Engstellen für Retter
Oldenburger Feuerwehr hat im Notfall nicht immer und überall freie Fahrt
Nicht nur auf der Autobahn gibt es Probleme mit Rettungsgassen. Auch im Stadtverkehr stehen die Einsatzkräfte immer wieder vor dem Problem, dass sie mit ihren teils breiten Fahrzeugen nur schwer zum Notfall gelangen
Manch innerstädtische Straßen sind mit den großen Einsatzfahrzeugen nur schwer zu durchfahren. Ein Grund dafür sind (falsch genutzte) Parkflächen.
OLDENBURG Weil die Familienkutsche nicht in der eigens markierten Parkbox abgestellt wurde. Weil jemand sein ausladendes Baufahrzeug weithin auf der Straße platzierte. Und weil im oldenburgischen Feierabendverkehr ohnehin die meisten Spuren verstopft sind.
Gründe, weshalb die Rettungskräfte der Feuerwehr vielleicht mal nicht in sechs, sondern erst sieben oder acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eintreffen, gibt es durchaus einige – sie können im Notfall allerdings auch über Leben und Tod, über Werte und Glück entscheiden. Von der dringend nötigen Rettungsgasse auf der Autobahn sprechen sie alle, und das auch völlig zu Recht. Doch was ist da mit den Straßen, Wegen und Zufahrten im Oldenburger Stadtgebiet?
Einige Engstellen
„Da wird es schon mal eng“, heißt’s da aus Reihen derjenigen, die große und kleinere Einsatzwagen durch Engstellen, an Parkplatzwilderern vorbei und zum Einsatzort steuern sollen. Als wütendes Pamphlet will man die Erinnerung an frei zu haltende Wege nicht missverstanden wissen – sehr wohl aber darlegen, dass die Retter nur bei möglichst freiem Geleit schnell das tun können, wozu viele andere eben nicht bereit oder in der Lage sind.
Katharinenstraße. Johannisviertel. Lindenstraße. Sonnenstraße. Hochhauser Straße. Das sind gewiss nicht die einzigen, nicht die am schwierigsten zu befahrenen Straßen im Stadtgebiet. Aber nun mal doch Wege, auf denen die
Feuerwehr ab und an echte Probleme bekommen kann. Die Einsatzfahrzeuge sind allesamt plusminus 2,50 Meter breit (ohne Spiegel) – das sollte für die meisten Durchfahrten eigentlich genügen.
Schwierig wird es indes, wenn Verkehrsteilnehmer im
wahrsten Sinne aus der Reihe fahren beziehungsweise ebenso parken.
Parkboxen lebenswichtig
Denn die städtischerseits eingezeichneten Parkboxen und aufgestellten Halteverbotsschilder
dienen nicht etwa der Drangsalierung von Anliegern, sondern dem Verkehrsfluss. Regelmäßig trifft sich daher die Verkehrsrunde der Stadt zum Austausch; VWG, AWB und Feuerwehr sitzen mit drin. Was dort entschieden wird und Änderungen im Straßenbild mit sich bringt, hat durchaus Hand und Fuß. Und könnte im Notfall die entscheidende lebensrettende Minute bedeuten. Allein: „All unsere Pläne funktionieren nur, wenn sich an die Parkzonen gehalten wird“, sagt Michael Bremer, Chef der hiesigen Feuerwehr.
Was für die Autobahn gilt, kann im städtischen Verkehr ja nicht schlecht sein. Bekanntlich sollte auf den Schnellstraßen vorsorglich eine Rettungsgasse gebildet werden, sobald dort der Verkehr ins Stocken gerät. Also noch vor dem Stau.
Warum also nicht auch in den Straßen Oldenburgs frühzeitig Aufmerksamkeit walten lassen? „Das sollte auch für
Verkehrsteilnehmer und Fußgänger gelten, die noch mal ,eben schnell’ über die Straße wollen – obwohl sie genau sehen, dass da ein großes Fahrzeug von uns anrauscht“, heißt es aus der Wache, „so einen 1M Tonnen Lkw bremst man nicht ,mal eben’ ab.“
Platz am Einsatzort
Und im Weg stehende Fahrzeuge lassen sich auch nicht „mal eben“zur Seite schieben (Bremer: „Wir schlagen sicher keine Fenster ein, um Handbremsen zu lösen“). Gerade am Einsatzort selbst ist Freiraum aber von größter Bedeutung – wenn beispielsweise Stützen von Leiterwagen ausgefahren, LasterSchubladen und Container geöffnet oder Schläuche ausgerollt werden müssen – aber nicht können, weil vielleicht wild geparkt wurde. HINTERGRUND, SEITE 27
Ein 17-minütiges NWZ-Video zur „Rettungsgasse auf der Autobahn“: bit.ly/RettungsgasseOL