Hier darf auch gelacht werden
Stationäres Hospiz in Varel eröffnet – Erste Gäste ziehen Montag ein
Das 2,7-Millionen-Projekt wurde zur Hälfte aus Spenden und Zuschüssen finanziert. Es ermöglicht ein würdevolles Leben – bis zuletzt.
VAREL Di Gänge sind hell, das Ambiente mit warmen Farben ist ruhig und gelassen. Doch die Menschen, die hier ein Zimmer beziehen, verlassen es meist nicht mehr lebend. Das neue „Haus der Hospiz- und Palliativarbeit Am Jadebusen“in Varel (Kreis Friesland) ist am Mittwoch offiziell eröffnet worden. Am Montag sollen die ersten Gäste einziehen.
Aufgenommen werden sterbende Menschen mit einer schweren Krankheit im fortgeschrittenen Stadium. Sie sowie deren Angehörige werden von den vielen hauptund ehrenamtlichen Mitarbeitern wohnortnah versorgt und begleitet.
Der Andrang ist laut Irene Müller vom Hospiz-Träger Mission Lebenshaus groß. Es gebe mehr Interessenten, als man in den acht Gästezimmern unterbringen könne. „Wir hatten am Anfang auch die Sorge, ob das Hospiz ausgelastet
wird. Aber diese Frage hat sich dann überhaupt nicht mehr gestellt“, sagt sie. Das Hospiz schließt die Lücke in der stationären Versorgung von unheilbar kranken Menschen im südlichen Friesland (Stadt Varel sowie die Gemeinden Bockhorn und Zetel) und der Wesermarsch.
Es wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung realisiert. Ausschlaggebend war eine private Spende in Höhe von 50 000 Euro im Dezember 2012, mit der der erste Grundstein gelegt wurde. Zudem sorgten die Einnahmen zweier Hospiztage mit jeweils einem großen Spendenlauf,
an der sich auch Leser-Teams dem beteiligt hatten, für die nötigen finanziellen Mittel, um das Projekt mit dem Volumen von 2,7 Millionen Euro zu realisieren.
Die Kreise Friesland und Wesermarsch bezuschussten das Hospiz mit jeweils 150 000 Euro. „Das ist interkommunales Handeln und Denken“, lobte Frieslands Landrat Sven Ambrosy die Zusammenarbeit: „Wir sollten gemeinsam so weitermachen.“Die Wesermarsch beteiligte sich, da der Kreis laut Landrat Thomas Brückmann selbst kein Hospiz finanzieren konnte.
Jeder der Gäste kann sich
in einem etwa 21 Quadratmeter großen Zimmer einrichten. Dazu gehört auch noch ein Badezimmer mit etwa sechs Quadratmetern. Die Gästezimmer sind alle zum Garten hin ausgerichtet und haben jeweils eine eigene ebenerdige Terrasse. Es gibt auch noch andere Rückzugsorte, beispielsweise den „Raum der Stille“, außerdem können sich in einer Wohnküche alle Gäste und Angehörigen gemeinsam zum Essen treffen. Ein wichtiges Element des Hauses ist der Garten. Das gesamte Gebäude legt sich mit seiner L-Form um diesen Bereich herum, zu dem alle Gästezimmer einen direkten Zugang haben. Dort soll es außerdem noch einen Naschgarten geben, an dem sich die Gäste und Angehörigen bedienen können.
Auch wenn das neue Hospiz in Varel ein Ort des Abschiednehmens und damit der Trauer ist, findet man in dem Gebäude keine Anzeichen für Verzweiflung. „Es darf auch gelacht werden“, sagt Anke Kück von der Hospizbewegung Varel, die das Projekt vor sechs Jahren angeschoben hatte. Denn das gehöre zu einem „würdevollen Leben bis zuletzt“dazu.
@ Ein Video gibt’s unter www.nwzonline.de/videos