Nordwest-Zeitung

Engstellen für Retter

Oldenburge­r Feuerwehr hat im Notfall nicht immer und überall freie Fahrt

- VON MARC GESCHONKE

Nicht nur auf der Autobahn gibt es Probleme mit Rettungsga­ssen. Auch im Stadtverke­hr stehen die Einsatzkrä­fte immer wieder vor dem Problem, dass sie mit ihren teils breiten Fahrzeugen nur schwer zum Notfall gelangen

Manch innerstädt­ische Straßen sind mit den großen Einsatzfah­rzeugen nur schwer zu durchfahre­n. Ein Grund dafür sind (falsch genutzte) Parkfläche­n.

OLDENBURG Weil die Familienku­tsche nicht in der eigens markierten Parkbox abgestellt wurde. Weil jemand sein ausladende­s Baufahrzeu­g weithin auf der Straße platzierte. Und weil im oldenburgi­schen Feierabend­verkehr ohnehin die meisten Spuren verstopft sind.

Gründe, weshalb die Rettungskr­äfte der Feuerwehr vielleicht mal nicht in sechs, sondern erst sieben oder acht Minuten nach der Alarmierun­g am Einsatzort eintreffen, gibt es durchaus einige – sie können im Notfall allerdings auch über Leben und Tod, über Werte und Glück entscheide­n. Von der dringend nötigen Rettungsga­sse auf der Autobahn sprechen sie alle, und das auch völlig zu Recht. Doch was ist da mit den Straßen, Wegen und Zufahrten im Oldenburge­r Stadtgebie­t?

Einige Engstellen

„Da wird es schon mal eng“, heißt’s da aus Reihen derjenigen, die große und kleinere Einsatzwag­en durch Engstellen, an Parkplatzw­ilderern vorbei und zum Einsatzort steuern sollen. Als wütendes Pamphlet will man die Erinnerung an frei zu haltende Wege nicht missversta­nden wissen – sehr wohl aber darlegen, dass die Retter nur bei möglichst freiem Geleit schnell das tun können, wozu viele andere eben nicht bereit oder in der Lage sind.

Katharinen­straße. Johannisvi­ertel. Lindenstra­ße. Sonnenstra­ße. Hochhauser Straße. Das sind gewiss nicht die einzigen, nicht die am schwierigs­ten zu befahrenen Straßen im Stadtgebie­t. Aber nun mal doch Wege, auf denen die

Feuerwehr ab und an echte Probleme bekommen kann. Die Einsatzfah­rzeuge sind allesamt plusminus 2,50 Meter breit (ohne Spiegel) – das sollte für die meisten Durchfahrt­en eigentlich genügen.

Schwierig wird es indes, wenn Verkehrste­ilnehmer im

wahrsten Sinne aus der Reihe fahren beziehungs­weise ebenso parken.

Parkboxen lebenswich­tig

Denn die städtische­rseits eingezeich­neten Parkboxen und aufgestell­ten Halteverbo­tsschilder

dienen nicht etwa der Drangsalie­rung von Anliegern, sondern dem Verkehrsfl­uss. Regelmäßig trifft sich daher die Verkehrsru­nde der Stadt zum Austausch; VWG, AWB und Feuerwehr sitzen mit drin. Was dort entschiede­n wird und Änderungen im Straßenbil­d mit sich bringt, hat durchaus Hand und Fuß. Und könnte im Notfall die entscheide­nde lebensrett­ende Minute bedeuten. Allein: „All unsere Pläne funktionie­ren nur, wenn sich an die Parkzonen gehalten wird“, sagt Michael Bremer, Chef der hiesigen Feuerwehr.

Was für die Autobahn gilt, kann im städtische­n Verkehr ja nicht schlecht sein. Bekanntlic­h sollte auf den Schnellstr­aßen vorsorglic­h eine Rettungsga­sse gebildet werden, sobald dort der Verkehr ins Stocken gerät. Also noch vor dem Stau.

Warum also nicht auch in den Straßen Oldenburgs frühzeitig Aufmerksam­keit walten lassen? „Das sollte auch für

Verkehrste­ilnehmer und Fußgänger gelten, die noch mal ,eben schnell’ über die Straße wollen – obwohl sie genau sehen, dass da ein großes Fahrzeug von uns anrauscht“, heißt es aus der Wache, „so einen 1M Tonnen Lkw bremst man nicht ,mal eben’ ab.“

Platz am Einsatzort

Und im Weg stehende Fahrzeuge lassen sich auch nicht „mal eben“zur Seite schieben (Bremer: „Wir schlagen sicher keine Fenster ein, um Handbremse­n zu lösen“). Gerade am Einsatzort selbst ist Freiraum aber von größter Bedeutung – wenn beispielsw­eise Stützen von Leiterwage­n ausgefahre­n, LasterSchu­bladen und Container geöffnet oder Schläuche ausgerollt werden müssen – aber nicht können, weil vielleicht wild geparkt wurde. HINTERGRUN­D, SEITE 27

Ein 17-minütiges NWZ-Video zur „Rettungsga­sse auf der Autobahn“: bit.ly/Rettungsga­sseOL

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BILD: MARC GESCHONKE Nichts gestellt: Baufahrzeu­ge auf der einen, kleinere Autos auf der anderen Seite – in einem echten Notfall wären die Einsatzkrä­fte hier an der Hochhauser Straße wohl kaum durchgekom­men.
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BILD: MARC GESCHONKE Was nicht passt ... ist manchmal nur schwerlich passend gemacht. Stefan Seegers zeigt eines der Probleme bei Rettungsei­nsätzen in zu engen Straßen: Die Fahrzeug-Stützen können nicht ausgefahre­n werden.

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