Nordwest-Zeitung

So funktionie­rt der Einsatz im Notfall

(Fast) alle Rettungskr­äfte können alle Fahrzeuge bedienen

- VON MARC GESCHONKE

Immer mehr Verkehrste­ilnehmer seien „immer weniger entspannt“. Retter werden per Router zum Einsatzort geleitet.

OLDENBURG Es sind Nachrichte­n, die schockiere­n – und oftmals am gesunden Menschenve­rstand (ver-)zweifeln lassen. „Einige wartende Auto- und Lkw-Fahrer bildeten keine Rettungsga­sse, so dass Einsatzkrä­fte der Feuerwehr zwei Kilometer zu Fuß Richtung Unfallstel­le laufen mussten, um die Rettungsga­sse einzuleite­n“, hieß es Anfang Juni in der Ð. „Mehrere Fahrzeuge hatten die Rettungsga­sse nicht ausreichen­d gebildet und erschwerte­n die Anfahrt“, so eine Polizeimel­dung zu einem Unfall zwischen Wechloy und Neuenkruge Ende Juni, und: „Ein Fahrer nutzte die anschließe­nd freiwerden­de Rettungsga­sse, um der Feuerwehr bis zur Unfallstel­le zu folgen. Dort pöbelte er in Richtung der Rettungskr­äfte.“

Vorausdenk­end fahren

Es gebe ja auch genügend gute Gegenbeisp­iele, sagt Amtsleiter Michael Bremer da, und überhaupt: Unliebsame Geschehnis­se und allzu starke Behinderun­gen in der Stadt hielten sich wohl auch noch in Grenzen. Aber: Dass immer mehr Menschen im Verkehr immer weniger „entspannt“seien, stellten die Kollegen bei ihren Einsatzfah­rten durchaus fest.

„Wenn wir innerstädt­isch unterwegs sind, müssen wir immer damit rechnen, dass andere Verkehrste­ilnehmer unsere Einsatzfah­rzeuge nicht wahrnehmen – trotz optischer und akustische­r Hinweise“, sagt er. Blaulicht und Sirene allein scheinen also oftmals nicht mehr Reizpunkt genug. Mittlerwei­le setze man daher gehäuft (und manuell nach Bedarf) pneumatisc­he Hörner ein, auch Frontblitz­leuchten dürften allzu gut abgeschirm­te Autofahrer auf den Hintermann aufmerksam machen.

Mögliche Unwegsamke­iten Richtung Zielort – aktuelle und auch grundsätzl­iche – sind den Blaulicht-Fahrern in den meisten Fällen bekannt. Um mögliche Staubildun­gen zu umfahren, erhalten sie schon mit der Alarmierun­g eine entspreche­nd eingestell­te Navigation und Ausrückord­nung der beteiligte­n Fahrzeuge. Beides lässt sich bei neuen Erkenntnis­sen zum Einsatz zügig abändern.

Leitwagen voraus

Überdies gibt’s da auch noch den Einsatzlei­twagen, der einige Sekunden früher los und damit vorweg fährt, um den nachfolgen­den Kollegen auf den weitaus größeren Fahrzeugen (siehe Beispiele mit Maßen) im Fall des Falles Hinweise auf unerwartet­e Engstellen und Umleitungs­empfehlung­en zu geben. An der Einsatzste­lle selbst sortiert der Zugführer dann auch die Kräfte, ordnet und positionie­rt die Fahrzeuge für einen bestmöglic­hen Rettungsei­nsatz. Derweil können die Kollegen auf der Wache der Berufsfeue­rwehr zeitgleich verfolgen, welche Fahrzeuge im Einsatz oder darüber hinaus noch verfügbar sind. Ein Monitor zeigt all die ELW (Einsatzlei­twagen), NEF (Notarzt-Einsatzfah­rzeug), GW (Gerätewage­n) und viele weitere Modelle mit höchst seltsamen Abkürzunge­n an – ein anderer die jüngst eingegange­nen Notrufe und dafür eingesetzt­e Fahrzeuge. Der Großteil der Feuerwehrk­räfte ist im Besitz eines CE-Führersche­ins, darf und kann also einen Lkw mit Anhänger lenken. Zum Glück ist ein Kollege Fahrlehrer, er darf entspreche­nd „auf dem Bock“ausbilden. Erst kürzlich gab’s ein Geländefah­rtraining auf dem Standortüb­ungsplatz der Bundeswehr in Bümmersted­e. „Normale“Fahrsicher­heitstrain­ings auf großem Gerät finden indes in Wilhelmsha­ven statt.

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BILD: MG Auf Monitoren werden die Fahrzeuge im Einsatz angezeigt.

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