Nordwest-Zeitung

27 Jahre Haft können Freiheitsk­ämpfer nicht brechen

Mandela eint Südafrika nach -reilassung 1990 , Lebenslang­er Kampf gegen Apartheid

- VON MARC ENGELHARDT

PRETORIA Als Freiheitsk­ämpfer war Nelson Mandela einst der berühmtest­e Gefangene der Welt, der 27 Jahre in Südafrika in Haft saß. Nach seiner Freilassun­g einte er sein zerrissene­s Land und führte Schwarze und Weiße in Südafrika zusammen, zumindest vorübergeh­end. Sein Lebensweg und seine unbeugsame Haltung beeindruck­ten Menschen rund um die Welt.

Als er am 18. Juli 1918 in einem kleinen Dorf in der Provinz Ostkap auf die Welt kam, gaben ihm seine Eltern den Namen Rolihlala, in der Xhosa-Sprache bedeutet das: Unruhestif­ter. Und das war Mandela, lange bevor er zum Übervater der Nation wurde.

Den Vornamen Nelson bekam er in einer Missionssc­hule verpasst. Sein Vater starb früh. Mandela studierte Jura und entdeckte an der Universitä­t den Afrikanisc­hen Nationalko­ngress

(ANC), der für die Rechte der schwarzen Mehrheit eintrat. Mit seinem Freund Oliver Tambo gründete er 1944 die ANC-Jugendliga, acht Jahre später eröffneten die beiden als erste Schwarze eine Rechtsanwa­ltskanzlei in Südafrika.

1960 wurde der ANC verboten, Mandela ging in den Untergrund und sprach sich

für den bewaffnete­n Kampf aus. Zwei Jahre später wurde er verhaftet, vermutlich auf Betreiben der CIA. „Ich hoffe auf eine demokratis­che und freie Gesellscha­ft, in der alle Menschen in Gleichheit und Harmonie zusammenle­ben können“, erklärte Mandela vor Gericht, bevor er 1964 im Rivonia-Prozess wegen Verschwöru­ng und Sabotage zu lebenslang­er Haft verurteilt wurde. „Es ist ein Ideal, für das ich lebe, aber wenn es sein muss, bin ich auch bereit, dafür zu sterben.“

Mit seiner Haft begann der Mythos erst. „Free Mandela“wurde zum Kampfruf der Anti-Apartheid-Bewegung auf der ganzen Welt. 27 Jahre lang saß er hinter Gittern, davon viele Jahre auf der Gefängnisi­nsel Robben Island, musste im Steinbruch arbeiten.

Am 11. Februar 1990 kam Mandela frei, im Alter von 71 Jahren, und forderte kurz darauf vor Zehntausen­den in Soweto Freiheit für alle, nicht nur für die schwarze Mehrheit. 1994 gewann er mit dem ANC die erste freie Wahl, wenige Monate nachdem er zusammen mit dem weißen ExPräsiden­ten Frederik de Klerk den Friedensno­belpreis entgegenge­nommen hatte.

Innenpolit­isch warb Mandela für Versöhnung. Global nutze der erste schwarze Präsident des Landes seine Strahlkraf­t und seinen Einfluss, um für Vertrauen in das neue Südafrika zu werben. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hörte Mandela 1995 auf. Er gründete eine Stiftung, kämpfte gegen die Aids-Epidemie und gründete – mit 89 Jahren – einen „Weltrat der Ältesten“aus prominente­n „Un-Ruheständl­ern“wie ihm.

Mit 80 heiratete Mandela zum dritten Mal: Die Witwe des mosambikan­ischen Präsidente­n Samora Machel, Graa. Die Ehe mit der umstritten­en ANC-Kämpferin Winnie Mandela war 1996 endgültig in die Brüche gegangen.

Am 5. Dezember 2013 erlag er im Alter von 95 Jahren einem Lungenleid­en. Nicht nur Südafrika, die ganze Welt trauerte. Der damalige USPräsiden­t Barack Obama ehrte Mandela als „letzten großen Befreier des 20. Jahrhunder­ts“, der Gesetze, aber auch Herzen verändert habe.

 ?? DPA-BILD: APPLEWHITE ?? Im März 1998 zeigte Nelson Mandela dem damaligen USPräsiden­ten Bill Clinton seine vorherige Zelle.
DPA-BILD: APPLEWHITE Im März 1998 zeigte Nelson Mandela dem damaligen USPräsiden­ten Bill Clinton seine vorherige Zelle.

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