Einsichten
Die EU weiß, dass China ein sehr anstrengender und hungriger Partner sein kann. Wann auch immer Peking in den vergangenen Jahren Marktöffnungen versprach und umfangreiche neue Handelsprojekte wie die Seidenstraße auf den Weg brachte, stellte sich hinterher heraus, dass es vor allem um Garantien für einheimische Unternehmen ging. Marktabschottung, das Absaugen von westlichem Know-how, die nicht enden wollenden Verstöße gegen Urheberrechte in fast allen Bereichen – all das passt nicht zu den Bekenntnissen für einen fairen Welthandel.
Und es bremst das, was Peking und Brüssel jetzt eigentlich bräuchten: einen verantwortungsvollen Umgang miteinander, um die Potenziale beider Märkte zu entwickeln und auf der internationalen Bühne Konflikte befrieden zu können. Doch dazu scheint China noch nicht reif genug. Dabei wissen alle, dass sie neue Regeln für den Welthandel brauchen, weil sonst jeder zum Verlierer wird. Ob Peking und Brüssel gemeinsam genügend Gewicht auf die Waagschale bringen, um Moskau und Washington mit an Bord zu holen? Es wäre die Lösung. Aber die scheint derzeit ganz weit weg zu sein.
Bis dahin bleibt Europäern und Chinesen nur, so viel Gemeinsamkeit wie möglich zu entwickeln – auch wenn das mit schier unendlichen Anstrengungen im Reich der Mitte verbunden ist. Die EU hat immer auf das politische Prinzip des Wandels durch Annäherung gesetzt. Zeitweise war man sich in Brüssel sogar sicher, Peking in eine Demokratie hineinlocken zu können, wenn nur der Wohlstand endlich steigen würde. Doch diese Illusion hat man längst fallenlassen. Die beiden Blöcke verstehen sich, wenn sie an den Projekten zusammenarbeiten, die unumstritten sind: von Klima- und Umweltschutz über Investorenschutz bis hin zu neuen Copyright-Regelungen. Damit wurde reichlich Stoff für die konkreten Verhandlungen zusammengetragen. Denn China hat – vielleicht von der grünen Energiegewinnung abgesehen – in vielen Bereichen großen Nachholbedarf.