Nordwest-Zeitung

Tennis-Queen gönnt sich Auszeit

So plant Angelique Kerber die nächsten Wochen

- VON KRISTINA PUCK UND PIRMIN CLOSSE

Kerbers WimbledonT­riumph brachte Tennis wieder mehr in den Fo2us der Öffentlich­2eit. Satt ist die 30-Jährige noch längst nicht.

LONDON Gespielt wurde Chris de Burghs Klassiker „Lady in Red“, und Angelique Kerber, im langen roten Abendkleid, ließ sich nicht zweimal bitten. Strahlend drehte sich Deutschlan­ds beste Tennisspie­lerin mit NoBühne. vak Djokovic auf der

Dabei ist die Tradition des Tanzens beim Champions Dinner in Wimbledon eigentabge­schafft. lich schon lange Doch der serbische RasenKönig forderte die Kielerin auf  unter Oh und Ah aus dem Publikum  und veranschli­eßend beugte sich vor der ersten deutschen Wimbledons­iegerin seit Steffi Graf vor 22 Jahren. „Das hier“, sagte Kerber, „ist einer der speziellst­en Abende meiner Karriere. Ich kann es immer noch nicht glauben, ich brauche sicher noch ein paar Tage.“

Nach Rindercarp­accio, Heilbutt und zum Nachtisch Erdbeeren verabschie­dete sich die 30-Jährige nach Mitternach­t aus der Londoner Guildhall. Die Sieger-Schale wurde ihr abgenommen, eine kleinere Replika nimmt sie mit. „Die gebe ich auch nicht mehr her“, sagte die gebürtige Bremerin. Was jetzt als Nächstes kommt? „Der Nächste“, antwortete Kerber  und meint wohl den nächsten Titel.

Sie hat die Australian Open gewonnen, sie hat sich Olym-

pia-Silber in Rio gesichert, sie hat den Sprung zur Nummer eins gehat schafft, sie bei den US Open triumphier­t. Und nun ist sie die erste deutsche Wimbledons­iegerin in diesem Jahrtausen­d  und hat dem Tennis hierzuland­e einen großen Gefallen getan.

Das jedenfalls glaubt Dirk Hordorff, Vizepräsid­ent Sport im Deutschen Tennis Bund (DTB). „Wimbledon ist das am meisten wahrgenomm­ene Turnier“, sagte Hordorff: „Ein Wimbledons­ieg holt auch die zurück, die sonst nur über die alten Zeiten reden.“Zumal HorSpieler­in dorff keine sieht, die Kerber in den kommenden Wochen und Monaten so richtig gefährlich werden könnte: „Bei den US Open ist sie sicher die Favoritin, ich würde keine vor ihr nennen.“Und auch den Sieg bei den French Open, der Kerbers Karriere-Grand-Slam komplettie­ren würde, traut HorNummer dorff seiner eins, die in der Welt nun wieder die Nummer vier ist, zu: „Das ist zwar schwierig, aber nicht ausgeschlo­ssen.“

So ganz wird Kerbers Wimbledons­ieg das Rad nicht zurückdreh­en können. Im Schnitt 2,28 Millionen sahen am Samstag das Finale live im ZDF, das wirkt auf den ersten Blick bescheiden. Auf den zweiten Blick jedoch ist es in Verbindung mit einem Marktantei­l von 13,6 Prozent durchaus als kleiner Erfolg zu werten. Dazu hat Kerber über die reine TV-Zuschauerz­ahl hinaus einiges für die Popularitä­t ihres Sport bewirkt, durch ihren Wimbledon-Triumph war Tennis plötzlich sogar in der Tagesschau ein großes Thema.

„Wir stehen am Anfang eines kleinen Booms“, sagte Hordorff und verwies in dem Zusammenha­ng auch auf den Weltrangli­stendritte­n Alexander Zverev: „Es tut sich was im deutschen Tennis.“

Kerber gönnte sich derweil am Montag zunächst eine kurze Stippvisit­e bei den Großeltern in Polen, ehe sie an diesem Dienstag zu einer Pressekonf­erenz bei einer ihrer Sponsoren in Stuttgart erwartet wird. So viele freie Tage „wie möglich“will die Tennis-Queen mit ihrem Trainer Wim Fissette aushandeln, bevor sie wieder mit dem Training beginnt.

Danach ist die 30-Jährige zu neuen sportliche­n Großtaten bereit. „Aufhören ist ganz weit weg. Das ist überhaupt kein Thema“, sagte Kerber. Ihren nächsten Turnier-Auftritt hat sie für Anfang August in Montreal geplant. Die US Open, bei denen sie in ihrer Frust-Saison 2017 in der ersten Runde gescheiter­t war, beginnen am 27. August.

„Ein Wimbledons­ieg holt auch die zurück, die sonst nurüberdie­alten Zeiten reden.“DIRK HORDORFF, DTB-VIZEPRÄSID­ENT

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BILD: KERBER/INSTAGRAM Rote Göttin: Angelique Kerber beim Champions Dinner

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