Nordwest-Zeitung

Mertesacke­r springt seinem alten Freund Özil zur Seite

Früherer Bremer bietet sich als Gesprächsp­artner an – Kritik von Lahm und Hitzfeld an DFB

- VON RALPH DURRY

HAMBURG Per Mertesacke­r, Weltmeiste­r von 2014, hat nach dem WM-Desaster der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft in Russland den Umgang mit Starspiele­r Mesut Özil kritisiert. „Alles an seiner Person festzumach­en, ist falsch“, sagte der Ex-Hannoveran­er und Bremer dem Radioprogr­amm des NDR: „Ich glaube, es ist ganz gut, dass er jetzt im Urlaub ist, dass er mal zurückblic­ken kann. Ich denke, da ist er auch schon sehr selbstkrit­isch mit sich und kann das gut einschätze­n.“

Der ehemalige EnglandLeg­ionär war bei Werder Bremen und dem FC Arsenal Teamkolleg­e von Özil. Der Innenverte­idiger bot sich als Gesprächsp­artner an: „Er weiß, dass er mich jederzeit anrufen und auf mich zählen kann. Wir haben so lange zusammenge­spielt und so viele tolle Sachen erlebt.“

Auch Philipp Lahm, der ebenfalls mit Özil 2014 Weltmeiste­r wurde, stärkte dem Linksfuß den Rücken. Dieser habe sich „innerhalb der Mannschaft immer tadellos verhaltota­l ten, kolleAuch gial. sei-

Mesut Özil und Per Mertesacke­r jubeln gemeinsam im Nationaltr­ikot. netwegen haben sich viele Menschen in Deutschlan­d mit der Mannschaft identifizi­ert.“Der Ex-Bayern-Profi ließ zudem durchblick­en, dass ihm Teammanage­r Oliver Bierhoffs viel kritisiert­e Äußerungen zu Özil missfielen. „Jetzt ist die Zeit zu analysiere­n: die Leistunauf gen dem Platz, den Umgang mit dieser Affäre. Und danach muss man mit seiner Haltung an die Öffentlich­keit gehen. Das wäre die richtige Aufarbeitu­ng“, sagte Lahm. Auch TrainerLeg­ende Ottmar Hitzfeld kritisiert­e den DFB für den Umgang mit Özil und Ilkay Gündogan. „Ich glaube, dass man ihnen damit keinen Gefallen getan hat, sie mit zur WM zu nehmen, wo sie unter so gewaltigem Druck standen. Man hätte sie aus meiner Sicht schützen müssen und zu Hause lassen, um danach wieder einen Neuanfang zu machen. Dann hätte man während der WM Ruhe gehabt, das Thema wäre gegessen gewesen“, sagte der Ex-Trainer des FC Bayern und von Borussia Dortmund dem „Sportbuzze­r“.

Die Affäre um die ErdoganFot­os habe „sicher auch Einfluss auf die Mannschaft“gehabt, schrieb der 69-Jährige in seiner Kolumne.

Vor der WM hatten Özil und Gündogan durch gemeinsame Fotos mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan für einen Eklat gesorgt. Özil schweigt bis heute zu den Bildern.

Die Kritik an DFB-Präsident Reinhard Grindel und Bierhoff wird indes auch aus der Politik immer schärfer. Grünen-Mann Cem Özdemir brachte die Ablösung der Spitze ins Gespräch. „Wir brauchen dringend einen sportpolit­ischen Neustart beim DFB, gerne mit neuen Gesichtern“, schrieb er in einem Gastbeitra­g für die Wochenzeit­ung „Die Zeit“. Zuvor hatte der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek, gefordert: „Bierhoff und Grindel müssen zurücktret­en, wenn sie in ihrer langen Karriere nichts anderes gelernt haben als: ,Man verliert als Özil’ anstatt ,Man verliert als Mannschaft’.“

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DPA-BILD: VENNENBERN­D

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