Sreundschaft ist kein Wunder mehr
Teutsch-Französische Gesellschaft erinnert an Gründung vor 70 Jahren
Die Gründer nannten sich „Freunde des Romain Rolland“. Hunderte Oldenburger machten sich früher Jahr für Jahr auf den Weg zu den Freunden in Cholet.
OLDENBURG Was war das „Wunder des 20. Jahrhunderts“? Junge Menschen werden kaum darauf kommen, was der frühere französische Staatspräsident Charles de Gaulle meinte: die deutschfranzösische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Was heute selbstverständlich erscheint, war damals aufsehenerregend: der Aufbau von Partnerschaftsvereinen und Gesellschaften zur Pflege grenzüberschreitender Beziehungen. Besuche, kultureller Austausch, Vorträge und vieles mehr sollten helfen, das Wort „Erbfeind“endgültig aus dem Vokabular der Menschen beidseits des Rheins zu tilgen.
Und dieser Versuch wurde eine Erfolgsgeschichte. Deutschland und Frankreich pflegen enge Beziehungen auf vielen Ebenen. Politisch gelten beide Staaten als ein Motor für die Europäische Union.
Die Partnerschaftsorganisationen entwickelten ein reges Leben. In Oldenburg gründete sich 1948 eine Deutsch-Französische Gesellschaft – wie es heißt nach Hamburg die zweitälteste Gesellschaft. Deutsche und Franzosen in Oldenburg zusammenzubringen und „ein vielfältiges Bild französischen Lebens und französischer Kultur“zu ermitteln – dieses Ziel verfolgt der Verein von der Gründung bis heute.
Pazifist stand Pate
„Die Gründung damals war visionär“, blickt die Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft Oldenburg, Catherine Rüppell, zurück. Den Grundstock für die Beziehungen über die Grenze Gemeinsam auf Reisen: Oldenburger und Freunde aus der Partnerstadt Cholet trafen sich in Freiburg.
legte ein Kreis von Menschen, die sich „Freunde des Romain Rolland“nannten. Die nach dem bekannten französischen Schriftsteller und Pazifisten benannte Initiative war die Keimzelle, aus der sich die Deutsch-Französische Gesellschaft entwickelte, erzählt die in Frankreich geborene Vorsitzende der Oldenburger Gruppe.
Vorträge, literarische Treffen und weitere kulturelle Begegnungen waren ein wichtiges Standbein der Arbeit. Später sei die Arbeit mit Kindergruppen hinzugekommen, erinnert sich Catherine Rüppell. Zahlreiche Fahrten in Oldenburgs französische Partnerstadt Cholet vertieften die Beziehungen. „Ich erinnere mich an ein Jahr, in dem 13 Busse mit Oldenburgern nach Cholet gefahren sind“, berichtet Catherine Rüppell. Das sei heute gar nicht mehr denkbar.
„Weil bei diesen Treffen auch immer die Kinder dabei waren, entwickelten sich freundschaftliche Kontakte auch in der nächsten Generation.“Einen Erfolg konnte die Gesellschaft verbuchen mit dem Bemühen, Französisch Erinnerung: Die Deutsch-Französische Gesellschaft feierte im Mai 1998 ihr 50-jähriges Bestehen im PFL.
als 1. Fremdsprache anzubieten – „da war das Neue Gymnasium Vorreiter“, berichtet Catherine Rüppell. Hohe Auszeichnungen von französischer und deutscher Seite dokumentieren den Einsatz von Mitgliedern der Gesellschaft.
In den vergangenen Jahren sei es schwerer geworden, junge Menschen für die Deutsch-Französisch Gesellschaft zu gewinnen, sagt die Vorsitzende. „Die deutschfranzösische Verständigung
wird gar nicht mehr in Frage gestellt.“Die Zahl der Mitglieder liege bei etwa 260; aktiv am Programm beteiligten sich etwa 50, sagt Catherine Rüppell, „viele sind schon älter“.
Konversation gefragt
Gut angenommen werde der Sprachkonversationskurs der Deutsch-Französischen Gesellschaft. Im „Café littéraire“, zu dem jeweils ein Dutzend Mitglieder kommen,
werden französischsprachige Bücher besprochen. Beim nächsten Treffen am 29. September geht es um Éric-Emmanuel Schmitts Buch „La rêveuse d’Ostende et autres histories“. Ein kurzweiliges Thema: Ein Mann lernt in einem kleinen Nordsee-Städtchen eine Frau kennen, die ihm ihre fantastische Lebensgeschichte erzählt – handelt es sich um eine hinreißende Schwindlerin oder um eine wirklich einzigartige Frau?
Eine Reise führte Mitglieder der Gesellschaft im vergangenen Jahr zu einem mehrtägigen Treffen mit Freunden der CFA (CholetFrance-Allemagne) aus Cholet nach Freiburg.