile. An den wöchentlichen Umzug haben sich die Hühner schon gewöhnt.
RASTEDE Emsig picken die Hühner sich Grashalme aus der Wiese oder rennen – mit Hoffnung auf einen leckeren Snack – fliegenden Insekten hinterher. Auf der Wiese des Hof Janßen nahe der A29 in Rastede haben sie jede Menge Auslauf. Schon fast mehr, als die Hühner eigentlich nutzen, weiß Landwirt Carsten Janßen: „Hühner haben einen Laufradius von 80 bis 100 Metern.“Weit weg vom Stall laufen sie also nicht, lieber bleiben sie in der Nähe des schützenden Unterstandes.
Stall in Bewegung
Das stellt Janßen aber vor ein Problem: „Direkt vor dem Stall gibt es einen hohen Austrag von Stickstoff.“Das Gras wächst irgendwann nicht mehr so gut. Eine zu hohe „Dosis“wäre schädlich. Würde er den Stall vier Wochen an einer Stelle stehen lassen, wäre dann auch die Grasnarbe weg. Die Lösung ist ein mobiler Hühnerstall. Von einem auf diese Ställe spezialisierten Unternehmen hat Janßen den
Hühnerstall gekauft. Seit Mai steht dieser nun auf der Wiese zwischen dem Hof und der A29. Mit einem Traktor kann Janßen den Stall einfach weiter ziehen und die Hühner bewegen sich so stetig über die gesamte Fläche.
Zu Beginn mussten sich Hühner, Landwirt und Stall natürlich erst einmal aufeinander abstimmen. Gehen die Hühner auch wirklich abends zurück in den Stall? Öffnen und schließen sich die Klappen zur richtigen Uhrzeit? Nach ein paar Nachjustierungen klappte es dann doch, freut sich Carsten Janßen. „Es lohnt sich wirklich, den Stall weiter zu stellen“, betont er und zeigt auf mehrere tiefgrüne Flecken auf der Wiese. Das Gras wächst dort durch die leichte Düngung besser nach.
Morgens um 10 Uhr öffnet der Stall durch eine Zeitschaltuhr die Klappen und die rund 230 Hühner können ins Freie. Davor haben die Damen Zeit zum Frühstücken und Eierlegen. Die Legenester sind an der Rückseite des mobilen Stalls. Da es die Hühner
beim Eierlegen kuschelig mögen, sind die Nester mit weichem Dinkelspreu ausgelegt. Ganz praktisch für den Janßen Hof: Das Spreu ist quasi ein Abfallprodukt aus der Hofbäckerei. Schlafen sollen die Hühner aber nicht in den Nestern, auch wenn es noch so bequem ist. „Wo die Hühner schlafen, da machen sie auch Mist“, sagt Janßen. Daher schließen die Nester nachts mit Klappen.
Einmal die Woche speist Carsten Janßen frisches Wasser in den Tank und mistet aus. Der Mist landet auf einem Band im Boden, das einfach per Handkurbel aufgerollt wird. Der Mist fällt hinmobilen
ten aus dem Wagen raus. Ein Solarpanel sorgt für Strom auf dem Zaun und Licht im Wageninneren.
Muscheln zum Mahlen
Im Stall selbst können sich die Hühner auf zwei Etagen frei bewegen. Dort können sie schlafen und finden Kraftfutter und Muschelschalen. Die sind wichtig für die Verdauung der Hühner und die Festigkeit der Eierschale. Mit den Muschelstücken zermahlen die Hühner ihre Nahrung, da sie keine Zähne haben.
Eine Stunde nach Sonnenuntergang gehen die Klappen automatisch zu – bis dahin sind alle Hühner im Wagen und sicher vor Fuchs und Marder.