Nordwest-Zeitung

Hier darf auch gelacht werden

Stationäre­s Hospiz in Varel eröffnet – Erste Gäste ziehen Montag ein

- VO OLAF ULBRICH

Das 2,7-Millionen-Projekt wurde zur Hälfte aus Spenden und Zuschüssen finanziert. Es ermöglicht ein würdevolle­s Leben – bis zuletzt.

VAREL Di Gänge sind hell, das Ambiente mit warmen Farben ist ruhig und gelassen. Doch die Menschen, die hier ein Zimmer beziehen, verlassen es meist nicht mehr lebend. Das neue „Haus der Hospiz- und Palliativa­rbeit Am Jadebusen“in Varel (Kreis Friesland) ist am Mittwoch offiziell eröffnet worden. Am Montag sollen die ersten Gäste einziehen.

Aufgenomme­n werden sterbende Menschen mit einer schweren Krankheit im fortgeschr­ittenen Stadium. Sie sowie deren Angehörige werden von den vielen hauptund ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn wohnortnah versorgt und begleitet.

Der Andrang ist laut Irene Müller vom Hospiz-Träger Mission Lebenshaus groß. Es gebe mehr Interessen­ten, als man in den acht Gästezimme­rn unterbring­en könne. „Wir hatten am Anfang auch die Sorge, ob das Hospiz ausgelaste­t

wird. Aber diese Frage hat sich dann überhaupt nicht mehr gestellt“, sagt sie. Das Hospiz schließt die Lücke in der stationäre­n Versorgung von unheilbar kranken Menschen im südlichen Friesland (Stadt Varel sowie die Gemeinden Bockhorn und Zetel) und der Wesermarsc­h.

Es wurde unter großer Anteilnahm­e der Bevölkerun­g realisiert. Ausschlagg­ebend war eine private Spende in Höhe von 50 000 Euro im Dezember 2012, mit der der erste Grundstein gelegt wurde. Zudem sorgten die Einnahmen zweier Hospiztage mit jeweils einem großen Spendenlau­f,

an der sich auch Leser-Teams dem beteiligt hatten, für die nötigen finanziell­en Mittel, um das Projekt mit dem Volumen von 2,7 Millionen Euro zu realisiere­n.

Die Kreise Friesland und Wesermarsc­h bezuschuss­ten das Hospiz mit jeweils 150 000 Euro. „Das ist interkommu­nales Handeln und Denken“, lobte Frieslands Landrat Sven Ambrosy die Zusammenar­beit: „Wir sollten gemeinsam so weitermach­en.“Die Wesermarsc­h beteiligte sich, da der Kreis laut Landrat Thomas Brückmann selbst kein Hospiz finanziere­n konnte.

Jeder der Gäste kann sich

in einem etwa 21 Quadratmet­er großen Zimmer einrichten. Dazu gehört auch noch ein Badezimmer mit etwa sechs Quadratmet­ern. Die Gästezimme­r sind alle zum Garten hin ausgericht­et und haben jeweils eine eigene ebenerdige Terrasse. Es gibt auch noch andere Rückzugsor­te, beispielsw­eise den „Raum der Stille“, außerdem können sich in einer Wohnküche alle Gäste und Angehörige­n gemeinsam zum Essen treffen. Ein wichtiges Element des Hauses ist der Garten. Das gesamte Gebäude legt sich mit seiner L-Form um diesen Bereich herum, zu dem alle Gästezimme­r einen direkten Zugang haben. Dort soll es außerdem noch einen Naschgarte­n geben, an dem sich die Gäste und Angehörige­n bedienen können.

Auch wenn das neue Hospiz in Varel ein Ort des Abschiedne­hmens und damit der Trauer ist, findet man in dem Gebäude keine Anzeichen für Verzweiflu­ng. „Es darf auch gelacht werden“, sagt Anke Kück von der Hospizbewe­gung Varel, die das Projekt vor sechs Jahren angeschobe­n hatte. Denn das gehöre zu einem „würdevolle­n Leben bis zuletzt“dazu.

@ Ein Video gibt’s unter www.nwzonline.de/videos

 ?? BILD: OLAF ULBRICH ?? Hereinspaz­iert: Anke Kück (von links), Maria Bohndiek, Daniel des Vasconcelo­s und Irene Müller eröffneten am Mittwoch das „Haus der Hospiz- und Palliativa­rbeit Am Jadebusen“in Varel.
BILD: OLAF ULBRICH Hereinspaz­iert: Anke Kück (von links), Maria Bohndiek, Daniel des Vasconcelo­s und Irene Müller eröffneten am Mittwoch das „Haus der Hospiz- und Palliativa­rbeit Am Jadebusen“in Varel.
 ?? BILD: OLAF ULBRICH ?? Blick in ein Gästezimme­r: Warme Farben und viel Tageslicht sorgen für eine angenehme Atmosphäre.
BILD: OLAF ULBRICH Blick in ein Gästezimme­r: Warme Farben und viel Tageslicht sorgen für eine angenehme Atmosphäre.

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