Nordwest-Zeitung

Chatten hilft gegen die Trauer

Onlinebera­tung da-sein.de bietet Beistand per E-Mail im Internet an

- VON ANNA LORENZEN

Viele Menschen scheuen sich davor, Trauerbegl­eitung in Anspruch zu nehmen. Die Stiftung Hospizdien­st Oldenburg probiert nun einen neuen Weg aus.

OLDENBURG Wohin mit der Trauer? Oft fällt es schwer, nach Schicksals­schlägen wie dem Tod der besten Freundin, der geliebten Oma oder der eigenen Erkrankung mit jemandem darüber zu reden. Der Ambulante (Kinder-)Hospizdien­st Oldenburg bietet daher seit einigen Jahren mit seiner Onlinebera­tung dasein.de Beistand per E-Mail an. Um die Hemmschwel­le für Hilfesuche­nde zu senken, hat die Einrichtun­g ihr Angebot um einen anonymen Chatroom erweitert. Trauernde Jugendlich­e und junge Erwachsene können jeden Sonntag zwischen 20 und 21 Uhr unter da-sein.de mit dem ehrenamtli­chen Team Kontakt aufnehmen.

Der Chat dient nicht der persönlich­en Trauerbegl­eitung – diese findet ausschließ­lich per E-Mail statt. Vielmehr bietet er die Möglichkei­t, sich direkt und ohne Registrier­ung (erforderli­ch ist nur ein Nickname) über das Angebot von da-sein.de zu informiere­n. Interessie­rte können so zum Beispiel herausfind­en, ob das Angebot überhaupt für sie infrage kommt und wie genau

die E-Mail-Begleitung abläuft.

Außerdem ermöglicht der Gruppencha­t einen anonymen Austausch zwischen den Jugendlich­en. Die Moderation erfolgt durch gleichaltr­ige Berater, sogenannte­n „Peers“.

Teamleiter­in Cordelia Wach hofft, dass sich belastete Jugendlich­e durch den Chatroom angesproch­en fühlen und ihre Scheu vor der Kontaktauf­nahme so überwinden

können: „Wir haben bemerkt, dass sich viele Nutzer zwar bei uns registrier­en, dann aber keine weiteren Schritte in Angriff nehmen. Wir glauben, dass die unmittelba­re und anonyme Art des Chattens diese Hemmungen verringern kann.“

Ende Juni tauschten sich Jugendlich­e zum ersten Mal in dem Peer-Chat von dasein.de aus. „Die Resonanz war gut. Es wurden vor allem allgemeine Fragen gestellt, aber Fragen auch persönlich­er Art zum Umgang mit der eigenen Erkrankung und dem familiären Umfeld“, sagt Cordelia Wach.

In Fällen wie diesen bitten die Moderatore­n des Chats die Betroffene­n in das virtuelle „Sprechzimm­er“. Hier kann in einem Vier-Augen-Gespräch mit einem ehrenamtli­chen Teammitgli­ed über weitere Beratungen oder Hilfsangeb­ote gesprochen werden. Cordelia Wach stellt in Aussicht: „Je nach Resonanz könnte man den Chat in Zukunft auch häufiger anbieten und das Angebot weiter ausbauen.“

 ?? DPA-BILD: JASPERSEN ?? Teamleiter­in Cordelia Wach vom Internet-Portal da-sein.de sitzt in Oldenburg im Büro vor dem Computer mit der geöffneten Internetse­ite. Die Seite bietet ehrenamtli­ch für junge Menschen Trauer- und Sterbebegl­eitung an.
DPA-BILD: JASPERSEN Teamleiter­in Cordelia Wach vom Internet-Portal da-sein.de sitzt in Oldenburg im Büro vor dem Computer mit der geöffneten Internetse­ite. Die Seite bietet ehrenamtli­ch für junge Menschen Trauer- und Sterbebegl­eitung an.

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