Chatten hilft gegen die Trauer
Onlineberatung da-sein.de bietet Beistand per E-Mail im Internet an
Viele Menschen scheuen sich davor, Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen. Die Stiftung Hospizdienst Oldenburg probiert nun einen neuen Weg aus.
OLDENBURG Wohin mit der Trauer? Oft fällt es schwer, nach Schicksalsschlägen wie dem Tod der besten Freundin, der geliebten Oma oder der eigenen Erkrankung mit jemandem darüber zu reden. Der Ambulante (Kinder-)Hospizdienst Oldenburg bietet daher seit einigen Jahren mit seiner Onlineberatung dasein.de Beistand per E-Mail an. Um die Hemmschwelle für Hilfesuchende zu senken, hat die Einrichtung ihr Angebot um einen anonymen Chatroom erweitert. Trauernde Jugendliche und junge Erwachsene können jeden Sonntag zwischen 20 und 21 Uhr unter da-sein.de mit dem ehrenamtlichen Team Kontakt aufnehmen.
Der Chat dient nicht der persönlichen Trauerbegleitung – diese findet ausschließlich per E-Mail statt. Vielmehr bietet er die Möglichkeit, sich direkt und ohne Registrierung (erforderlich ist nur ein Nickname) über das Angebot von da-sein.de zu informieren. Interessierte können so zum Beispiel herausfinden, ob das Angebot überhaupt für sie infrage kommt und wie genau
die E-Mail-Begleitung abläuft.
Außerdem ermöglicht der Gruppenchat einen anonymen Austausch zwischen den Jugendlichen. Die Moderation erfolgt durch gleichaltrige Berater, sogenannten „Peers“.
Teamleiterin Cordelia Wach hofft, dass sich belastete Jugendliche durch den Chatroom angesprochen fühlen und ihre Scheu vor der Kontaktaufnahme so überwinden
können: „Wir haben bemerkt, dass sich viele Nutzer zwar bei uns registrieren, dann aber keine weiteren Schritte in Angriff nehmen. Wir glauben, dass die unmittelbare und anonyme Art des Chattens diese Hemmungen verringern kann.“
Ende Juni tauschten sich Jugendliche zum ersten Mal in dem Peer-Chat von dasein.de aus. „Die Resonanz war gut. Es wurden vor allem allgemeine Fragen gestellt, aber Fragen auch persönlicher Art zum Umgang mit der eigenen Erkrankung und dem familiären Umfeld“, sagt Cordelia Wach.
In Fällen wie diesen bitten die Moderatoren des Chats die Betroffenen in das virtuelle „Sprechzimmer“. Hier kann in einem Vier-Augen-Gespräch mit einem ehrenamtlichen Teammitglied über weitere Beratungen oder Hilfsangebote gesprochen werden. Cordelia Wach stellt in Aussicht: „Je nach Resonanz könnte man den Chat in Zukunft auch häufiger anbieten und das Angebot weiter ausbauen.“