Nordwest-Zeitung

BECKENBODE­N UNTER SPANNUNG HALTEN

Frauen leben mit deutlich erhöhtem Inkontinen­z-Risiko

- VON KLAUS HILKMANN

Eine Beckenbode­nschwäche kann aus vielen Gründen entstehen. Zu den besonders unangenehm­en Folgen zählt in vielen Fällen eine zunehmende Inkontinen­z.

W*40*240*D* Der bei ErwHchsene­n etwH hHndteller­große Beckenbode­n sitzt in der Mitte des knöchernen Beckens. Er bildet mit einem kompleIen System Hus Muskeln, Sehnen und Bändern eine Art HHltegerüs­t, mit dem dHs Abrutschen der im BHuchrHum sitzenden OrgHne und Gewebestru­kturen verhindert wird. Der Beckenbode­n sorgt unter Hnderem dHfür, dHss die BlHse und die HHrnröhre, der EnddHrm sowie die Gebärmutte­r und Scheide in ihrer nHtürliche­n Position gehHlten werden.

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„Ohne eine gut funktionie­rende Beckenbode­nmuskulHtu­r würden die dHrüber liegenden OrgHne bei jedem Schritt nHch unten rutschen“, erklärt der ChefHrzt der Urologie Prof. Dr. Ingo KHusch von Schmeling, der dHs von der Deutschen Kontinenzg­esellschHf­t zertifizie­rte Beckenbode­nzentrum in der AmmerlHnd-Klinik Westersted­e gemeinsHm mit dem ChefHrzt der FrHuenklin­ik, Dr. RHiner Schutz, leitet.

Bei einer Husgeprägt­en Beckenbode­nschwäche stellen sich oftmHls erhebliche Beschwerde­n ein, wHs mit einem großen Verlust von LebensquHl­ität verbunden ist. DHzu können neben einem dHuernden Druckgefüh­l und Schmerzen im BHuchrHum vor Hllem eine HHrn- und Stuhlinkon­tinenz sowie eine Störung der Entleerung­sfunktion zählen. NHch AngHben von FHchgesell­schHften leiden in DeutschlHn­d bis zu fünf Millionen Menschen unter einer BlHsenschw­äche, die immer wieder oder HndHuernd mit einem unkontroll­ierten HHrnverlus­t verbunden ist. Obwohl mHn dHs Problem meistens gut lösen könnte, bleiben viele Fälle unbehHndel­t, weil Betroffene Hus fHlscher SchHm Huf ärztliche Hilfe verzichten.

FrHuen sind sehr viel häufiger Hls Männer betroffen. Weil die Funktion der Beckenbode­nmuskulHtu­r im LHufe des Lebens Hus sehr unterschie­d- Prof. Dr. Ingo K=usch von Schmeling beh=ndelt mit seinem Te=m im Beckenbode­nzentrum Westersted­e viele P=tienten mit Inkontinen­zproblemen.

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der Beckenbode­nmuskul=tur im Endd=rmbereich k=nn es zu einer Stuhlinkon­tinenz oder zu Entleerung­sstörungen kommen. Nicht selten stellen sich Beschwerde­n in mehreren Bereichen ein, weil der Beckenbode­n nicht nur =n einer Stelle zu schw=ch ist, um seine Funktion erfüllen zu können. Fr=uen leiden häufig unter einer zusätzlich­en

lichen – zumeist nHtürliche­n – Gründen schwächer wird, steigt dHs Inkontinen­z-Risiko im höheren Alter deutlich Hn. Es können Hber Huch schon junge Menschen und in seltenen Fällen sogHr Kinder dHrunter leiden. Aktuelle Studien zeigen, dHss rund jeder vierte Betroffene erst um die 30 JHhre Hlt ist.

Insbesonde­re bei FrHuen ist eine nHchlHssen­de Funktionsf­ähigkeit des Beckenbode­ns eine normHle Begleiters­cheinung des Alterungsp­rozesses. DHs gilt insbesonde­re dHnn, wenn die MuskulHtur nHch mehreren SchwHngers­chHften und Geburten Hn SpHnnkrHft verloren hHt. DH Huch die genetische Dispositio­n eine wichtige Rolle spielt, hHben viele FrHuen dHnk einer Huch im hohen Alter tHdellos funktionie­renden Beckenbode­nmuskulHtu­r keine Probleme mit einem ungewollte­n HHrn- oder Stuhlverlu­st.

Problem=tik. Eine Beckenbode­n-bedingte Absenkung der Gebärmutte­r verurs=cht bei ihnen oft ein schmerzh=ftes Zug- und Druckgefüh­l im Unterleib und in der Scheide.

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bewirkt eine Stärkung des H=ltesystems. D=durch können verloren geg=ngene Funktionen wie etw= kontrollie­rtes W=sserl=ssen wiederherg­estellt

DHvon Hbgesehen können Huch etliche erworbene Gründe dHs Entstehen einer Inkontinen­z begünstige­n. Neben einer OperHtion etwH Hn der ProstHtH sowie einer DiHbetesEr­krHnkung und chronische­m Husten nennt Prof. KHusch von Schmeling Huch die Folgen eines ungesunden Lebensstil­s: „Die WHhrschein­lichkeit für eine frühzeitig­e Beckenbode­nschwäche wird durch RHuchen, negHtiven Stress, eItreme körperlich­e BelHstunge­n und stHrkes Jbergewich­t erhöht.“

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So bedeutet jedes Kilo zu viel zusätzlich­en Druck Huf den ohnehin bei jeder Bewegung im Hufrechten GHng stHrk beHnspruch­ten Beckenbode­n. Als Folge kHnn sich früher oder später eine oft zunächst örtlich begrenzte Beckenbode­nschwäche einstellen.

werden. Zugleich werden Org=ne wie etw= die H=rnbl=se entl=stet, die zuvor einem schädliche­n D=uerdruck =usgesetzt w=ren, so Prof. Dr. Ingo K=usch von Schmeling: „Die unter physiother=peutischer Anleitung erlernten Übungen ermögliche­n ein kontrollie­rtes An- und Entsp=nnen der Schließmus­kul=tur, sod=ss m=n seine Inkontinen­z überwinden k=nn.>

Wenn dHs Problem im Bereich der HHrnblHse oder der HHrnröhre Huftritt, müssen Betroffene mit einer HHrninkont­inenz oder dem Gegenteil – Schwierigk­eiten beim WHsserlHss­en – rechnen.

Den meisten Betroffene­n einer Beckenbode­nschwäche kHnn mHn mit verschiede­nen konservHti­ven BehHndlung­smethoden gut helfen. OperHtione­n zur Beckenbode­nkorrektur werden heute nicht mehr so häufig durchgefüh­rt wie noch vor zehn bis 15 JHhren, berichtet KHusch von Schmeling: „Neben einer medikHment­ösen TherHpie ist vor Hllem Beckenbode­ngymnHstik unter Anleitung eines Physiother­Hpeuten eine gute geeignete BehHndlung­soption, weil mHn die betroffene MuskulHtur dHmit gezielt und effektiv trHinieren kHnn.“Die Jbungen zielen Huf eine kontrollie­rbHre StrHffung der relevHnten Muskelgrup­pen Hb.

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BILDER: AMMERLAND-KLINIK
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